In Karlstadt bei Lidl oder Deichmann einzukaufen ohne eine Parkscheibe ins Auto zu legen kann jetzt fast 25 Euro kosten. Diese Vertragsstrafe verlangt die Firma "fair parken", die diesen Parkplatz seit 25. März betreut. Ebenfalls bewirtschaftet wird inzwischen der Parkplatz des ehemaligen Krankenhauses. Er ist seit dem Verkauf an die Beethoven-Gruppe Privatgelände. Für kurze Zeit wird man dort aus Kulanz aber noch kostenlos parken können.
Beides ist in Karlstadt derzeit Stadtgespräch. Allerdings gibt es auch auf den Parkplätzen der anderen Verbrauchermärkte Regeln, die Fremd- und Dauerparker ausschließen sollen. Aus Sicht der Geschäftsinhaber ist das durchaus verständlich, sie halten die Parkplätze schließlich für ihre Kunden vor.
Die Firma "fair parken" sitzt in Düsseldorf, hat mit der Pressearbeit aber ein Marketing- und Public-Relation-Unternehmen aus Frankfurt beauftragt. Dieses erklärt auf Anfrage, dass die Einführung auf dem Parkplatz in der Gemündener Straße in mehreren Phasen erfolgt: Nach Übernahme der "Betreuung" des Parkplatzes wurden die großen Hinweistafeln zur auf drei Stunden begrenzten Parkzeit mit Parkscheibenpflicht und 24,90 Euro Vertragsstrafe sowie Tafeln mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgestellt.
Einführung stufenweise
Ein Woche lang wurden ab dem 25. März kostenfreie Hinweiszettel zur Regelung verteilt. Dann folgte eine Woche mit einer auf 9,90 Euro reduzierten Vertragsstrafe. Die Einführungsphase ist mittlerweile abgelaufen. Wer zahlen soll kann jetzt auf das Kulanzmanagement der Parkfirma hoffen: Wer etwa per Kassenzettel nachweisen kann, dass er in der Parkzeit tatsächlich eingekauft hat, muss weniger zahlen. Dafür gibt es ein Service-Team (0211 95 43 37 11).
Weiter verweist die PR-Agentur darauf, dass keine Fahrzeuge abgeschleppt werden, die kontrollierenden Mitarbeiter fest angestellt sind und unabhängig von der Anzahl der Vertragsstrafen bezahlt werden. Auch werde kein Inkasso-Büro eingeschaltet, sondern das Forderungsmanagement erfolge hausintern. Ansprechpartner für Rückfragen seien auch die an der blauen Dienstkleidung zu erkennenden Mitarbeiter.
Schilder übersehen
So richtig bekannt waren die Regeln vor einer knappen Woche noch nicht: Am Donnerstagnachmittag (4. April) ergab eine Stichprobe des Verfassers, dass nur in 31 von 120 Autos eine Parkscheibe lag. Zwei Fahrzeuge standen außerhalb der markierten Parkplätze, in zwei Autos lag eine Visitenkarte von "fair parken." Eine angesprochene Autofahrerin sagte, ihr seien die Hinweistafeln nicht aufgefallen.
Die Regelungen schließen Parken an Sonn- und Feiertagen eigentlich aus. Ob das durchgesetzt wird, was an Marktsonntagen und Fasching besonders unschön wäre, konnte die Agentur nicht beantworten. Eine Freigabe außerhalb der Öffnungszeiten obliege dem jeweiligen Eigentümer, zu Vertragsdetails könne man sich aber nicht äußern.
Regelungen und Schranken
Wie halten es die anderen Verbrauchermärkte in Karlstadt? Bei Aldi gilt laut Schild "Parken für die Dauer des Einkaufs. Der Logo-Getränkemarkt kündigt Abschleppen widerrechtlich geparkter Fahrzeuge an. Tegut und dm weisen auf maximal zwei Stunden Parken für Kunden hin, fordern eine Parkscheibe und kündigen Abschleppen an, E-Center und McDonalds ebenso, aber ohne Hinweis auf eine Parkscheibe. Keine Schilder finden sich beim BayWa-Gartenmarkt. Dieser Parkplatz ist außerhalb der Geschäftszeiten per Schranke abgesperrt. Auch die Parkplätze von dm und Aldi haben Schranken.
Das Ordnungsamt der Stadt Karlstadt kontrolliert auf dem öffentlichen Parkplatz vor dem EP-Medienland. Dort muss zu den Geschäftszeiten die Parkscheibe im Auto liegen und es darf eine Stunde lang geparkt werden.
Der Parkplatz am ehemaligen Krankenhaus in der Gemündener Straße ist laut neuem Schild jetzt ein Privatparkplatz für Dauerparker und wird von der Firma Parkinnovation aus Würzburg überwacht. Ihr Geschäftsführer Thomas Tanzberger erklärte auf Anfrage der Main-Post, dass sich das Mitte April wieder ändern wird. Dann wird ein Parkscheinautomat für die 20 bis 30 vorhandenen Kurzzeitparkplätze aufgestellt. Die Parkgebühr werde 50 Cent je Stunde oder vier Euro für einen Tag betragen. Zum Vergleich: Die Kurzzeitparkplätze in der Altstadt mit städtischen Parkschein kosten einen Euro je Stunde. Damit entspreche man Wünschen von Anliegern. Rechnen werde sich der Automat vermutlich nicht. Ohne Parkschein drohen künftig mindesten 30 Euro Nutzungsentgelt und Abschleppen
Zwischenlösung
Zu verdanken ist die Regelung für Kurzzeitparken auch dem Karlstadt Martin Kütt, der für die Beethoven-Gruppe als neuem Eigentümer der Klinik und des Parkplatzes arbeitet. "Wir sind Karlstadter und können den Patienten der benachbarten Arztpraxen doch nicht diese Parkmöglichkeit nehmen", habe er im Kollegenkreis argumentiert. Deshalb werde derzeit, bis der Parkscheinautomat steht, auch nicht kontrolliert. Das alles sind Regelungen für den Augenblick. Während der Umbauphase des Gebäudes und danach kann sich alles ändern.
Am 4. April nutzten den Parkplatz acht Autos mit Dauerparkscheinen. Diese sind über die Würzburger Hausverwaltung "Tiepolo Immobilienmanagement" erhältlich und kosten rund 50 Euro im Monat. Den Mitarbeitern der im Gebäude verbliebenen Klinikverwaltung war das offenbar zu teuer. Hinter den gepflasterten Parkplätzen wurde kurzerhand eine Grünfläche mit Schotter zum Privatparkplatz umfunktioniert.