In der Sitzung des Jugendkreistags am Dienstag im Landratsamt Main-Spessart haben die Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulen wieder über einige Anträge abgestimmt. Ging es in der letzten Sitzung noch um eine Mountainbike-Strecke in Marktheidenfeld oder Trinkwasserspender für alle Schulen, waren die Wünsche diesmal eher immateriell.
Hannes Betz und Elisa Neuf von der Staatlichen Realschule Gemünden stellten den 24 anderen Jugendlichen sowie Landrätin Sabine Sitter, der Verwaltung und einigen Lehrern den ersten Antrag vor. Sie wollen sich für eine flächendeckende Einführung des Schulfachs "Politik und Gesellschaft" ab der 7. Jahrgangsstufe einsetzen. "Gerade vor der ersten Europawahl mit dem reduziertem Wahlalter halten wir das für sehr wichtig", so Betz.
Bedeutung der Europawahl betont
Die Wochenstunden wären zusätzlich gedacht, dafür müssten keine anderen Fächer kürzertreten, wie die beiden auf Nachfrage erklärten. Außerdem müsste Politik und Gesellschaft ihrer Ansicht nach ein Pflichtfach und kein Wahlfach sein. Sitter erklärte, dass sie den Appell lediglich an das nächste zuständige Gremium weitergeben lassen könne – in diesem Fall das Kultusministerium. Dies wurde einstimmig beschlossen.
Gefallen an dieser potenziellen Anpassung des Lehrplans dürfte Götz Kolle vom Bezirksjugendring Unterfranken gefunden haben. Er ist Referent Jugendarbeit in der Migrationsgesellschaft und erklärte dem Rat in aller Kürze die Organisation der einzelnen EU-Institutionen in Brüssel. Da viele im Raum am 9. Juni zum ersten Mal wählen dürfen, warnte er vor unseriösen Nachrichtenquellen und ordnete die Europawahl ein. "70 Prozent der in Deutschland verabschiedeten Gesetze basieren auf EU-Gesetzen. Wählen heißt Verantwortung übernehmen und schützt vor Extremismus", so Kolle.
Open-Air-Konzerte an allen Schulen
Betz und Neuf von der Gemündener Realschule beantragten zudem stellvertretend für alle Schulen in Main-Spessart eine Bezuschussung, um künftig die Organisation von Schulkonzerten zu stemmen. Diese könnten bei vielen Bandbuchungen auch Festivalcharakter haben und Open-Air veranstaltet werden. Sie könnten beispielsweise freitags nach dem Unterricht stattfinden und würden keinen kommerziellen Zweck verfolgen. Der gesamte Jugendkreistag fand Gefallen an der Idee und stimmte dafür, den Antrag an den Ausschuss für Schule und Kultur weiterzugeben.
Schulartübergreifend war auch der Antrag von Soad Smansh und Sultan Demirtok aus der Konrad-von-Querfurt-Mittelschule Karlstadt. Ihnen ging es um eine Bezuschussung des Tutorenprogramms "Schüler helfen Schülern". Im nächsten Schuljahr soll von Oktober bis Juni wöchentlich eine Stunde Einzel- und Gruppennachhilfe in den Kernfächern Mathe, Deutsch und Englisch angeboten werden.
Schülercafé läuft bereits gut an
Die Stunden werden von Tutoren aller drei Karlstadter Schulen durchgeführt. Das sind Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen. Eine Einzelstunde kostet 10, eine Gruppenstunde 15 Euro. Fünf Euro pro Stunde müssen selbst gezahlt werden. Um die Kosten möglichst gering zu halten, sollen die Restkosten durch einen Zuschuss von 1500 Euro gedeckt werden.
Die Sitzung zeigte auch, dass das vorherige Treffen der Jugendlichen im November bereits Früchte getragen hat. Damals wurde versprochen, dass der Antrag für ein offenes Schülercafé in der Mensa des Nägelsee-Schulzentrums Lohr sofort umgesetzt werden kann. Diesmal konnten eine Schülerin und ein Schüler der dortigen Gustav Woehrnitz Mittelschule den Fortschritt des Projektes vorstellen.
Das Angebot mit Kuchen, Pizza und Café gibt es einmal im Monat. Insbesondere von den 5. bis 7. Klassen wurde es auch als Spielecafé genutzt. Das Angebot werde so weit gut angenommen, vor allem von den Ganztagsklassen, berichten die beiden.
Fahrtraining für junge Leute
Gastreferent Georg Janser von der Verkehrswacht in Würzburg leitet das Projekt "Könner durch Er-Fahrung". Dieses Fahrtraining soll dazu beitragen, dass junge Autofahrer ihren eigenen Wagen besser kennenlernen. "Viele erschrecken beim ABS und lassen das Lenkrad los. Wir wollen vermitteln: Dem Auto kann nichts passieren", erklärte Janser. Das Training ist kostenlos, dauert dreieinhalb Stunden und findet auf dem Parkplatz der Firma Brose in der Werner-von-Siemens-Straße in Würzburg statt.
Auch ein Austausch zum Thema Abfallwirtschaft und Nachhaltigkeit war Teil der fast zweistündigen Veranstaltung. Martin Oppmann, Sachgebietsleiter im Landratsamt für Abfallwirtschaft, sensibilisierte die Schülerinnen und Schüler für eine ordentliche Mülltrennung. Er war begeistert von den vielen Aktionen mit ökologischem Fokus, die an den Schulen angeboten werden. Von einem Fach für Ernährung und Gesundheit und grünen Freitagen vor den Ferien in Lohr bis hin zu einer Umwelt-AG in Marktheidenfeld war alles dabei.