Mit viel Liebe zum Detail hatte die Familie Pfreundschuh aus Neubrunn für die 1200-Jahrfeier im Juli einen Tante-Emma-Laden im alten Schulhaus eingerichtet. Zum Michaelismarkt am Sonntag, 27. September, öffnet der Laden zum letzten Mal.
Die Idee zur Einrichtung eines alten Kramerladens hatte Udo Pfreundschuh. Ein Tante Emma-Laden würde gut zur 1200-Jahrfeier passen, denn schon immer war Neubrunn für die umliegenden Ortschaften ein Dienstleitungszentrum, dachte er sich. Noch vor 50 Jahren gab es in Neubrunn neben drei Bäckereien insgesamt sieben Lebensmittel- und Gemischtwarengeschäfte, erklärt Pfreundschuh, der auch beim Heimat- und Kultur-Verein aktiv ist.
Hinzu kam, dass die Oma von Sabine Pfreundschuh noch bis in die frühen 1980er Jahre einen Lebensmittelladen in Frankenbrunn (Lkr. Bad Kissingen) betrieb. Die komplette Ladeneinrichtung existierte noch und wurde nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf für die 1200-Jahrfeier wieder erweckt. Mit der Unterstützung des Neubrunner Möbelhauses konnte das Mobiliar mit einem Lastwagen nach Neubrunn geschafft werden.
„Jetzt begann die eigentliche Arbeit“, erzählt Sabine Pfreundschuh, die für die detailgetreue Einrichtung verantwortlich war. „Als Nostalgiefans haben wir zwar einen großen Fundus, doch für so einen Laden braucht es natürlich mehr.“ Eine Nachfrage bei ehemaligen Neubrunner Ladenbesitzern stieß auf große Resonanz. So bekam man von Waltraud und Winfried Blatz, die in Neubrunn einen Gemischtwarenladen betrieben, viele Einrichtungsgegenstände wie Registrierkasse, Vitrine oder wunderschöne alte Bonbongläser. Auch aus der ehemaligen Bäckerei Alois Seidenspinner wurden etliche Utensilien gebracht. Sogar der Neubrunner Bürgermeister stellte ein großes Schild mit der Aufschrift „Gemischtwaren Oskar Hörner“ zur Verfügung.
Am großen Festwochenende zur 1200-Jahrfeier entwickelte sich der Laden schnell zum Publikumsmagneten. „Wunderbare Nostalgie, da kommen Kindheitserinnerungen zurück“ oder „Danke, ich fühle mich in die gute alte Zeit zurückversetzt“, schrieben begeisterte Besucher in das Gästebuch. Besondere Beachtung fand ein Zigarettenautomat, dort kostete eine Zigarettenpackung der Marke Eckstein oder Ernte 23 damals nur eine D-Mark.
In einer Vitrine konnte man das „Dengels-Manna“ bestaunen, einen Zwieback aus der ehemaligen Zwieback- und Lebkuchenbäckerei Dengel, die es bis in die 1920er Jahre in Neubrunn gab. Eine Besucherin war sehr erfreut, als sie die Limoflaschen der Limonadenfabrik Steiler im Laden entdeckte. „Ich habe früher als Kind immer geholfen, die Flaschen der Steilers zu reinigen“, erzählte sie.
Wer noch einmal eintauchen möchte in die Zeit ohne Supermärkte und genormte Discounter, hat beim Michaelismarkt in Neubrunn zum letzten Mal die Gelegenheit. Der alte Kramerladen im Schulhaus ist am Sonntag, 27. September, von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Dieses Tante-Emma-Einkaufserlebnis kann man dann auch schmecken. Aus dem Bonbonglas werden wieder die guten Himbeer-Lackerli verkauft.


