
Das Faschings-Ende und der Frühlings-Anfang liegen in diesem Jahr gefährlich nahe beieinander. Gefährlich, weil beide Jahreszeiten für überschwängliche Gefühlsregungen bekannt sind. Dem einen oder der anderen ist im Landkreis in den vergangenen Tagen wohl das Scherzfieber zu Kopf gestiegen, wie einige (Faschings-)Vorfälle vermuten lassen.
Beginnen wir mit dem Historischen Hunde-Brunz-Stein , der kurz vor dem Faschingszug am Historischen Rathaus in Karlstadt aufgetaucht ist und seinem Namen nach eigentlich den meisten Bewohnerinnen und Bewohner der Kreisstadt ein Begriff sein müsste. Doch weit gefehlt: Die geschichtliche Bedeutung des Pfeilers war der Stadtbevölkerung jahrhundertelang nicht bewusst.
Möglicherweise verbirgt sich hinter der Aktion ein Scherzbold, der dem Wildpinkel-Verbot eins auswischen und den zahlreichen Besuchern des Faschingszugs eine Erleichterungsmöglichkeit verschaffen wollte. Ja, den Besuchern und nicht den Besucherinnen; für Männer war der Brunz-Stein ebenfalls ausgewiesen.
Warum dürfen nur Hunde und Männer wildpinkeln?
Schade, dass den Zettel Unbekannte angebracht haben. Die Autorin würde gern der Frage auf den Grund gehen, warum das Urinieren an besagter Stelle lediglich Hunden und Männern straffrei erlaubt sein soll. Auch nach längerem Überlegen gibt es keinen plausiblen Grund für diese Einschränkung – so wie in allen Lebensbereichen, in denen nach Geschlecht diskriminiert wird.
Dass Frauen nach einem stundenlangen Faschingszug bei winterlichen Temperaturen auch einmal dringende Erleichterungsbedürfnisse überkommen, steht außer Frage. So passiert in Zellingen, wo eine Frau offensichtlich mangels eines nahegelegenen Brunz-Steins in eine Hauseinfahrt uriniert haben soll.
Hier war schnell Schluss mit Scherzereien und die überschwänglichen Gefühle schlugen in die falsche Richtung aus: Der Vorfall eskalierte in einer körperlichen Auseinandersetzung. Auch in Karlstadt gab es nach dem Faschingszug einen handfesten Streit, dort wiederum nahe eines Toilettenhäuschens.
Zu Scherzen aufgelegte Stadträte und Stadtverwaltungen
Diese Gewaltausbrüche, ob in Zusammenhang mit Toilettengängen oder nicht, sind absolut gegenläufig zum Faschingsgedanken von Spaß und Gemeinschaft. Es bleibt nur zu hoffen, dass in Zukunft derartige Streitigkeiten ausbleiben. Ob das Aufstellen von mehr Brunz-Steinen eine Lösung sein könnte?
Zu Scherzen aufgelegt scheinen auch die Stadtverwaltung Karlstadt sowie das zugehörige Finanzamt: Eine Erbengemeinschaft soll 23 Cent Grundsteuer jährlich für ein ungenutztes Grundstück zahlen. Ja, Erbengemeinschaft – das macht knapp sechs Cent pro Jahr und pro Person. Doch es ist ganz und gar kein Scherz, sondern eine bierernste Angelegenheit für die Stadt und den Fiskus. Nun ja, irgendwie müssen die Sondervermögen ja gegenfinanziert werden.
Die Marktheidenfelder Stadträte werden ebenfalls ganz ungeduldig, wenn es darum geht, Geld einzutreiben. So kritisierten sie die Verwaltung als zu langsam und schlugen etwa vor, das Personal der Verkehrskontrollen kurzerhand und ohne große Bürokratie an höher frequentierte Orte zu schicken. Gleiches Personal plus mehr Autos gleich mehr Geld – wenn das mal keine Gleichung ist, die den Frühlingsschwärmern zum Verhängnis werden könnte.