Am Donnerstagabend fanden Gespräche zur Zukunft der Kirchengebäude im pastoralen Raum Marktheidenfeld statt. Nachdem eine Projektgruppe der Diözese Würzburg im Frühjahr Vorschläge gemacht hatte, wie es mit den 28 Kirchen weitergehen könnte, fanden nun erstmals in größerer Runde Gespräche mit ehrenamtlichen Kirchenvertreterinnen und Kirchenvertretern vor Ort statt.
Bis 2023 soll entschieden werden, in welchem Umfang Gebäude-, Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen weiterhin durch die Diözese mitfinanziert werden. Dies ist notwendig, weil die kirchliche Baulast sehr hoch ist, aber gleichzeitig die Einnahmen aus Kirchensteuern immer weiter abnehmen.
Kirchenstiftungen haben das letzte Wort
Die Ankündigung, dass sich die Diözese möglicherweise aus der Finanzierung einzelner Gebäude zurückzieht, sorgte in den vergangenen Wochen für Unmut in den Gemeinden, die betroffen sein könnten. Doch die letzte Entscheidung zu einem künftigen Betrieb oder einem Verkauf liegt bei den Kirchenstiftungen der Gemeinden.
Jürgen Emmert, Leitung der Abteilung Kunst der Diözese Würzburg und der Projektgruppe, zeigte sich im Nachgang erleichtert, dass die Gespräche in Marktheidenfeld konstruktiv verlaufen seien. Er betont noch einmal: "Wir haben lediglich Vorschläge vorgestellt." Auch Alexander Eckert, Moderator des pastoralen Raums Marktheidenfeld, bezeichnete die Diskussion als fair. "Es ist ein großes gemeinsames Ringen um gute Lösungen mit den vorhandenen Fakten", fasst er zusammen.
Menschen setzen sich für Kirchen vor Ort ein
Die Diskussionen im Raum Marktheidenfeld, so wie auch in anderen pastoralen Räumen, lösen Emotionen bei den Kirchenvertreterinnen und Kirchenvertretern vor Ort aus, beobachtet Emmert, "das sollen sie auch. Das ist wichtig." Es zeige, dass sich die Menschen für ihre Kirchen einsetzen würden.
Die Gespräche seien sehr offen und ehrlich gewesen. "In jedem Gespräch treten neue Aspekte auf", so Emmert. Deshalb sei es ihm wichtig, die Menschen in den Gemeinden zu besuchen und auf Augenhöhe mit ihnen zu sprechen. Nur so könne er sich ein Bild von ihren Anliegen machen. Gleichwohl führt er Gespräche mit anderen Interessensgruppen, etwa der Regierung von Unterfranken oder der Evangelischen Kirche über Möglichkeiten der gemeinsamen Nutzung von Kirchengebäuden.
Neue Kategorien für Kirchen in Bergrothenfels und Rothenfels
Wie steht es derzeit konkret um die Kirchen im Raum Marktheidenfeld? Schon in der Vorschlagsliste der Diözese aus dem Frühjahr waren 22 der 28 Kirchen in Kategorie C (klassische Dorfkirche) eingruppiert. Dies sind Kirchengemeinden mit mehr als 100 Katholiken, in denen mindestens 14-tägig regelmäßig ein Gottesdienst stattfindet. Nach derzeitigem Stand, so Emmert, fallen auch die beiden Kirchen in Bergrothenfels und Rothenfels hierunter. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, eine der beiden Kirchen könnte demnächst eventuell nicht mehr genutzt werden.
Für die Kirche in Hasloch kann sich Alexander Eckert eine Simultanee vorstellen, eine Nutzung des Kirchengebäudes zusammen mit der Evangelischen Kirche. Hierzu sei man im Austausch mit Vertretern der Konfession.
Wie geht es mit der Kirche St. Josef in Marktheidenfeld weiter?
Wie es mit der St.-Josef-Kirche in Marktheidenfeld weitergehen wird, ist ungewiss. Hier bedarf es weiterer Gespräche. "Vielleicht finden wir so eine Lösung, die wir jetzt noch nicht absehen können?", so Jürgen Emmert. Christian Menig, Kirchenpfleger und damit Finanzchef in Marktheidenfeld, hofft darauf, dass alle Kirchengebäude im Raum Marktheidenfeld in Kategorie C eingestuft werden.
Menig sagt, dass auch die meisten anderen der etwa 60 anwesenden Vertreter aus den Pfarreien seiner Meinung sind. Würde St. Josef dennoch in Kategorie E bleiben, wie es der diözesane Vorschlag vorsieht, fände er das nicht gut. Das würde bedeuten, dass die größte Kirche im pastoralen Raum Marktheidenfeld hinter der St.-Laurentius-Kirche nur eine Zweitkirche wäre, die mittelfristig entweiht und anderweitig genutzt oder abgerissen werden würde.
Jetzt sei es an den Pfarrgemeinden, wie es weitergehe, erläutert Eckert. Sie hätten vier Monate Zeit für eine Stellungnahme. In diesem Jahr ist jedoch mit keiner finalen Entscheidung zu rechnen. Parallel dazu werden in einem nächsten Schritt weitere kirchliche Gebäude kategorisiert, etwa Pfarrhäuser und -büros sowie Gemeinderäume.