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Karlstadt
Große Kunst im Baudenkmal: Warum das neue Museum Karlstadt etwas ganz Besonderes bietet
Nach knapp einem Jahrzehnt der Planung und fünf Jahren Bauzeit eröffnet an diesem Wochenende das neue Museum. Sowohl die Ausstellungsstücke als auch das Gebäude sorgen für überregionale Ausstrahlung und Bedeutung.
Gegenwartskunst im historischen Baudenkmal - diese Kombination ist das Besondere am Museum der Stadt Karlstadt.
Foto: Markus Rill | Gegenwartskunst im historischen Baudenkmal - diese Kombination ist das Besondere am Museum der Stadt Karlstadt.
Markus Rill
Markus Rill
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:20 Uhr

Vor 14 Jahren hat die Stadt das historische Gebäude in der Karlstadter Hauptstraße 9 erstanden. Nach Jahren der Planung und fünfjähriger Sanierung öffnet dort an diesem Wochenende das neue Museum Karlstadt erstmals seine Türen für die Öffentlichkeit. Die Kombination von Kunst der Gegenwart und einem Baudenkmal, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert reicht, sorgt für die überregionale Bedeutung des Hauses. Von Freitag bis Sonntag gilt freier Eintritt für alle Interessierte.

"Zeitbrüche" heißt die Ausstellung von Bildern, Plastiken und Skulpturen aus dem Fundus des früheren Würzburger Domkapitulars Jürgen Lenssen und einigen Leihgaben im Museum. Brüche gab es in der Tat einige bei der Entwicklung. Zum Ende der Amtszeit von Bürgermeister Karl-Heinz Keller im Februar 2008 erstand die Stadt den Gebäudeteil Hauptstraße 9 aus Privatbesitz.

Frisch restauriert zeigt sich das Gebäude mit Museum Karlstadt mit barrierefreiem Zugang.
Foto: Juergen Mueller | Frisch restauriert zeigt sich das Gebäude mit Museum Karlstadt mit barrierefreiem Zugang.

In der zwölfjährigen Amtszeit von Paul Kruck wurde das Konzept für die Museumsnutzung entwickelt, denn ausreichend hohe Zuschüsse zur Sanierung eines solchen Gebäudes gibt es nur, wenn es hinterher öffentlich genutzt wird. Mit Lenssen, Kunstreferent der Diözese, gab es die Vereinbarung, dass Karlstadt zu einer Dependance des Museums am Würzburger Dom entwickelt würde, mit Kunstwerken aus dem Eigentum der Kirche "mit Werken von 1531 bis zur Echterzeit, zwischen Gotik und Barock", so Lenssen.

Turbulenzen bei der Entwicklung

Als die Diözese einen Rückzieher machte, benötigte die Stadt kurz vor dem geplanten Sanierungsbeginn 2017 eine Lösung. Lenssen, mittlerweile im Ruhestand, sagte zu, das Museum mit religiös inspirierten Kunstwerken aus seinem Privatbesitz zu bestücken. "Ich konnte die Stadt doch nicht hängen lassen", sagt er. Hinzu kam, dass im Jahr zuvor die Mildenburg in Miltenberg sehr erfolgreich als Museum von Lenssen eingerichtet worden war. Schon dort hatte die Zusammenarbeit mit dem für die Sanierung zuständigen Architekturbüro Wiener aus Karlstadt gut funktioniert.

Ein Raum der Ausstellung 'Zeitbrüche' im Erdgeschoss des Karlstadter Museums.
Foto: Juergen Mueller | Ein Raum der Ausstellung "Zeitbrüche" im Erdgeschoss des Karlstadter Museums.

Mit Gotik oder Barock haben die von Lenssen kuratierten 171 Kunstwerke jedoch nichts zu tun. "Alle der 69 Künstler wurden im 20. Jahrhundert geboren", erklärt der Experte. Der 74-Jährige hat ihre Arbeiten thematisch sortiert und in den Räumen im Erdgeschoss und ersten Stock so arrangiert, dass sie einander ergänzen. Verschiedene Stationen aus dem Leben Jesu – Kreuzigung, Grablegung, Himmelfahrt – werden von verschiedenen Künstlern unterschiedlich dargestellt und interpretiert.

Von Lenssen selbst verfasste Texte erläutern auf zweisprachigen Schautafeln die einzelnen Raummottos, die beispielsweise "Umbruch als Erfahrung", "Umbruch als Notwendigkeit" oder "Leiderfahrung bedingt Umbruch" lauten.  Daraus ergeben sich faszinierende Perspektiven und Vergleichsmöglichkeiten.

Das Museumsgebäude ist ebenso wichtig wie die Kunst

Doch es geht im neuen Karlstadter Museum nicht nur um die Kunst, die der mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Kulturpreisträger von Unterfranken, Würzburg und Miltenberg zusammengestellt hat, es geht auch um das Gebäude, in dem sie zu sehen ist. "Einen Knüller" nennt Architekt Alfred Wiener dieses. Die Sanierung habe nicht weniger als "Sensationen" offengelegt.

'Emmaus' von Markus Fräger (links) und 'Hombre del Cielo' von Jesu Rodriguez de la Torre im Museum in Karlstadt.
Foto: Markus Rill | "Emmaus" von Markus Fräger (links) und "Hombre del Cielo" von Jesu Rodriguez de la Torre im Museum in Karlstadt.

"Wir haben hier Gebäudeteile, die aus der Zeit der Stadtgründung um das Jahr 1200 stammen müssen", so Wiener. Ein Raum im zweiten Stock gibt mit Modellen und einer Animation Einblick in die Entwicklung des Hauses mitsamt "Ausbau des vorderen Gebäudeteils mit Erhöhung um ein Stockwerk von 1376 sowie Überbauung aus dem 16. Jahrhundert". In anderen Räumen dieses Stockwerks sind Wandgemälde, die sich auf 1531 und 1563 datieren lassen, sowie eine Reihe von Sinnsprüchen zu sehen.

2,2 Millionen Euro Fördermittel, 1,5 Millionen Euro der Stadt Karlstadt

Das Fachwerk, Kaminreste, die besonderen Kleeblattfenster, Stuckornamente und mehr sind freigelegt. Besucherinnen und Besucher können im barrierefreien Gebäude auf ebenen Böden die Architektur und Bauweise der vergangenen Jahrhunderte nachempfinden. "Die ursprüngliche Bausubstanz soll mit den Veränderungen, die wir im 21. Jahrhundert unternehmen, eine harmonische Einheit bilden", sagte Wiener während der Sanierungsphase. Das ist gelungen.

Im zweiten Stock des Karlstadter Museums wirken die Räume mit Fachwerk, Sinnsprüchen und Wandmalereien.
Foto: Jürgen Kamm | Im zweiten Stock des Karlstadter Museums wirken die Räume mit Fachwerk, Sinnsprüchen und Wandmalereien.

Die Fördermittel von 2,2 Millionen Euro, die von Land und Bund, unter anderem von der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz, nach Karlstadt geflossen sind, um die Sanierung und Ausstellung zu finanzieren, waren gut angelegt. Die Stadt selbst hat weitere 1,5 Millionen Euro investiert. "Nationale Bedeutung" soll nun dem neuen Museum Karlstadt, das neben der Ausstellung "Zeitbrüche" auch die Abteilung "Stadtgeschichte" enthält, zukommen. In den ersten Tagen aber werden sich erstmal die Karschter und Main-Spessarter dort umsehen.

 
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  • C. L.
    Das heißt, Kruck war nur nach Planungsbeginn und während der Bauphase Bürgermeister, für ihn also ein lästiger Klotz am Bein.
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