
Einen gewaltigen Besucheransturm erlebte die 1200 Jahre alte Siedlung "Seehausen" aus der Karolingerzeit südlich des Zellinger Ortsteils Duttenbrunn am Wochenende. Das Besondere ist, dass die Siedlung nur drei Generationen, also etwa 100 Jahre, lang existierte und danach aufgegeben wurde. Bei der rund viermonatigen Grabungszeit durch Fachleute und freiwillige Helfer des Archäologischen Spessartprojektes (ASP) traten in den vergangenen Monaten spannende Funde und Erkenntnisse zutage.
Nach Abschluss der wissenschaftlichen Arbeiten, wird "Seehausen" wieder verfüllt und soll weiterruhen. Beim Grabungsfest am Wochenende gab es die Möglichkeit, den Ort zu besichtigen und mit fachkundigen Führungen in die Zeit der Karolinger einzutauchen. Die Organisatoren hatten mit etwa 1000 Besucherinnen und Besuchern gerechnet. Insgesamt, so schätzte Projektleiter Harald Rosmanitz, seien mehr als 2000 Menschen nach "Seehausen" gekommen.

Zehnjähriger Anton Stegerwald war fachkundiger Führer beim Grabungsfest
Einer der Helfer war Anton Stegerwald aus Goldbach bei Aschaffenburg. Der zehnjährige Schüler erzählte, dass er seit vier Jahren regelmäßig bei Ausgrabungen dabei sei, seit er als Schulanfänger bei der Bergung von Funden im Raum Aschaffenburg helfen durfte. Antons Begeisterung für die Archäologie sei in ihm selbst entstanden. Er nötige seinen Vater am Wochenende oder in den Ferien zu entsprechenden Fahrten.
Sein Wissen um geschichtliche und physiologische Zusammenhänge zeigte Anton an der Grabungsstelle "Friedhof". Er verwies an den freigelegten Skeletten mögliche Ursachen früher Sterblichkeit. Anton kennt sich auch mit Bestattungsriten der frühmittelalterlichen Menschen aus. Führerin Doris Dörringer vom Archäologischen Arbeitskreis Karlstadt erklärte, dass die menschlichen Überreste wegen des Lössbodens so gut erhalten seien.
"Der Friedhof hier ist ein wichtiger Ort der Siedlung", so Dörringer. In den Reihengräbern wurden rund 60 Skelette gefunden. Dabei sind alle Altersstufen vertreten, oftmals gab es Mehrfachbestattungen. "Seehausen" scheint ein relativ großer Ort gewesen zu sein, er hat allerdings nur etwa drei Generationen lang auf diese Weise existiert. Warum er so bald aufgegeben wurde, ist nicht bekannt.

Skelette werden genetisch untersucht
Was passiert nun mit den gefunden menschlichen Überresten, wollten die Besucher wissen. Sie werden in München genetisch untersucht, um beispielsweise Verwandtschaftsverhältnisse oder etwaige Krankheiten zu klären, so Dörringer. Was bisher zutage kam, wird geborgen, die Gruben anschließend wieder verfüllt. Weitere Grabungen wird es nicht geben.
Die Führungshelfer zeigten ihren Gästen weitere Grabungsstellen: einen gemauerten, rund vier Meter tiefen Brunnen, eine Darre zum Trocknen der Ernte und einen wohl zentralen Platz mit den Fundamenten von Steinhäusern.
Für die Interessierten gab auch ein kleines Rahmenprogramm. Da waren authentische Handwerker vom "Campus Galli", wo in der Nähe des Bodensees Freiwillige die karolingische Klosterstadt Meßkirch nachbauen. Ein Töpfer zeigte mit handgetriebenem Schwungrad seine Kunst und auch ein Ledermacher war mit dabei. Für Kinder gab es ein Quiz. Eine lange Informationswand mit Fotografien zeigte den Fortschritt und die Ergebnisse der Grabungen.