"Das ist absolut unmenschlich und geht meiner Meinung nach überhaupt nicht", sagt Monika Wittmann über einen Vorfall, den sie am Wochenende erlebt hat. Sie und ihr Mann Michael waren am Samstagmittag auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen, als sie im Karlstadter Gewerbegebiet Am Hirschfeld einen stehenden LKW mit offener Fahrertür sahen. "Wenn er heute steht, fährt er ja nicht mehr", habe sie sich gedacht, als sie wieder zu Hause war. Und das, wenn es bei 36 Grad Celsius total heiß ist, erzählt Wittmann, deren Mann selbst LKW-Fahrer ist.
Die beiden sind erneut in das Gewerbegebiet gefahren und haben den polnischen LKW-Fahrer, der nur gebrochen Deutsch spricht, angesprochen. "Wir haben ihn gefragt, ob er mit zu uns möchte, aber er hat uns glaube ich nicht richtig versanden oder er hat Angst gehabt", so Wittmann. Er habe nur gesagt, dass er dringend Wasser brauche. Deshalb habe ihm Michael Wittmann mehrere Kanister gebracht – zum Duschen und zum Trinken. Sonntagmorgen haben sie den Fahrer noch einmal gefragt, ob er nicht mit zu dem Ehepaar nach Hause möchte.
Der LKW-Fahrer hätte die Palette am BayWa Bau- und Gartenmarkt selbst abgeladen
Daraufhin sei der 60-jährige LKW-Fahrer, der bei einer Spedition in der Nähe von Görlitz angestellt ist, doch mitgekommen. Bei den Wittmanns habe er ausgiebig gefrühstückt und geduscht. Dabei habe er erzählt, dass er am Freitag am frühen Nachmittag beim BayWa Bau- und Gartenmarkt Ware abliefern wollte – eine einzige Palette, die letzte auf seiner Tour.
Vor Ort sei ihm gesagt worden, dass er erst wieder am Montagmorgen ab 8 Uhr zum Abladen kommen könne. Und das, obwohl der Karlstadter BayWa-Markt zu diesem Zeitpunkt noch geöffnet hatte und auch am Samstag offen hat. Zudem hätte der Pole die eine Palette, die geschätzt nur einen halben Meter hoch beladen war, mit seiner eigenen Ameise, also einem Hubwagen, abgeladen. Er hätte nur eine Unterschrift von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter der BayWa gebraucht.
Dem BayWa-Marktleiter ist der Vorfall nicht bekannt
Stattdessen habe der Fahrer also bis Montag in seinem LKW im Karlstadter Gewerbegebiet übernachten müssen – wo laut Wittmann nicht ausreichend viele Parkplätze, und schon gar keine schattigen, vorhanden seien. Und das, obwohl "ein heißes Wochenende gemeldet war und klar war, dass der Mann irgendwo in der Prärie steht", sagt sie. "Wenn ich ein Kind oder einen Hund bei Hitze eine halbe Stunde im Auto lasse, erhalte ich sofort eine Anzeige", sagt Wittmann. Im LKW habe es ihr zufolge schnell 70 Grad Celsius.
Sie vermutet, dass der LKW-Fahrer am BayWa-Markt nicht argumentieren konnte, weil er sich auf Deutsch nicht richtig ausdrücken könne. "Ich unterstelle niemanden, dass er bösartig sein wollte", sagt Wittmann und ergänzt: "Es wäre nur schön, wenn sich die Menschen Gedanken machen würden." Markus Hänelt, der Marktleiter des BayWa Bau- und Gartenmarktes, sagte am Dienstag auf Nachfrage, dass er sich nicht dazu äußern könne, da ihm zu einem solchen Vorfall nichts bekannt sei.
Frau des polnischen LKW-Fahrers "hatte auch Sorgen"
Die Wittmanns haben mit dem polnischen Fahrer die Kontaktdaten ausgetauscht und auch dessen Frau in Polen kontaktiert, "die auch Sorgen hatte". Denn eigentlich hätte der polnische LKW-Fahrer seine freie Woche gehabt. Normalerweise wäre er am Samstag nach Hause zu seiner Frau gekommen, so erst am Dienstag.
Von der Frau des Fahrers haben die Wittmanns inzwischen eine Dankesmail erhalten, die sie wohl mithilfe eines Übersetzungsprogramms geschrieben hat. Dem Karlstadter Ehepaar ist bewusst, dass es kein Einzelfall ist und LKW-Fahrerinnen und LKW-Fahrer täglich – egal bei welchen Temperaturen – in ihren Kabinen übernachten müssen. "Aber mit diesem Fall waren wir direkt konfrontiert", sagt Monika Wittmann.
Es gibt durchaus kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten und ein kostenpflichtiger gibt einen Teil in Form von Verzehrgutschein zurück.
Das er nach Hause wollte steht erst nach der Aktualisierung des Artikels da.
Wo zieht man die Zeitgrenze? Ein Ausländer wird grosszügig abgeladen? Der Deutsche der nur 100km entfernt wohnt muss warten? Warenannahmezeiten sind bindend sonst kommt nämlich jeder wann es ihm passt.
Mit der Ansage "gehen Sie zur Notaufnahme"!
Fragen Sie Med. Fachpersonal wie lange Sie meist unbezahlte Überstunden machen, weil 1 Min. vor Dienstende noch ein Pat.vor der Türe steht!
Witzig, einen medizinischen Notfall mit einer Palette Stückgut zu vergleichen muss einem erst einmal einfallen!
Familie W. war nett aber wie ich schon schrieb, Ladenöffnungszeiten sind nicht gleichzusetzen mit der Warenannahme und gerade Freitag ist da oftmals schon um 12 Uhr Schluss. Wer zu spät kommt hat Pech. Ganz egal ob es eine kleine Palette ist oder ein ganzer Zug voll. So ist es im Speditionsgewerbe. Mein Bruder hat eine Spedition, ich weiss daher wie es in diesem Gewerbe zugeht. Gerade bei Baumärkten und ähnlichem stehen die Fahrer oft stundenlang und warten auf das abladen und wer auch nur 1 Minute nach Eincheckschluss kommt hat das nachsehen.
Was hat der Fahrer dort im Gewerbegebiet gemacht - ohne Toilette und Waschmöglichkeit? Demnächst kommt dann wieder ein neues Parkverbot für LKW.
Der Autohof kostet Stellgebühren. Der Fahrer, steht im Artikel, wollte nach Hause, zwengs Urlaub. Bitte einfach mal flexibel und menschlich handeln. Irgendwer wird mit dem Fahrer gequatscht haben, in der Zeit ist das Stückgut doch abgeladen. Lieferpapiere unterschreiben, fertig. Flexibel sein, heisst das Zauberwort.
Danke Fam. Wittmann.❤
Aber das Feingefühl, die Hilfsbereitschaft der Wittmanns ist ganz einfach nur große Klasse - tut so unheimlich gut, davon zu erfahren.
Mein Chef hat mir eine ortsansässige Spedition genannt wo ich die Ware abladen konnte.
Ja die Zustellung am Montag war mit zusätzlichen Kosten verbunden.
Also wie viel ist dem Chef sein Fahrer wert?