
Helmut Viering wird eine neue Disco bauen. Aber wer sie betreiben soll, steht in den Sternen.
Der Marktheidenfelder Kaufmann und Senior-Chef von Udo Lermann akzeptiert damit die Mehrheitsentscheidung des Marktheidenfelder Stadtrats vom Donnerstag. Der hatte eine Planänderung von Vierings Marktheidenfelder Baumarkt Immobilien GmbH (MBI) abgelehnt. MBI wollte nach den gescheiterten Verhandlungen mit dem Disco-Betreiber Sascha Beeger nicht mehr wie ursprünglich genehmigt einen Hagebaumarkt und eine Disco bauen, sondern den Baumarkt um eine Halle oder um Parkplätze erweitern.
„Wir bauen das Ding; vielleicht finden wir ja noch einen Betreiber“, hat sich Viering tags darauf mit der Ratsentscheidung abgefunden. Für richtig hält er sie freilich nicht. „Was passiert, wenn irgendwann eine Ruine dort steht?“, spielt er dem Stadtrat den Ball zurück.
Viering kann immer noch nicht verstehen, dass sich so viele Räte gegen seinen Baumarkt aussprechen: „Die Stadt hatte ein Gutachten gefordert und durfte den Gutachter bestimmen. Der hat den Markt als richtig, notwendig und innenstadtverträglich“ beurteilt. Außerdem löse die Ratsentscheidung nicht das Problem des umstrittenen Disco-Standorts in der Altstadt. „Die Nachbarn dort haben nur stillgehalten, weil sie auf eine Lösung gehofft haben“, spricht Viering die ursprüngliche geplante Verlagerung des „Lichtspielhauses“ an.
Der Stadtrat „mutet uns wirtschaftlich einiges zu“, sagt Viering auch mit Blick auf die erforderlichen Investitionen. Ein Disco-Neubau würde anders als zuerst überschlagen nicht 300 000 Euro, sondern wegen Lärm- und Brandschutzauflagen nahezu eine Million Euro kosten. Die sich aus den Kostensteigerungen errechnende Pacht hatte den Chef des „Lichtspielhauses“, Sascha Beeger, letztlich bewogen, die Pläne für einen Umzug aufzugeben.
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Andrea Hamberger, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, sagte in der Sitzung nur kurz: Mit dem MBI-Antrag, nur den Baumarkt bauen zu wollen, kehre man zum Status quo zurück. Damit meinte Hamberger, dass die Freien wie schon in den ersten beiden Abstimmungen einen Baumarkt allein ablehnen. Auf Nachfrage teilte sie mit, dass die Freien die einzige Verkehrsanbindung über die Udo-Lermann-Straße problematisch finden. Gleiches gelte für die Ansiedlung jeglichen Marktes „mit hoher Besucherfrequenz plus Lieferverkehr“ am Nordring.
Anders sehen das Michael Müller und Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder (beide Freie Wähler). Die Bürgermeisterin sehe den Zwang zum Disco-Bau als „nicht zielführend“. Dann hätte man möglicherweise sogar eine zweite Disco in der Stadt. Hingegen behauptete sie, der Baumarkt sei „erwünscht und von der Stadt zu begrüßen“.
Die CSU- und die SPD-Fraktion im Stadtrat begründeten ihre Haltung letztlich damit, dass sie Viering und Beeger nochmals an einen Tisch bringen wollen, wie sie auf Nachfrage erklärten. CSU-Fraktionssprecher Christian Menig hatte in der Sitzung erklärt, das man den Baumarkt für sich genommen zweimal abgelehnt habe. Erst die Verknüpfung mit der Disco sei für viele Ratsmitglieder ein gangbarer Weg gewesen. „Eine Disco soll in der Stadt bleiben“, machte er den Wunsch seiner Fraktion deutlich.
Das sieht SPD-Fraktionsvorsitzender Hermann Menig ähnlich: Er sieht in der Entscheidung des Stadtrats „die einzige Möglichkeit“, der Jugend in der Stadt noch eine Disco anbieten zu können und gleichzeitig die Innenstadt zu beruhigen. Nun hätten alle Seiten Zeit für weitere Verhandlungen gewonnen. Die wird allerdings knapp, denn Christian Menig prophezeite am Donnerstag, dass das „Lichtspielhaus“ nicht ewig in der Altstadt bleiben könne.
Damit deutete er an, dass der Stadtrat bis Jahresende neu über die Sperrzeiten in der Altstadt entscheiden wolle. Eine längere Sperrzeit, wie sie die Anwohner erwarten, wäre wohl das sichere Aus für das „Lichtspielhaus“, dessen Besucher bislang bis in den frühen Morgen tanzen dürfen.
Martin Harth (SPD) hatte als einziger Sozialdemokrat für den MBI-Antrag gestimmt. Er kritisierte zwar zum wiederholten Mal die „unerfreuliche“ Art, in der der Bauherr versucht habe, Einfluss auf den Stadtrat zu nehmen, glaubt aber nicht daran, dass eine Disco am Stadtrand noch möglich sei. Deshalb sei er für eine „saubere Lösung“ – den Bau des Baumarkts ohne Disco.