Neben kirchenkritischen Themen, die überregionalen Nachrichten bestimmen, wird es fast zur Nebensache, dass sich die Strukturen der Kirche in unserer Region sukzessive verändern. Im Januar errichtete Domkapitular Thomas Keßler den Pastoralen Raum Marktheidenfeld.
Er reicht von Kreuzwertheim im Süden, über Schollbrunn im Westen, Ansbach im Norden, bis nach Birkenfeld im Osten und entspricht dem Gebiet in Main-Spessart, das auch als Altlandkreis Marktheidenfeld bekannt ist. Doch mit der Gliederung des Bistums in Pastorale Räume sind die Anpassungen der Katholischen Kirche an die Bedürfnisse der Zeit längst nicht abgeschlossen.
Welche Maßnahmen kann die Diözese noch mitfinanzieren?
In einem nächsten Schritt werden bis 2023 die Immobilien kategorisiert. "Im Kern geht es dabei um die Frage, welche Gebäude-, Bau- und Instandsetzungsmaßnahmen weiterhin durch die Diözese mitfinanziert werden können und in welchem Umfang", so Jürgen Vorndran, Generalvikar der Diözese Würzburg in einem Rundschreiben an die ehren- und hauptamtlichen Verantwortlichen in den Gemeinden.
Neben Kirchengebäuden betrifft die Kategorisierung auch Pfarrhäuser und -büros sowie Gemeinderäume. Im laufenden Haushaltsjahr der Diözese sind beispielsweise 17,9 Millionen Euro für Baumaßnahmen vorgesehen. Gleichzeitig geht man davon aus, dass die Einnahmen aus Kirchensteuern in den kommenden Jahren abnehmen werden.
Mehrheit sind "klassische Dorfkirchen"
Vorndran stellt klar, dass die letzte Entscheidung zu einem künftigen Betrieb oder einem Verkauf bei den Kirchenstiftungen in den Gemeinden liege. Wie steht es um die Kirchen im Pastoralen Raum Marktheidenfeld? Eine Projektgruppe unter Leitung von Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst der Diözese Würzburg, stuft die Kirchen im Bistum vorläufig ein. Wie das geschieht, dazu will sich die Diözese auf Anfrage in der derzeitigen Sondierungsphase nicht äußern.
Die Projektgruppe stellte die vorläufigen Ergebnisse für die 28 Kirchengebäude im Pastoralen Raum Marktheidenfeld jedoch Pfarrer Alexander Eckert und Pastoralreferentin Katrin Fuchs vor. Er ist Moderator, sie Koordinatorin des Pastoralen Raums Marktheidenfeld. "Die überwiegende Mehrheit sind als klassische Dorfkirchen eingestuft", so Alexander Eckert über die vorläufige Kategorisierung. Darunter sind Kirchengebäude in Gemeinden mit mehr als 100 Katholiken zu verstehen, in denen mindestens 14-tägig ein Gottesdienst stattfindet. Es ist vorgesehen, dass auch zukünftig Zuschüsse für die Instandhaltung dieser Kirchen gewährt werden.
St. Josef ist die größte Kirche
Eckert und Fuchs haben für sechs Kirchen Änderungsvorschläge bei der Eingruppierung in eine Kategorie angeregt. Sie betreffen die Kirchengebäude in Marktheidenfeld, Rothenfels, Bergrothenfels, Wiebelbach und Hasloch. Der diözesane Projektplan sieht vor, dass die Vorschlagsliste im Frühjahr in den Gemeinden mit Pfarrern und anderen kirchlichen Angestellten, Kirchenverwaltungen und Pfarrgemeinderäten diskutiert wird, bevor sie finalisiert wird und spätestens in einem Jahr in Kraft tritt.
Marktheidenfeld ist Namensgeber des Pastoralen Raums. Hier leben die meisten Katholiken und hier steht mit "St. Josef" die größte Kirche, die 550 Menschen einen Sitzplatz bietet. Unter anderem aus diesen Gründen, so Alexander Eckert, sollte die Stadt auch pastoraler Mittelpunkt sein: "Das Areal, auf dem die St.-Josefs-Kirche steht, ist sehr groß und bietet viel Potenzial." Er könne sich dort zum Beispiel ein Pastoralzentrum oder die gemeinsame Verwaltung vorstellen.
Nach einer ersten Einschätzung der Projektgruppe soll diese Kirche bei zukünftigen Zuschüssen für einen Umbau oder eine Renovierung aber nicht berücksichtigt werden. Eckert vermutet, dass dies daran liege, dass das 55 Jahre alte Gebäude in naher Zukunft renovierungsbedürftig werden könnte.
Welches Kirchengebäude soll in Rothenfels genutzt werden?
Offen ist auch, welches der beiden Kirchengebäude in Rothenfels und Bergrothenfels zukünftig für Gottesdienste genutzt werden wird. Die diözesane Projektgruppe misst der Kirche "Maria Himmelfahrt" in Rothenfels eine historische Bedeutung zu und sprach sich dafür aus, dass sie im Bauunterhalt gefördert werde. Eckert widerspricht: "Diese Kirche ist seelsorgerisch kaum relevant." Sie sei – anders als die Filialkirchen in Bergrothenfels, die von der Mehrheit der Gläubigen besucht werde – in einem schlechten Zustand. Die Heizung sei defekt und sie habe keine funktionsfähige Orgel.
In Wiebelbach werde es in absehbarer Zeit weniger als 100 Katholiken geben, so Eckert. Für Kirchen in solchen Orten sieht das Kategorisierungsprojekt zukünftig lediglich Zuschüsse für die Verkehrssicherheit vor. "Allerdings ist die Anzahl der Gottesdienstbesucher und das Engagement der Menschen für ihre Kirche hier besonders hoch", sagt Eckert.
In Hasloch leben mehrheitlich Menschen mit evangelischer Konfession. Die Filialkirche "St. Josef der Bräutigam" wurde in den 1950er Jahren für katholische Kriegsflüchtlinge erbaut. "Die Kirche wird sehr schwach besucht", so Eckert. Er plädiert trotzdem dafür, diese Kirche nicht aufzugeben.
"Wir sind in Gesprächen mit der Evangelischen Kirche." Angedacht ist eine sogenannte Simultanee, eine Nutzung des Kirchengebäudes für beide Konfessionen. Er würde sich persönlich sehr freuen, wenn dieses, im gesamten Pastoralen Raum Marktheidenfeld einmalige Modell, umgesetzt werde. Eckert betont: "Ganz unabhängig davon wollen wir die Ökumene im Raum Marktheidenfeld verstärken."