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Main-Spessart
Glosse: Zeitungsleser waren von den Nordlichtern nicht beeindruckt
Nordlichter verpasst? Gehen Sie mal im Sommer auf einen Campingplatz, da wimmelt es davon – noch. In Karlstadt dürfen die aber nicht mehr so einfach ins Freibad, für die wird's jetzt teuer.
Polarlichter über Brandenburg.
Foto: Cevin Dettlaff/dpa | Polarlichter über Brandenburg.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 10.03.2023 03:48 Uhr

Wer hat sie in der Nacht zum Montag nicht gesehen, die Nordlichter am Himmel über Main-Spessart? Ich zum Beispiel. Mancher, der sie erblickt hat, mag den Anblick der tanzenden Lichter noch für eine Faschingsnachwirkung gehalten haben. Den Bildern in der Zeitung nach zu urteilen war es schön, aber manches Abendrot schaut auch so aus (es mag aber vielleicht auch an der Druckqualität gelegen haben). Man hätte sich gern mit eigenen Augen davon überzeugt, wie beeindruckend es wirklich war.

Wer wahrhaftige Nordlichter sehen möchte, der muss aber nicht auf Himmelserscheinungen warten. Der kann beispielsweise mal in der entsprechenden Saison auf einen Campingplatz gehen. In Karlstadt schlagen im Sommer immer scharenweise Dänen ihre Zelte auf – aber vielleicht nicht mehr lange. Bisher waren die es gewöhnt, palettenweise Dosenbier zu trinken und davor oder danach oder währenddessen mal schnell nebenan ins Karschter Schwimmbad zu hüpfen. Denn Camper konnten über eine mitbezahlte Pauschale bislang "kostenlos" ins Freibad.

Camper müssen im Karlstadter Schwimmbad künftig Eintritt zahlen

Das kann so ja wohl nicht weitergehen, befanden die Stadträte im Werkausschuss der Karlstadter Stadtwerke. Künftig sollen Camper gefälligst auch Eintritt bezahlen. Überhaupt sollen die Eintrittspreise fürs Freibad erhöht werden. Man habe ja eine Fürsorgepflicht den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber, die das Freibad nicht nutzen. Ah so. Man könnte natürlich auch argumentieren, dass es eine Fürsorgepflicht für alle gibt, denen das Freibad zu teuer ist, die aber die Bewegung brauchen könnten – demnach müssten die Preise runter. Oder man könnte mit Fürsorgepflicht gegenüber den Badegästen argumentieren, die sich bei zu häufigen Besuchen Hautkrebs holen – also doch die Preise hoch.

Hoch gehen beim Landratsamt die Personalkosten, und zwar um 1,65 Millionen Euro – und das, obwohl es dort nach neuester Berechnung 4,62 weniger Stellen gibt und nur 800.000 Euro von Tariferhöhungen kommen. Beim Nachdenken darüber verknotet sich einem etwas das Gehirn. Irgendwie klingt das nach einem Taschenspielertrick, aber tatsächlich steckt dahinter schnöde Mathematik: Statt mit ganzen und halben Stellen wird nun mit der tatsächlichen Besetzung auf zwei Nachkomma-Stellen genau gerechnet. Ach so. Vielleicht gibt es ja einen ähnlich einfachen Trick, um die Personalkosten runterzukriegen?

Und zu welchem Trick greifen Sie, wenn Sie keine Gas- oder Ölheizung mehr einbauen dürfen? Geht's doch wieder raus in den Wald zum Holzmachen? Das wird noch lustig. Bei der Thematik gäbe es jede Menge Fürsorgepflichten zu bedenken.

 
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