Daniela Schleich kann es noch nicht wirklich glauben. Gerade kam sie aus Münster zurück, die Ereignisse des Wochenendes sind noch deutlich bei ihr. "Ich kann es kaum in Worte fassen, wie es war", erzählt die 45-Jährige. In ihrem Büro in der Altfelder Autolackiererei, die sie und ihr Mann Olaf Schleich führen, lässt sie daher lieber Bilder sprechen.
Auf ihrem Handy zeigt sie deshalb einen kurzen Filmausschnitt. Darin steht Schleich auf einer Bühne. Im Publikum herrscht stehender Applaus. Ein Vertreter der Fachzeitschrift "handwerk magazin" überreicht ihr die Auszeichnung "Unternehmerfrau im Handwerk 2019". Damit setzte sie sich gegen rund 100 Mitbewerberinnen aus ganz Deutschland durch.
Quereinstieg: Von Steuerfachangestellte zur Lackierermeisterin
Und zu Recht: Was Schleich in sechs Jahren für ihre Branche geleistet hat, das schaffen viele im ganzen Berufsleben nicht. Dabei ist die Mutter von drei Kindern Quereinsteigerin. Gelernt hatte sie eigentlich Steuerfachangestellte und arbeitete bei ihrem Mann im Büro. Als dann 2012 die Firma unbedingt einen neuen Lackierermeister brauchte und ihr Mann zu sehr im Tagesgeschäft eingespannt war, traf sie die Entscheidung, selbst den Meister zu machen. Damals war sie Ende 30, Vorkenntnisse hatte sie keine.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal machen werde", blickt Schleich zurück. Doch der Erfolg gab ihr schnell Recht. Den Meister zur Fahrzeuglackiererin schloss sie mit einem Notendurchschnitt von 1,5 als Kammerbeste ab. "Step-by-step" ging es dann weiter im neuen Beruf. Schleich wurde Dozentin an der Handwerkskammer Frankfurt und Mitglied in verschiedenen Prüfungsausschüssen. Bis heute ist sie auch in diversen Verbänden und Innungen engagiert.
Vertreterin des deutschen Handwerks bei Königin von Schweden
"Ich glaube, das sollte mein Weg sein – das ist meine Berufung", sagt die Handwerkerin. Was sich ihr durch den Beruf für Türen geöffnet haben, könne sie manchmal kaum glauben. 2016 gewann sie den Bayerischen Mittelstandspreis. Ein Jahr zuvor war sie sogar als Vertreterin des deutschen Handwerks bei Königin Silvia von Schweden.
Wie ist sie so weit gekommen? "Ich liebe meinen Beruf, er macht mir unglaublich viel Spaß", antwortet sie. Und wer Spaß habe, der investiere gerne Zeit in seinen Beruf und komme voran. Besonders schätze sie an ihrer Tätigkeit, dass sie die Resultate ihrer Arbeit unmittelbar sehen könne. "Es macht mich einfach glücklich, wenn der Kunde mit seinem Auto wieder fahren kann, als wäre nie was passiert."
Frauen und Nachwuchs im Handwerk
Als Frau im Handwerk sieht sich Schleich auch ein bisschen als Vorbild. "Wir stehen in Nichts nach und können erfolgreich sein – und sind es auch ", betont sie. Technisches Wissen würde in der gesamten Branche zunehmend wichtiger werden als körperliche Stärke. Sowohl in der Werkstatt als auch im Büro liegt bei Schleich die Quote der weiblichen Mitarbeiter bei 50 Prozent.
- Lesen Sie auch: Frauen im Handwerk - Von der Apotheke in den Karosseriebau
Auch im Allgemeinen sieht sie gute Zukunftsmöglichkeiten im Handwerk. "Das ist ein Fundament, das braucht man einfach." Für Schleich spielt Nachwuchsförderung daher eine zentrale Rolle. Mit Vorträgen ist sie auf Messen und an den Marktheidenfelder Schulen unterwegs. Im Betrieb motiviert sie ihre Azubis mit dem "Auto für gute Noten". Erreichen die in der Ausbildung Bestnoten, belohnt Schleich sie mit einem Auto, das diese dann für ein Jahr fahren dürfen. Außerdem gibt es ein Prämiensystem für Zuverlässigkeit.
Unternehmerfrau im Handwerk: 2500 Euro Preisgeld
Eigentlich blickt Schleich eher selten zurück. "Ich bin immer Stück für Stück am Ball geblieben", sagt sie über ihre Arbeit. Durch den Preis "Unternehmerfrau im Handwerk" und die Reaktionen auf der Verleihung wurde ihr erst wirklich bewusst, was sie in den letzten sechs Jahren alles gestemmt hat. "Es war der Wahnsinn, wie sie mich gefeiert haben." Mit 2500 Euro war der Preis dotiert – für Schleich ist das eher Nebensache: "Es ist eine persönliche Anerkennung für all das, was ich für den Betrieb und das Handwerk geleistet habe."