Die Heroldstiftung bekommt eine neue, moderne und zukunftsweisende Küche, teilt das Landratsamt mit. In der Presseerklärung heißt es, das Kuratorium der Stiftung habe einstimmig beschlossen, die Küche im ehemaligen Krankenhaus Karlstadt künftig nicht mehr zu nutzen. Sie soll zeitnah geschlossen werden. Ein Architekturbüro soll mit der Planung einer neuen Küche unverzüglich anfangen. Ziel ist es, bis Ende 2023 den eigenständigen Küchenbetrieb in dem Neubau aufzunehmen.
Bis dahin werde das warme Mittagessen von der Küche des Klinikums Main-Spessart Marktheidenfeld geliefert. Das Frühstück und das Abendessen soll das Küchenteam der Heroldstiftung in Karlstadt herrichten. Neuer Gesamtleiter für Küche und Service des Klinikums Main-Spessart ist Levi Hoffmann. Der verspreche, dass das Mittagessen in Marktheidenfeld frisch und nach hohen Qualitätsstandards zubereitet und anschließend umgehend nach Karlstadt geliefert werde.
Darüber hinaus werde mit der Beethovengruppe ein Mietvertrag über die kostenlose Anmietung einer Verteilerküche im Gesundheitszentrum Karlstadt geschlossen. Die Kosten für für diese Küche im ehemaligen Krankenhaus trage die Beethovengruppe.
Ungeplante Mehrkosten sind entstanden
Zur Begründung dieses Vorgehens heißt es: "Die Entscheidung hat nicht nur sachliche, sondern auch wirtschaftliche Gründe. Die aus dem Verkauf des Krankenhauses Karlstadt resultierende Küchenproblematik wurde bereits in mehreren Sitzungen des Kuratoriums der Otto-und-Anna-Herold-Altersheimstiftung erörtert. Durch den Verkauf der Immobilie an die Gesundheitszentrum Karlstadt GmbH (GZK) bestanden einige unklare Beziehungen zwischen dem Gesundheitszentrum Karlstadt und der Heroldstiftung. Bis zur Schließung des Krankenhauses Karlstadt wurde die Küche gemeinsam mit dem Krankenhaus betrieben. Strom sowie Wärme und Warmwasser wurden über das Klinikum bezogen. Durch den Verkauf des Krankenhauses sind die Leistungen sowie die meisten vertraglichen Beziehungen an das GZK übergegangen. Hierdurch sind erhebliche, nicht geplante, Mehrkosten für die Stiftung entstanden."
Darüber hinaus sei die gesamte vorhandene Technik in einem veralteten Zustand. Hier würden in den nächsten Jahren hohe Instandhaltungs- und Betriebskosten auf die Heroldstiftung zu kommen, schreibt das Landratsamt in seiner Pressemitteilung. Als Großküche im Krankenhaus Karlstadt 2001 gebaut, verfehle die Nutzung von über 400 Quadratmetern Küchenfläche heute ihre ursprüngliche Bestimmung. "Daher musste eine sichere und wirtschaftlichere Lösung gefunden werden."
Vorwürfe gegen Ex-Landrat Thomas Schiebel
Rückblickend werden in der Mitteilung erhebliche Vorwürfe gegen den früheren Kuratoriumsvorsitzenden erhoben: "Bei dem Verkauf des ehemaligen Krankenhauses Karlstadt wurden laut Klinikreferent René Bostelaar die daraus resultierenden Nachteile für die Heroldstiftung nicht ausreichend geklärt und durch den damaligen Vorsitzenden – trotz Beschluss und ausdrücklicher Beauftragung durch das Kuratorium – versäumt, eine vertragliche Regelung herzustellen." In der Pressemitteilung der Landratsamts wird der "damalige Vorsitzende" nicht namentlich genannt. Es handelt sich um den ehemaligen Landrat Thomas Schiebel.
Bostelaar erklärt nun in der Pressemitteilung: „Im vergangenen Jahr wurde mit der Beethovengruppe eine einvernehmliche Lösung, befristet bis Ende Dezember 2020, für die Problematik gefunden. Das Ziel, die Heroldstiftung autark aufzustellen und hiermit für die Zukunft durch den notwendigen Neubau abzusichern, ist der einzig richtige Weg. Dass diese Entscheidung nun beim Personal, aber auch bei dem Beiratsvorsitzenden Herrn Ziegler zu einer gewissen Emotionalität geführt hat, ist verständlich. Aber es geht hier um die Zukunft der Heroldstiftung.“
"Probleme einer Großküche werden beseitigt"
Zu den Überlegungen bei der Planung wird Landrätin Sabine Sitter zitiert: „Unser grundlegendes Ziel ist die optimale Versorgung der Bewohner. Ich weiß, wie wichtig gerade gutes Essen ist. Es geht hier nicht nur um Nahrung, Essen bedeutet auch Genuss und Freude am Alltag. Das nicht aus den Augen zu verlieren war mir besonders wichtig.“ Zusätzlich zur Sicherstellung der Verköstigung der Bewohner könne eine sinnvolle vertragliche Regelung mit dem Gesundheitszentrum Karlstadt gefunden werden. Die Probleme einer Großküche würden beseitigt und die Kostenstruktur erheblich reduziert.
Sabine Sitter bedauert, "dass trotz mehrerer Gespräche mit dem Heimbeirat das Vertrauen auf eine gute Lösung nicht da war und durch die nicht zielführende öffentliche Diskussion ein negatives Licht auf die Stiftung, aber auch das Kuratorium geworfen wurde." Die Einstimmigkeit des Kuratoriums zeige nun jedoch, dass sie die richtige Lösung gewählt habe.
Eine Mittagsverpflegung für die externen Kunden über die Küche der Heroldstiftung sei nach deren Schließung zwar nicht mehr möglich, doch könne diese Dienstleistung ebenso über die Küche Marktheidenfeld erfolgen. Es werde angestrebt, diese weiter zu beliefern. Auch werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Es würden lediglich einige wenige befristete Verträge zeitnah auslaufen. Für die Verteilerküche werden insgesamt vier Vollzeitkräfte benötigt.