Gute Stimmung und viel Solidarität gab es am Montag bei den verschiedenen Protest-Aktionen der Landwirte und Landwirtinnen in Main-Spessart. Trotz Minusgraden demonstrierten hunderte Bäuerinnen und Bauern im gesamten Landkreis über den kompletten Tag verteilt. Den Demos schlossen sich viele Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen an.
Bereits früh um 6 Uhr startete in Karlstadt, Gemünden, Thüngen/Stetten und Altfeld der Protest. In Altfeld blockierten zwei Traktoren die Linksabbiegespuren auf die A3 in Richtung Nürnberg und Frankfurt. Weitere Traktoren standen auf einem Feldweg neben der Autobahn und auf den Pendlerparkplätzen versammelten sich Handwerker, Unternehmer und Selbstständige.
Simone Krug leitete die Versammlung in Altfeld und wollte mit der Aktion die Bevölkerung "wachrütteln" und zeigen, "dass es jeden betrifft". Krug selbst betreibt einen Ackerbaubetrieb mit Schweinemast in Urspringen. Das Problem der Landwirtschaft sei, dass sie die Mehrkosten nicht umlegen könne. Auch stören sie die ganzen Versprechungen, die gemacht und nicht eingehalten wurden. "Dem ganzen Ärger wollte ich Luft machen", sagte Krug.
"Ehrenrunden" im Kreisel am Zollberg in Gemünden
In Lohr startete um 9 Uhr ein kilometerlanger Zug mit rund 160 Traktoren und Lkw auf den Umgehungsstraßen der Stadt. An einigen Stellen standen wie in ganz Main-Spessart Menschen, die mit ihrer Anwesenheit Solidarität ausdrücken wollten. Auch hupten immer wieder Lkw und Autos, um den Landwirten und Landwirtinnen zuzustimmen. An etlichen Fahrzeugen waren Schilder angebracht mit Aufschriften wie "Wir Bauern sind in höchster Not, die Politik ist unser Tod" oder "Ohne Bauern kein Essen, kein Bier".
Zu Verkehrsbehinderungen und kürzeren Staus kam es in Gemünden. Mit insgesamt rund 160 Traktoren hatten sich die Landwirte auf der Bergstraße, der Mainbrücke, sowie an der Kreisverkehrsausfahrt Richtung Lohr und der Zollbergeinfahrt platziert. Am Kreisverkehr am Zollberg drehten Landwirte "Ehrenrunden", um den Verkehrsfluss auszubremsen und sorgten so für Stillstand. Hier griff die Polizei ein und holte die Traktoren aus dem Kreisel. Auch an der Zollbergauffahrt selbst gab es kurzzeitige Verkehrsstillstände.
An der Bergstraße in Gemünden, der Ortseinfahrt aus Richtung Hammelburg, standen rund 40 landwirtschaftliche Fahrzeuge und verlangsamten wie geplant den Verkehr. Staus gab es jedoch keine.
180 Fahrzeuge sammelten sich in Marktheidenfeld
"Wir wollen mit unseren Aktionen auf die allgemeine Situation der Bauern aufmerksam machen", erklärte Versammlungsleiter Bertold Hautsch in Bergstraße. Die Landwirtschaft werde schon seit einigen Jahren gegängelt und mit vielen Auflagen gebremst. Die geplante Streichung der Subvention von Agrardiesel und der Kfz-Steuerbefreiung hätte den Ausschlag zu den aktuellen Protesten gegeben.
"Das hat das Fass nicht zum Überlaufen, sondern zum Explodieren gebracht", sagte Reinhard Wolz, Kreisobmann des Bauernverbandes in Main-Spessart, auf einer Versammlung in Marktheidenfeld. Dabei bezog er sich ebenfalls auf die geplanten Subventionskürzungen. "Es ist gut, dass ihr alle gekommen seid und wir viele Sympathisanten haben", so Wolz zu den Menschen. Viele Bürgerinnen und Bürger, Selbstständige, Handwerksbetriebe und mittelständische Unternehmen nahmen dort ebenfalls am Protest teil und solidarisierten sich. Einige hatten sich für den Tag Urlaub genommen, um von Beginn an dabei zu sein. Rund 180 Fahrzeuge, darunter alleine über 50 Lkw und über 100 Traktoren, verteilten sich entlang der Georg-Mayr-Straße und auf zwei angrenzenden Parkplätzen.
Mit mehreren Lkw war das Recyclingunternehmen Väth aus Erlenbach beteiligt, das am Montag geschlossen hatte. Inhaber Marco Väth und seine Angestellten demonstrierten mit den Bauern und Bäuerinnen. "Ich hoffe, die Politik hört nicht nur auf Bauern, sondern auch auf die anderen Gewerke, mit ihren Problemen und Sorgen", so Väth.
Verkehr vor allem im Raum Gemünden beeinträchtigt
Mit Musik sorgten die Landwirte und Landwirtinnen für gute Stimmung in Karlstadt und verlangsamten den Verkehr dort zwischen 6 und 13 Uhr. Die Traktoren und Lkw parkten einspurig auf der Würzburger Straße, während die Polizei den Verkehr regelte.
Später versammelten sich rund 150 Fahrzeuge aus dem gesamten Landkreis in Karlstadt an der Mülldeponie, um zu einer Sternfahrt nach Biebelried (Lkr. Kitzingen) aufzubrechen. Aus den umliegenden Landkreisen machten sich insgesamt rund 1200 Fahrzeuge auf den Weg nach Biebelried, der größten Veranstaltung am Montag in Unterfranken.
Außer den Verkehrsbeeinträchtigungen in Gemünden gab es laut Polizeipräsidium Unterfranken in Main-Spessart keine größeren Störungen. Die Stillstände um Gemünden und die Umleitungen in Lohr sorgten beim Taxiunternehmer Uwe Reuffurth für Unmut. In seiner Schicht habe er mehrere Dialysepatienten in Krankenhäuser fahren müssen und dabei bis zu einer Stunde im Stau gestanden. Die Proteste seien eine "Katastrophe zulasten der kranken Menschen", so Reuffurth.
"Wir wollen die Bevölkerung nicht gegen uns aufbringen, sondern nur auf uns aufmerksam machen", sagt Obmann Wolz. Insgesamt habe das gut funktioniert, die Proteste seien gut gelaufen und die Teilnehmenden diszipliniert gewesen. Er habe mit viel Zuspruch gerechnet, doch das tatsächliche Ausmaß an Zuspruch habe ihn "entzückt". Nun hoffe er noch, dass die Politik zur Besinnung komme, so Wolz. Falls die Landwirte und Landwirtinnen nicht das bekommen sollten, was sie fordern, werde es weitergehen, kündigte der Vertreter des Bauernverbandes an.