
Dieser Entscheid war deutlich: Mitte September haben die Menschen in Uettingen in einem Bürgerentscheid über den geplanten Edeka-Markt mit Tankstelle am Ortsrand abgestimmt. Das Ergebnis: Rund 60 Prozent der Bürger, die an der Abstimmung teilgenommen hatten, wollen, dass der Markt kommt.
Doch auch nach dem Bürgerentscheid wird das Ergebnis noch im Ort diskutiert und bewegt die Menschen. In einer Umfrage erzählen Bürgerinnen und Bürger, warum sie für oder gegen das Projekt sind und wie sie den Entscheid wahrgenommen haben.
Ingrid Gehringer kommt mit dem Auto aus Rossbrunn zum Einkaufen nach Uettingen. Sie ist der Meinung: Drei Lebensmittelmärkte auf einem Fleck – das sei zu viel. "Mir langen die zwei Discounter, die da sind", so die Rentnerin. Zumal in Waldbüttelbrunn und in Hettstadt mit Rewe und Norma in den letzten Jahren auch zwei neue, große Supermärkte eröffnet hätten.
Neuer Markt bedeutet auch Arbeitsplätze für die Region
Er sei vom Gegner zum Befürworter geworden, erzählt ein Rentner aus Uettingen, der seinen Namen nicht nennen möchte. Ausschlaggebend für ihn waren zwei Dinge: Zum einen sieht er in dem Markt auch einen Arbeitgeber für die Region. So entstünden durch den Edeka, die Tankstelle und den Getränkemarkt einige neue Arbeitsplätze, im Idealfall auch Zuverdienst-Möglichkeiten für Jugendliche, zum Beispiel beim Regale einräumen. Zum anderen sei es in den letzten Jahren besonders im August immer schwierig gewesen, Frischfleisch zu kaufen, da viele Metzgereien, auch in den umliegenden Ortschaften wie Remlingen, in dem Monat Betriebsurlaub machten. Durch den Markt mit Frischetheke sei das Angebot zukünftig gedeckt.
Gegen den Bau des Marktes ist die Familie Hemm aus Uettingen. Sie befürchtet vor allem eine Verschlimmerung des Durchgangsverkehrs durch die Wohnsiedlung, zum Beispiel durch die Frankfurter Straße, in der auch Verwandtschaft wohne. Sie geht nicht davon aus, dass der geplante Abzweig von der B 8 von allen genutzt wird.
Veronika Wagner hat sich für den Bau des Marktes ausgesprochen, vor allem wegen des Sortiments. Aufgrund ihrer Tätigkeit, sie ist Hauswirtschaftsleiterin bei der Tagespflege Eisingen, kauft sie regelmäßig größere Mengen Lebensmittel für bis zu 25 Menschen ein. "Und da hat jeder Markt seine eigenen Produkte, die man braucht", sagt sie. Um die zu bekommen, sei sie bisher immer nach Marktheidenfeld zum Edeka gefahren. Insofern sei sie zwiegespalten, was das Thema Nachhaltigkeit angeht: Was ist besser? Keine neuen Flächen versiegeln oder weniger Auto fahren?
Überrascht vom deutlichen Ausgang des Bürgerentscheids
Mit dem Traktor ist Doris Bauer an diesem Montagvormittag in die Uettinger Ortsmitte gekommen, um einzukaufen. Das Auto sei kaputt, erzählt sie lachend. Für den Transport von Getränkekisten sei der kleine Bulldog mit Ladefläche aber sogar angenehmer als das Auto. Welche Meinung sie zum Thema Neubau von Einkaufsmarkt und Tankstelle hat? Auch sie findet ein erweitertes Sortiment zum Beispiel im Bereich Backwaren oder Kurzwaren gut. Das seien Dinge, die bisher fehlten.
Zudem treiben sie und ihr Mann die Gedanken um: Was ist, wenn die bisherige Tankstelle mal schließen muss? Die Möglichkeiten der Erweiterung seien durch ihren Sitz mitten im Ort begrenzt. "Wir schätzen es schon sehr, hier auch am Sonntag zum Beispiel eine Zeitung kaufen zu können", erläutert Doris Bauer. Oder ihre Fahrzeuge immer tanken zu können, wie zum Beispiel den kleinen Traktor. Und auch, wenn sie beide kein Auto oder Traktor mehr fahren können, sei ein Edeka-Markt in fußläufiger Entfernung aus ihrer Sicht ein Gewinn.
An diesem Morgen ebenfalls im Ort unterwegs ist Anni Meckelein. Ihre Tochter, Sandra Meckelein, war Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens. Sie zeigt sich überrascht von dem deutlichen "Ja" der Uettinger Bevölkerung für den Edeka Markt. Vor allem das Thema Nachhaltigkeit treibt sie um. Vor ein paar Jahren seien auf den benachbarten Flächen zu dem Grundstück noch Blühwiesen angelegt und bezuschusst worden. "Und jetzt versiegeln wir direkt daneben eine Riesenfläche", so Meckelein. Sie befürchtet auch, dass die versprochenen Gelder, die aus dem Verkauf des Grundstücks in den Neubau des Kindergartens fließen sollen, überwiegend für den Bau der Ampelanlage und den Gehweg aufgebraucht werden.