Der Weg für einen Hagebaumarkt und eine Disco „Lichtspielhaus“ im Gewerbegebiet am Marktheidenfelder Nordring ist geebnet.
Am Donnerstag entschied sich der Stadtrat mit 14 : 9 Stimmen für die Ausweisung eines Sondergebiets für das kombinierte Bauvorhaben zwischen Nordring und Karbacher Straße. Nachdem die CSU bis auf Michael Carl mit Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder dafür und die Freien Wähler bis auf Michael Müller dagegen stimmten, gab die SPD-Fraktion den Ausschlag. Anders als bei den ersten beiden Beschlüssen 2014 stimmte die vierköpfige Gruppe diesmal geschlossen für den Antrag der Udo Lermann GmbH & Co. KG. Hermann Menig (SPD) und Gerd Rauh (FW) fehlten in der Sitzung.
- Lesen Sie hierzu: "Auflagen für den Baumarkt und die Disco" und
- den Standpunkt: "Pro & Kontra nicht überhöhen".
Die Abstimmung verfolgten rund 150 Besucher – unter ihnen viele Fans des „Lichtspielhauses“, eine Gruppe der türkisch-islamischen Gemeinde Marktheidenfelds, die neben dem Neubaugebiet ihr Kulturzentrum hat, und die Udo-Lermann-Vertreter Helmut Viering und Ralf Winkelmann. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder (FW) erklärte, dass seit dem Antrag auf einen Kombi-Bau von Baumarkt und Disco am 20. November 2014 erst die Verkehrslage in einem Auditverfahren des Landratsamt unter Beteiligung weiterer Behörden geklärt werden musste. Fazit: Eine Anbindung des Baugrundstücks an die Karbacher Straße, zugleich Kreisstraße, lehnt das Amt ab (wir berichteten). Die Bürgermeisterin hält die Ansiedlung des Baumarkts für das Mittelzentrum und die Verlagerung der Disco für die Jugend für „richtig“.
Anders ihre Fraktion der Freien Wähler. Fraktionsvorsitzende Andrea Hamberger sah zwar durchaus eine Chance in der Verlagerung des „Lichtspielhauses“ vom „belasteten Brennpunkt“ in der Altstadt an den Nordring, doch war für fast alle Freien die Verkehrsanbindung der entscheidende Punkt.
Nahes Gebetshaus
Durch die Neubauten dürften keine neuen Konfliktfelder entstehen, sagte Hamberger. Zum Beispiel sei wegen des nahen Gebetshauses Sensibilität und Rücksichtnahme gefordert. Konsequenz für die Freien: „die strikte Trennung des Sondergebiets vom Umfeld“ durch ausschließliche Anbindung über die Karbacher Straße.
Umso mehr enttäuschte die Fraktion, dass das Landratsamt „in deutlichem Widerspruch zu früheren Aussagen“ und zu einem anderen Verkehrsgutachten nun jede Zufahrt zur Karbacher Straße ablehne. Den Verkehr auf die „hoch belastete“ Udo-Lermann-Straße zu konzentrieren, sei der falsche Weg. Damit würden mehr Probleme geschaffen als gelöst, begründete Hamberger die überwiegende Ablehnung des Bauvorhabens in ihrer Fraktion.
Andere Schlüsse aus dem Verkehrsgutachten und der Verkehrslage zog die CSU. Ihr Fraktionsvorsitzender Christian Menig hält eine Zufahrt auf die Karbacher Straße nicht für nötig. Er verwies aber darauf, dass bei einer möglichen Erweiterung des Gewerbegebiets eine solche Anbindung auf Höhe der Straße Am Sportzentrum geschaffen werden könnte.
Den geplanten Lärmschutz sieht die CSU nach Aussage eines Gutachtens als ausreichend an. Menig räumte ein, dass er dem Baumarkt erst kritisch gegenüber gestanden habe. In vielen Gesprächen sei er aber zur Auffassung gekommen, „das Marktheidenfeld einen solchen Markt durchaus vertragen kann“. Laut Menig werde der Baumarkt sein Publikum ebenso finden wie die Fachgeschäfte der Innenstadt ihres behalten: „Da bin ich mir sicher.“
Disco als Alleinstellungsmerkmal
Den Erhalt des „Lichtspielhauses“ durch die Umsiedlung hält die CSU für wichtig. Die Disco sei „Leuchtturmprojekt, Ankerbetrieb und Alleinstellungsmerkmal“ für Marktheidenfeld und suche ihresgleichen in Unterfranken, befand Menig.
Für Martin Harth, der für die SPD-Fraktion sprach, ging es im Wesentlichen um den Baumarkt, da eine Disco im Gewerbegebiet grundsätzlich möglich sei. Auch für die Sozialdemokraten war die Kernfrage die Verkehrsanbindung. Die Fraktion hält wie die CSU mittelfristig eine zweite Erschließung über die Karbacher Straße für möglich. Die Untersuchungen des Landratsamts und der daraus abgeleitete Vorschlag, auf dem Nordring Linksabbiegerspuren einzurichten, fanden die Zustimmung der SPD.