Die Sanierung des historischen Hauses in der Karlstadter Hauptstraße 9 geht voran. Am Donnerstag führten die Architekten Silja und Alfred Wiener die Karlstadter Stadträte und Vertreter des Historischen Vereins durch das Gebäude. Jürgen Lenssen, der die Exponate dem künftigen zur Verfügung stellt, erläuterte einige seiner Pläne.
Bevor es allerdings ins Innere ging, überreichte Reinhold Schöpf von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz der Stadt eine Fördersumme von 50 000 Euro, die vor allem für Arbeiten am Dachstuhl gedacht sind. "Wir schreiben unsere Fördermittel bei derartigen Großprojekten gern speziellen Teilbereichen zu. Dann können unsere Sponsoren genauer erkennen, wofür ihre Gelder genutzt werden", erklärte Schöpf.
"Bedeutsame Funde" im Gebäude
Bürgermeister Paul Kruck sagte: "Es ist uns eine Ehre, von der Stiftung mit insgesamt 110 000 Euro bedacht zu werden. Die zweite Ausschüttung erfolgt im kommenden Jahr." Schöpf sagte, die im Gebäude gefundenen Malereien aus dem 16. Jahrhundert seien von seltener Fülle und Qualität und "kulturhistorisch als sehr bedeutsam einzuschätzen". Aufgabe der Stiftung sei es, Denkmäler für folgende Generationen zu bewahren. "Das ist ein Dank an die Vergangenheit, eine Freude in der Gegenwart und ein Geschenk an die Zukunft."
Die Stadträte hatten schon mehrfach angefragt, den Baufortschritt in Augenschein zu nehmen. Allerdings war es erst jetzt statisch sicher, zudem wäre es in den Wintermonaten schon am Vorabend dunkel gewesen. Auch bei sommerlichem Tageslicht war es nicht immer einfach, sich in einer großen Gruppe unfallsicher auf der Baustelle fortzubewegen. Den Aufstieg auf das Außengerüst um den Dachstuhl machten nicht alle mit.
Spektakuläre hydraulische Hebung
Silja Wiener erinnerte daran, dass die hydraulische Hebung des gesamten Gebäudes um rund 20 Zentimeter der spektakulärste Arbeitsabschnitt war. Nun ist der Keller gebaut, Schwerlaststützen sind errichtet. Einige Erkenntnisse – zum Beispiel, dass das Gebäude aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt – und Funde könne man mit Fug und Recht als "Sensation" bezeichnen, sagte sie. "Wir haben hier einige Konstruktionen vorgefunden, die man auch schon anderswo entdeckt hat. Aber in diesem Gebäude sind sie nachweislich einige Jahre älter."
Alfred Wiener ging auf die gefundenen und zurzeit abgedeckten Malereien aus dem 16. Jahrhundert ein. "Diese Bilder zeigen belegte Ereignisse aus der Karlstadter Stadtgeschichte. Das ist hoch interessant." Der frühere Würzburger Domkapitular Jürgen Lenssen erläuterte, wie er sich die Gestaltung der oberen Räume vorstellt. "Die Räume sollen auch wirken können. Ich stelle mir jeweils nur eine Vitrine mit ein, zwei Objekten in der Raummitte vor. Diese sollen durch die Türfluchten vom Nachbarraum aus sichtbar sein, den Blick lenken und in den nächsten Raum einladen." Vom Gebäude Hauptstraße 9 werden drei Durchgänge zum stadtgeschichtlichen Museum nebenan geschaffen.
Der angedachte Eröffnungstermin im Frühjahr 2020 wird jedoch nicht zu erreichen sein. "Die weiteren Stiftungsmittel werden erst im Sommer kommenden Jahres ausgeschüttet. Erst danach sind Arbeiten zum Innenausbau möglich", erklärte Bürgermeister Kruck. Er war sich mit den Architekten und Jürgen Lenssen einig, dass ein Verschieben des Eröffnungstermins um einige Monate bei einem viele Jahrhunderte alten Gebäude keine Katastrophe sei. "Wichtig ist, dass es am Ende gut wird und da habe ich keine Zweifel", so Kruck. Die Stadträte stimmten ihm zu.