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Neubrunn
Kinderaugen strahlen lassen und Tradition wahren: Udo Pfreundschuh zieht seit vielen Jahren als Nikolaus durch Neubrunn
Am meisten bedeutet dem 55-jährigen Krankenpfleger die kindliche Freude, mit der er in vielen Häusern empfangen wird. Dort feiern oft ganze Familie gemeinsam.
Udo Pfreundschuh mimt am 5. und 6. Dezember den Nikolaus und zieht in Neubrunn von Haus zu Haus.
Foto: Thomas Obermeier | Udo Pfreundschuh mimt am 5. und 6. Dezember den Nikolaus und zieht in Neubrunn von Haus zu Haus.
Dorothea Fischer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 17:25 Uhr

Udo Pfreundschuh schlüpft gerne in andere Rollenan Fasching war er zuletzt König. Die Büttenrede im mit Goldpapier eingeschlagenen Ordner zeugte auch noch vor wenigen Tagen davon. Doch spätestens ab dem 5. Dezember, an dem abends in Bayern traditionell der Nikolaus kommt, heftet er dort seine Reden ab: fromme Sprüche und Notizen in Reimform über all die Kinder in Neubrunn, die der 55-Jährige in diesen Tagen besuchen wird. 

In seinem Beruf als Krankenpfleger hat er sich extra zwei Tage Urlaub genommen, um als Nikolaus aufzutreten. Ein Kostüm wird er auch dann tragen. Mit dem "Klamauk", wie er ihn an Fasching treibt, hat seine Rolle als Nikolaus nichts zu tun. Dem 55-Jährigen ist es wichtig, das klarzustellen. "Ich sage viel Persönliches, manchmal tadele ich auch. Doch das Gute überwiegt immer."

Udo Pfreundschuh hat das Nikolaus-Kostüm nie für die eigenen Kinder übergezogen

Seit bald 40 Jahren mimt Pfreundschuh den Nikolaus und besucht auf Bestellung Familien in Neubrunn. Geld nimmt er dafür keines. "Ich mache den Nikolaus, weil es mir wichtig ist, die Tradition zu pflegen", sagt er. Für seine eigenen Kinder, die längst erwachsen sind, hat er sich nie das Kostüm übergezogen. "Ich wollte nicht riskieren, dass sie mich erkennen und der Zauber des Nikolaus' für sie damit vorbei gewesen wäre." Auch die Kinder aus dem Ort sollen ihn nicht erkennen, weshalb er sich nicht beim Anziehen seines Kostüms fotografieren lassen will.

"Ich mache den Nikolaus, weil es mir wichtig ist, die Tradition zu pflegen."
Udo Pfreundschuh aus Neubrunn beschert als "Nikolaus" Kinder

Viele der Kinder, die er früher besuchte, sind mittlerweile längst Eltern und laden ihn zu sich ein. "Ich besuche lieber weniger Familien und nehme mir viel Zeit für sie", erzählt Pfreundschuh. Er sieht es gerne, dass in den Häusern nicht nur Kinder auf ihn warten, sondern ganze Familien mit den Großeltern gemütlich beisammensitzen und für ihn singen. Geschenke spielen nur eine untergeordnete Rolle und fallen meistens klein aus. Er selbst wird auch beschert, mit Gedichten und gemalten Bildern. "Und oft fällt es mir zu, von kleineren Kindern Schnuller einzusammeln." 

Kinder haben viele Fragen an den Nikolaus

"Oft frage ich die Kinder auch, ob die Eltern brav gewesen sind." Das lockert die Stimmung. Und er lässt sie als Anerkennung dafür, was die Eltern das ganze Jahr über leisten, auch mal klatschen. Pfreundschuh erinnert sich an einen Jungen, der ihn ohne Scheu an die Hand genommen hat und seine Spielsachen zeigte. "Es berührt mich, wie offen Kinder sind." Die meisten Kinder seien dankbar, wenn sie der Nikolaus mit ihren Erzählungen und Fragen ernst nimmt. "Nikolaus, wann schläfst du eigentlich?" Um die ein oder andere Frage zu beantworten, brauche er manchmal viel Fantasie.

"Kinder beobachten sehr genau und weisen auf alles hin, was ihnen komisch vorkommt", weiß Pfreundschuh. Seine Jeans darf deshalb nicht unter dem Kostüm hervorlugen. Und die schwarzen Stiefel müssen immer glatt poliert sein. Er achtet darauf, dass selbst die Brille, die er trägt, zum Bild passt, das man landläufig vom Mann mit dem Rauschebart hat. 

Udo Pfreundschuh will ein "echter" Bischof Nikolaus sein

Für Pfreundschuh ist klar, dass er nicht den Weihnachtsmann darstellt, und deshalb auch nicht in einem roten Plüschmantel mit Kapuze auftaucht, wie man ihn überall kaufen kann. Sein Kostüm, ein weißes Männernachthemd vom Flohmarkt und der purpurrote Mantel samt Stola und Mitra, machen ihn zum "echten" Bischof Nikolaus. Genäht hat das Kostüm Pfreundschuhs Frau. Der Schwiegervater hat aus einer gebogenen Wasserleitung und einem ausrangierten Besenstiel einen Bischofsstab gebastelt. 

Begleitet vom Knecht Ruprecht  und einem Esel besuchte der Neubrunner Nikolaus 2020 „corona-konform“ die Kinder im Ort. Mittlerweile zieht Udo Pfreundschuh auf Einladung wieder von Haus zu Haus und beschenkt die Kinder in den Wohnzimmern.
Foto: Anette Veith | Begleitet vom Knecht Ruprecht und einem Esel besuchte der Neubrunner Nikolaus 2020 „corona-konform“ die Kinder im Ort.

Mit dem ist er auch 2020 durch Neubrunn marschiert, Seite an Seite mit einem geliehenen Esel und seiner Tochter, die sich als Knecht Ruprecht verkleidete. "Corona-konform" kamen damals die Familien aus dem Haus, um Geschenke entgegenzunehmen. Oder Pfreundschuh legte sie vor der Türe ab, während die Kinder ihm vom Balkon aus zuwinkten.

80 Kinder am Nikolaustag zu beschenken war eine logistische Herausforderung

"Das war logistisch eine große Herausforderung", erinnert sich Udo Pfreundschuh. Schon Tage zuvor brachten die Eltern die Geschenke zu ihm nach Hause, wo sie seine Frau sortierte. Sie legte die Route für das Gespann fest und sorgte mit dem vollbeladenen Auto dafür, dass im Transportkorb des Esels immer die richtigen Geschenke für die Kinder der nächsten Station lagen.

Der 5. und der 6. Dezember fielen auf ein Wochenende. Sonst war zu der Jahreszeit wenig Abwechslung geboten, weshalb Pfreundschuh in jenem Jahr insgesamt 80 Kinder zu beschenken hatte. Und weil Esel mit Beginn der Dunkelheit ruhen, hatte das Gespann zu tun, dass es in den zwei Tagen alle Geschenke ausliefern konnte. "Mir war es wichtig, die Tradition zu wahren und die Kinder in dieser ohnehin schweren Zeit glücklich zu machen", so Pfreundschuh.

Udo Pfreundschuh hat Anfang Dezember nicht nur Hausbesuche zu erledigen, sondern besucht am Nikolaustag den Kindergarten in Waldbüttelbrunn, verteilt am Vorabend des zweiten Adventssonntags beim "Weihnachtszauber" in Neubrunn Süßigkeiten und steht für Selfies zur Verfügung. An Seniorennachmittagen und bei Vereinsfeiern erfreut er regelmäßig die Besucherinnen und Besucher "fast wie kleine Kinder", erzählt er.

 
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