Karsbach stellt sich gegen einen möglichen Trassenverlauf der geplanten Fulda-Main-Leitung P43 durch den Bereich ihrer vier Ortsteile Weyersfeld, Höllrich, Heßdorf und Karsbach. Nachdem man bereits seit geraumer Zeit mit großen Transparenten an den Ortseingängen das "Nein" zur "Monstertrasse" verkündete, rief die Kommune nun in der Nähe des Gewerbegebietes von Heßdorf zu einer Demonstration gegen die 380-kV-Wechselstom-Hochspannungsleitung auf.
Nahezu an gleicher Stelle trafen sich Bürger und Politiker bereits im April 2015. Damals demonstrierte eine neu gegründete Bürgerinitiative gegen die geplante Gleichstromtrasse SuedLink. Heuer geht es um einen Alternativkorridor zur Fulda-Main-Leitung P43 mit 50 bis 80 Meter hohen Stahlgittermasten durch die freie Kulturlandschaft.
Das Netzausbauprojekt verläuft in mehreren Abschnitten von Mecklar (Lkr. Hersfeld-Rotenburg) über Dipperz (Lkr. Fulda) nach Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). "Von der direkten Verbindung Dipperz nach Bergrheinfeld sind unsere Orte weit entfernt, aber der Gesetzgeber schreibt vor, Alternativtrassen zu prüfen", informierte Bürgermeister Martin Göbel bei der Demonstration über die möglichen Beeinträchtigungen im Gemeindegebiet.
Karsbach ist von zwei möglichen Verläufen betroffen
Als solche Trassenkorridore bezeichnete Göbel sowohl die Bahnlinie durch den Sinngrund, als auch die sogenannte Erdgasleitungstrasse, die durch die Gemeinde Karsbach und die Nachbargemeinden verläuft. "Unsere Gemeinde ist sogar von beiden Trassenverläufen betroffen", betonte Göbel.
Die von Schaippach über Gemünden/Schönau kommende Sinngrundleitung erreiche von westlicher Seite bei Höllrich das Gemeindegebiet. Die zweite Variante verlaufe über Michelau, Neutzenbrunn, Aschenroth, Weyersfeld und Höllrich wiederum zum Treffpunkt in Heßdorf. Von hier aus gehe es entweder über das Naturschutzgebiet Ruine Homburg oder über Adelsberg und Gössenheim weiter.
Die Argumente gegen den Trassenverlauf durch die Region sind im Wesentlichen die gleichen, wie bereits bei der Planung zur SuedLink-Trasse. Die Kommune habe diese bereits zum Anhörungsverfahren eingereicht, informierte Göbel und wies auf besonders gravierende Punkte hin.
Bürgermeister sieht Trinkwasser- und Naturschutzgebiete bedroht
In Höllrich und Karbach bestehen drei Trinkwasserbrunnen. "Ein Trassenverlauf durch oder in nächster Nähe dieser Trinkwasserschutzgebiete darf es nicht geben", betonte der Bürgermeister. Der Trinkwasserschutz werde immer wichtiger und dürfe durch solche Baumaßnahmen nicht zusätzlich gefährdet werden.
In den Gemarkungen Karsbach, Gössenheim und Aschfeld befindet sich das 600 Hektar große Naturschutzgebiet "Ruine Homburg" und das ungefähr 1000 Jahre alte Burggemäuer. Hier würde sowohl das Landschaftsbild, ein empfindliches Trockenrasengebiet, sowie das Feuchtgebiet im Ölgrund erheblich beeinträchtigt.
Von den erforderlichen großflächige Waldrodungen müsse man in Zeiten des Klimawandels unbedingt Abstand nehmen. Auch schränke eine Stromtrasse alle Gemeinden in ihrer weiteren Entwicklung ein. "Deshalb zeigen sich viele Vertreter der betroffenen Kommunen solidarisch und sind heute anwesend", verwies Göbel auf die teilnehmenden Bürgermeister aus dem Sinngrund und der näheren Umgebung.
MdB Hoffmann sagt Unterstützung zu
Ein 40 Meter hoher Autokran ließ die Dimension der 50 bis 80 Meter hohen Stahlgittermasten erahnen. In der Landschaft platzierte Traktoren symbolisierten einen möglichen Trassenverlauf. Göbel forderte alle Entscheidungsträger auf, sich mit den gegen die Stromtrasse vorgetragenen Argumenten verantwortungsvoll auseinander zu setzen. Die kostbare Natur dürfe nicht mit einer überdimensionierten Monstertrasse zerstört werden.
"Im Rahmen der Energiewende ist es erforderlich, solche Stromtrassen zu bauen", sagte Bundestagsabgeordneter Alexander Hoffmann. Allerdings stelle man fest, dass Übertragungsnetzbetreiber solche Trassen recht großzügig dimensionieren.
SuedLink habe gezeigt, dass man Trassen durchaus modifizieren könne. Gegen die P43 sagte er seine Unterstützung zu. Da dieses Projekt zur Entlastung der Rhein-Main-Region um Frankfurt beiträgt, wäre eine früher diskutierte P43mod mit Verlauf durch Hessen eine verträglichere Lösung gewesen: "Unsere Region hat mit SuedLink ihren Beitrag geleistet."
Gemündener Öko-Kreis zeigt Alternativen auf
Für Landrätin Sabine Sitter ist es wichtig, dass "die politischen Kommunen und die Bürger ihren Widerstand zeigen". Sie erinnerte an die Vorsprache mit weiteren Landräten beim Wirtschaftsministerium. Dort habe man das klare Signal gesetzt, "dass wir als Region das nicht möchten". Der Verein "MSP-Link", in dem viele Kommunen Mitglied sind und dessen Vorsitzende Sitter ist, könne das Thema P43 rechtlich unterstützen.
Der künftige Netzausbau ist für eine sehr hohe Übertragungsleistung vorgesehen, sagte Thassilo Maxeiner vom Gemündener Ökokreis. Bei einem Prozent weniger Übertragungsleistung konnten Süd-Ost-Link, Südlink und auch die P43 entfallen. Eine Ertüchtigung der vorhanden P43mod würde die P43 ebenfalls überflüssig machen.
Verkehrspolitik der CSU von vorgestern!
Das ist einfach nur heuchlerisch!