
Am Ende des Interviews präsentiert der Leiter des Main-Spessarter Impfzentrums noch den Stoff, um den sich seit Monaten alles dreht. Florian Schüßler öffnet die Kühlschranktür. Im Gespräch hatte er erzählt, dass es gerade viel mehr Angebot an Impfstoffen gebe, als Nachfrage herrsche. Aber: Die tatsächliche Menge an Impfstoff hatte man sich dann doch irgendwie größer vorgestellt – gemessen an der Bedeutung. Unscheinbar aber bedeutend. Vielleicht ist das auch ein gutes Bild für die Arbeit, die hier in der Spessarttorhalle gemacht wird.
Florian Schüßler: Das ist wirklich eine spannende Frage. Wir stellen aktuell fest, dass die Zahl der Erstimpfungen stark abnimmt. Die Impfbereitschaft der bisher noch nicht geimpften Main-Spessarter Bürger ist geringer, als wir vermutet hatten. Allein heute, Mittwoch, sind 120 von 220 möglichen Erstimpfungen nicht gebucht.
Schüßler: Anfang Juni sind die Betriebe sehr gut mit Impfstoffen versorgt worden. Unsere Warteliste ist dadurch schlagartig geschrumpft. Es ist schon fast ironisch. Wir konnten vor wenigen Wochen viel mehr impfen, aber es fehlte der Impfstoff. Heute könnten wir viel mehr impfen, aber es fehlen die Menschen.
Schüßler: Wir können immer nur gebetsmühlenartig sagen: Es ist jetzt die Chance, sich zu registrieren. Man kriegt innerhalb von wenigen Tagen ein Impfangebot. Teilweise schon am Abend des selben Tages.
Schüßler: Es wird wahrscheinlich genauso sein, wie Sie es sagen. Es ist gut, dass das normale Leben gerade zurückkehrt. Aber durch die geringen Inzidenzen und wegen des Urlaubs, in den ein möglicher Zweitimpfungstermin fallen könnte, warten viele erst einmal mit der Erstimpfung – wobei genau das ja der Fehler ist.
Schüßler: Wir wissen, dass es bei der den doppelten Impfschutz braucht. Und auch wenn das Zeitfenster zwischen den Impfungen deutlich verkürzt wurde, es ist immer noch ein Zeitfenster. Wenn ich mich Ende September für eine Impfung entscheide, dauert es immer noch mindestes sechs Wochen bis zum vollen Impfschutz. Dann sind wir im tiefen Herbst. Deshalb sollte man sich jetzt impfen lassen, nur dann können wir diese vierte Welle minimieren.
Schüßler: Ja. Und wir haben von den 550 Dosen aktuell nur 200 Termine vergeben. Es ist noch Luft nach oben.
- Mehr Infos zur Sonderimpfaktion gibt es am Artikel-Ende.
Schüßler: Eben weil das Argument mit dem Urlaub in diesem Fall nicht zieht, ist das eine Frage, die wir uns gerade ganz ehrlich stellen. Gibt es keine Impfwilligen mehr? Haben wir bereits alle erreicht oder zögern die Leute nur? Wie können wir sie ansprechen und wie überzeugen? Dazu kommt, dass die Impfzahlen der Betriebsärzte in keiner Statistik auftauchen. Das ist ein schwarzer Fleck, durch den das Gefühl fehlt, wo wir uns tatsächlich gerade von der Impfquote her im Landkreis befinden. Ziel ist am Ende ja die Herdenimmunität, die wäre erreicht, wenn 60-80 Prozent der Leute voll geimpft wären.
Schüßler: In etwa, ja.
Schüßler: Die europäische Arzneimittelzentrale hat den Biontech-Impfstoff für über 12-Jährige freigegeben. Die Ständige Impfkommission empfiehlt sie gerade nur für Kinder, bei denen eine Gefährdung vorliegt. Wir sind deshalb noch zurückhaltend, aber in den nächsten Wochen wird es da weitere Erkenntnisse geben und vielleicht auch die Empfehlung dementsprechend angepasst werden.

Schüßler: Dieser Impfstoff hat den Vorteil, dass er sehr lange haltbar ist – die Dosen für den Samstag sogar bis in den September hinein. Es wird nichts weggeschmissen.
Schüßler: Auch hier gibt es neue Erkenntnisse. Bei Biontech dachte man anfangs, es wäre nur fünf Tage haltbar. Inzwischen weiß man: Es geht sogar einen Monat.
Schüßler: Definitiv.
Schüßler: Wir nehmen wahr, dass die Änderungen bei den Kreuzimpfungen (1. Impfung mit AstraZeneca und 2. Mit einem mRNA-Impfstoff), Anm. d. Redaktion) und die Verkürzungen des Impfzeitfensters auf etwa vier Wochen einige Hausarzt- und Facharztpraxen überfordert. Da wollen wir die Main-Spessarter Bürger natürlich nicht alleine lassen. Wer also nach einer Erstimpfung beim Hausarzt dort keine Zweitimpfung bekommt, der kann sich nun telefonisch bei der Impf-Hotline des Landratsamtes (09353/793 1555, Anm. d. Redaktion) melden. Dann werden wir das übernehmen.
Schüßler: Ja. Da erleben wir gerade einen sehr hohen Druck. Verständlicherweise wollen viele nun ihre Zweitimpfungstermine vorverlegen. In den nächsten Tagen, wenn die Software seitens München angepasst wurde, werden wir deshalb alle 800 Personen anrufen und ihnen einen Termin für die Zweitimpfung zwischen 12. und 25. Juli anbieten.
Schüßler: Genau. Wir können und wir wollen, aber es fehlt uns oft einfach die technische Möglichkeit
beziehungsweise die Flexibilität seitens der Software. Im Jahr 2021 ist das eigentlich verrückt – und ehrlicherweise frustrierend (lacht).
Schüßler: Die Begriffe passen ganz gut (lacht). Herausfordernd sind vor allem die meist sehr kurzfristigen Änderungen. Gerade bei AstraZeneca. Erst Stopp, dann wieder go. Dann so und dann wieder neu. Vor allem für uns Verantwortliche ist das frustrierend, weil wir keinen Handlungsspielraum haben. Wir bekommen alle Infos zeitgleich mit der Presse, manchmal ist die Presse sogar schneller als offizielle Kanäle. Dann liegt sofort der Druck auf uns, was ich auch voll verstehe. Die Leute haben Antworten verdient. Das Problem ist nur: Uns fehlt die Reaktionszeit.
Schüßler: Wir müssen dann abends um fünf oder am Wochenende Lösungen erarbeiten. Ich glaube zwar, dass diese immer sehr funktional waren. Aber das ist sehr anstrengend für uns und belastend für die Mitarbeiter.
Schüßler: Ganz ehrlich: Hut ab an alle Mitarbeiter, die hier tätig sind. Sei es, dass wir kurzfristig schließen müssen, weil kein Impfstoff das ist. Sei es, dass wir Schichten verlängern müssen, weil der Andrang so groß ist. Alle sind unglaublich motiviert. Dieses tolle Team ist der Grund, warum die Frustration, die immer mal aufkommt, so schnell wieder verfliegt.
Schüßler: Ja, ihn wird’s geben – geben müssen (lacht).
Hier gibt es alle Informationen zur Sonderimpfaktion: Main-Spessart: Noch Restplätze für Sonderimpfaktion am Samstag
Hier entsteht der Verdacht das große Firmen in Deutschland nicht die Impfkampagne unterstützen wollen sondern es geht nur darum die Produktionen aufrecht zu erhalten.
Problem ist das die Leute überfordert sind mit der Online Anmeldung weil man sich noch nie in Leben mit PC Internet etc. beschäftigt hat und viele bewusst das Internet boykottieren, unter dem Motto hab ich früher nicht gebraucht brauch ich es heute auch nicht.
Und ich rede nicht von den ganzen Rentnern Ü70 sondern das geht bei der Generation zwischen 40 und 60 ja schon los.
Es wird doch wohl jeder Enkel oder eigene Kinder haben oder jemand aus dem bekannten Kreis der behilflich sein kann. Es ist halt auch viel Eigeninitiative erforderlich. Viele melden sich auch nur beim Hausarzt an weil die telefonische Anmeldung bequemer ist. Als das ausfüllen von Onlineformularen. Es gibt viel Hausärzte wo die angestellten wegen der Impfung genervt sind.
Ich bin mittlerweile in meiner Fa. einen Tag nach Abmeldung geimpft worden.
Ich denke in Impfzentrum ist einiges schiefgelaufen, oder?
Ihr macht einen tollen "Job" mit größtem Einsatz für uns Menschen!
Es hat dann bei einem mir unbekannten Arzt geklappt....mit viel Aufwand.
lange ? mittlerweile ist gut eine Woche vergangen, dass die Stiko die Kreuzimpfung empfiehlt. An was liegt es denn im Gesundheitsministerium in München ?
Bin gespannt, wann wir, die in der Sonderaktion mit Astra Zeneca im Juni geimpft wurden, einen vorgezogenen Zweitimpfungstermin bekommen.
Denn wie Herr Schüssler sagt, jeder Tag zählt um geschützt zu sein.
Die von ihnen dringend gewünschte Zweitimpfung kann einer neuen Empfehlung zufolge bereits nach vier Wochen erfolgen. Und jetzt sicher interessant für Sie: "Deshalb erhalten auch die rund 800 Personen, die sich bei der Sonder-Impfaktion Anfang Juni in Lohr mit Astra-Zeneca haben impfen lassen und deren zweiter Impftermin damals bis Ende August vereinbart wurde, in den kommenden Tagen telefonisch oder per E-Mail ein neues Impfangebot. Das teilte das Landratsamt am Donnerstag mit. "Wir bitten die zu impfenden Personen von Rückfragen abzusehen und abzuwarten, bis sie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Impfzentrums kontaktiert werden. Die neuen Termine werden für die Kalenderwochen 28 und 29 vereinbart werden". Alle Betroffenen sollen demnach noch im Juli ihre Zweitimpfung erhalten." Quelle. Main-Echo Online vom 8.7.2021 18:46 Uhr.
"Tut mir leid, wenn ich Ihnen die Spannung genommen habe!" Denke aber, war okay!
Im Interview sagte Herr Schüßler doch, dass demnächst alle 800 von dieser Sonderaktion einen Termin bekommen werden - und den Zeitrsum hat er auch genannt.
Schöne Grüße,
die Redaktion
Gerade da von der Staatsregierung immer so getönt wird, wir gut sie gegenüber anderen Bundesländern ist.
Was, wenn der Facharzt für Urologie nicht geimpft hätte? Oder wenn jetzt bald dem Urologen nach dieser Werbung der Impfstoff ausgeht? Könnte es da dann doch Probleme geben? Wohin dann?