Wenn Alfred und Angelina Keller aus Stetten zum Großeinkauf nach Karlstadt müssen, wird nicht wie bei den meisten Menschen üblich das Auto aus der Garage geholt, sondern das Scheunentor geöffnet und der Traktor vorgefahren. Einkäufe, aber auch sonstige Erledigungen in der Stadt macht das Ehepaar schon immer mit dem Schlepper.
Alfred Keller und seine Frau Lina gehören tatsächlich zu den wenigen Menschen, die keinen Führerschein für das Auto haben. "Es war wirklich nie nötig. Unser Leben spielte sich fast ausschließlich in Stetten ab, wo wir auch immer einkaufen können", sagt der der 88-jährige ehemalige Landwirt. Wenn man für weitergehende Einkäufe oder gar Arztbesuche dann doch "nei die Stood" fahren musste, wurde eben der Traktor aus der Remise geholt.
Die Fahrt nach Karlstadt geht überraschend schnell und problemlos. "Auf dem Hinweg fahren wir meist durch den Stettener Wald und sind nach einer Viertelstunde beim Einkaufszentrum am Hammersteig, obwohl der Schlepper nicht schneller als 28 Stundenkilometer fährt", so die Kellers. Für die Rückfahrt mit den Einkäufen ist das Fahrerhaus bestens vorbereitet: Da ist eine passende Nische zwischen den Radabdeckungen für die Wasserflaschen, eine Holzkiste hinter dem Fahrersitz dient als Kofferraum und in den verschiedenen Ecken gibt es noch reichlich Platz. Etwa alle 14 Tage unternehmen die beiden ihre Einkaufstour, der Rest wird grundsätzlich daheim vor Ort besorgt.
Manch Autofahrer wird schon einmal ungehalten
Auf der Heimfahrt nimmt das Paar allerdings in der Regel die Route über die Bundesstraße – es schuckelt halt schon ganz schön auf den Waldwegen mit dem 30 Jahre alten Fendt. Hier ist Alfred dann oft der Anführer einer langen Autoschlange. "Neulich war ein Laster hinter uns und danach kamen über zehn PKW. Deren Gedanken möchte ich lieber nicht kennen", schmunzelt er. Gelegentlich zeigt einer schon mal die Faust.
Wenn draußen beim Zahnarzt am Steinlein oder in der Gemündener Straße vor dem Orthopäden ein grüner Trecker vor der Praxis steht, weiß jeder Eingeweihte Bescheid, denn auch Arztbesuche und Erledigungen auf den Ämtern machen die Kellers auf diese Weise. Nur wenn es weiter weg gehen soll, zum Facharzt oder gar ins Krankenhaus nach Würzburg, müssen die Kinder und Enkel ran, um die Eltern zu chauffieren.
Ob diese Art der Fortbewegung umweltfreundlich ist? Gut, der alte Traktor braucht knapp 15 Liter Diesel pro 100 Kilometer. Aber er wird schließlich sehr selten eingesetzt und damit ist der ökologische Fußabdruck insgesamt doch sehr gut.
Wen das ein eifriger Beamte vom Finanzamt liest sind sie die Grünen Nummernschilder gleich los und nachzahlen dürfen Sie dann auch!
Manchmal ist es besser vorher zu überprüfen ob man mit einem Bericht den Leuten ein Gefallen tut!
Ich hoffe es geht für die beiden Senioren gut aus!
Daher sind Einkaufsfahrten wohl auch kaum von der Kfz-Versicherung gedeckt und zudem auch steuerrechtlich nicht ganz unproblematisch (grünes Kennzeichen).
andere fahren in den 30 Jahren die diese landwirtschaftliche Zugmaschine auf den Buckel hat und für alle Besorgungen herhält mindestens 5 Autos (und sind stolz drauf wenn das Nachfolgemodell 0,3 ltr. weniger verbraucht).
Da frag ich mich was nachhaltiger ist? Als würde die Herstellung von mehreren Autos in diesen Zeitraum gar nichts kosten!
Am nachhaltigsten fährt derjenige der genau einmal im Leben ein Auto kauft - und nicht 20x wie viele andere!
Ich bin in den letzten 30 Jahren genau sechs Autos gefahren - die haben alle jeweils 8 Liter auf 100 Kilometer benötigt. Da hat sich nicht soviel getan wie es uns die Industrie glauben lassen möchte.
Und micht 28 km/h ist ein 88-jähriger wohl auch sicherer unterwegs als in einem Auto welches ihn geschwindigkeitsmäßig überfordern kann.
Diese Leute leben trotz altem Fendt sicher umweltbewusster als so manch anderer Zeitgenosse der sich zwar bemüht aber trotzdem über allerhand Luxus, angefangen von alle zwei Jahre ein neues Smartphone, mehrere "umwelltbewusste" Urlaubsreisen gönnt und verfügt.
Trotzdem hoffe ich, dass die beiden Menschen um sich haben die sie unterstützen können falls notwendig. Viele ältere Menschen trauen sich einfach nicht nach Hilfe zu fragen hab ich die Erfahrung gemacht - obwohl sie teilweise welche benötigen und auch dankbar sind. Angefangen vom Papierkram über Hilfe im Garten etc.
Ich kann nur jedem empfehlen die Augen zu öffen - gerade auf dem Land ist Zusammenhalt in so einer Situation auch wichtig. Jeder wird mal alt.
die karlburger wiener sind die besten!!!