Gemüse aus dem eigenen Garten – das bedeutet gesundes Gemüse, regional und saisonal angebaut. Wer keinen eigenen Garten besitzt oder keinen grünen Daumen hat, kann die Vorzüge trotzdem genießen: mit Solidarischer Landwirtschaft (SoLaWi). Eine solche soll es bald auch in Main-Spessart geben.
Am Freitagabend fand im Marktheidenfelder eine Informationsveranstaltung statt. Mehrere Akteure stellten den etwa 15 Interessierten das Konzept einer SoLaWi für Main-Spessart vor. Das Prinzip ist einfach: Landwirtinnen und Landwirte teilen sich das Ernterisiko mit Verbraucherinnen und Verbraucher. Gemeinsam finanzieren sie den Anbau von Obst und Gemüse; die Ernte wird geteilt. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wer möchte SoLaWi in Main-Spessart etablieren?
Mehrere Gleichgesinnte haben im Mai vergangenes Jahres den Verein "Ernte reich" gegründet. Monika und Andreas Herberth aus Esselbach-Steinmark vertraten den Verein. Ihr Ziel: Die Solidarische Landwirtschaft in der Region verbreiten. Sie sind allerdings keine Landwirte, sondern verstehen sich als Netzwerker, die Angebote und Nachfrage zusammenbringen. Neu in der Gegend sind Heike Vollmer und Frank Lusche, die gerade nach Karbach ziehen, um dort auf Ackerflächen des Biolandhofs von Ulrich und Christine Schmelz einen SoLaWi-Betrieb zu gründen. Franziska Bader und Josef Huber von "Agrarbiotope im Taubertal" bauen schon eine Saison lang Gemüse nach nachhaltigen Prinzipien an.
Was ist SoLaWi?
In der SoLaWi setzen sich landwirtschaftliche Betriebe und eine Gemeinschaft von Verbrauchern damit auseinander, wie man Lebensmittel ohne Ausbeutung und möglichst umweltschonend produziert und konsumiert. Sie finanzieren gemeinsam den Betrieb.
Warum ist SoLaWi sinnvoll?
Andreas Herberth erklärte: In herkömmlichen Supermärkten gebe es Marken, die etwas versprechen, aber nicht immer halten würden – etwa durch diverse Biosiegel. "Unser Konsum hat Folgen, denen wir uns bewusst sein müssen." Er sprach etwa davon, dass Boden ausgelaugt werde, Tiere nicht artgerecht gehalten und Menschen unwürdig beschäftigt würden. Auch Verpackungsmüll und weggeworfene Lebensmittel thematisierte er. Die SoLaWi wirke dem entgegen.
Wie finanziert sich eine SoLaWi?
In der SoLaWi wird die Landwirtschaft und nicht das einzelne Lebensmittel finanziert. Mehrere Haushalte, sogenannte "Ernteteiler", tragen die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebs. Im Gegenzug erhalten sie den Ernteertrag. Die Erzeuger profitieren enorm von einer Planungssicherheit und einem festen Einkommen für sich und ihren Betrieb. Das Risiko, das Wetter- und Umwelteinflüsse in der Landwirtschaft mit sich bringt, wird geteilt.
Bei der Auswahl von Gemüsesorten ist eine größere Vielfalt möglich. "Wir müssen weniger darauf achten, dass Sorten lager- oder transportfähig sind, sondern können mehr Wert auf Geschmack legen als Großbauern", erklärte Vereinsgründer Andreas Herberth.
Wie profitieren Verbraucher von der Beteiligung an einer SoLaWi?
Gemüse und Früchte wachsen in der Region und werden nicht weit transportiert. Außerdem sind den Verbrauchern der Erzeuger und seine Anbaumethoden bekannt. Wer mag, kann sich mit freiwilliger Arbeit selbst einbringen, etwa bei der Ernte. "Wir können so die regionale Landwirtschaft stärken und einen Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz leisten", sagte Herberth.
Wie verbreitet sind SoLaWis?
Nach Recherchen der Akteure gibt es noch keine SoLaWi in Main-Spessart. Lediglich in Arnstein kann man an zwei Wochentagen Gemüse, Obst und Saft der SoLaWi Schweinfurt abholen. In Bayern haben sich bisher 61 SoLaWis gegründet.
Welche Erfahrungen hat "Agrarbiotope im Taubertal" gemacht? Und was ist für 2023 geplant?
Der Betrieb "Agrarbiotope im Taubertal" besitzt einen Hof in Niklashausen. Der Permakultur-Schauhof ist insgesamt zwölf Hektar groß und wird nicht nur landwirtschaftlich genutzt. Seit 2021 bauen Franziska Bader und Josef Huber mit ihren Helferinnen und Helfern Gemüse an. Die Ackerflächen sind in dieser Saison 1200 Quadratmeter im Freiland und weitere 140 Quadratmeter unter Folientunnel groß.
Die Ernteteiler müssen nicht nach Niklashausen kommen, um ihre wöchentliche Ration abzuholen, sondern diese sollen an eine Sammelstelle in Marktheidenfeld geliefert werden. Denn Franziska Bader lebt in Hafenlohr.
Bader und Huber legen Wert auf eine große Artenvielfalt, geringe Bodenbearbeitung, samenfestes Saatgut und eine eigene torffreie Anzucht der Jungpflanzen. In diesem Jahr können sie maximal 70 Ernteteiler versorgen. 40 müssen es mindestens sein, um kostendeckend zu arbeiten. Möglich sind auch halbe Anteile, etwa für Single-Haushalte. "Je mehr Ernteiler wir haben, desto günstiger wird die Kiste für den Einzelnen", sagte Bader. Erst wenn die Abnehmerinnen und Abnehmer feststehen, könne der Monatspreis festgelegt werden.
Was planen Heike Vollmer und Frank Lusche in Karbach?
Heike Vollmer und Frank Lusche haben beide "Ökolandbau und Vermarktung" studiert. Bisher haben sie als Gärtner in der SoLaWi "Bunter Acker" in Wellernhausen im hessischen Wetteraukreis gearbeitet. Jetzt übernehmen sie etwa 1,7 Hektar Ackerflächen des Aussiedlerhofs Schmelz in Karbach, die sie nach dem SoLaWi-Prinzip bewirtschaften wollen.
Im Mai wollen die beiden das erste Gemüse ernten. "Die Flächen sind bereits umgestellt, so dass wir zertifiziert biologisch anbauen können", erklärt Lusche. Sie brauchen 50 Abonnenten, um kostendeckend zu arbeiten. Sie wollen Abholstationen für die Gemüsekisten in Lohr und Marktheidenfeld einrichten, bei Bedarf auch in anderen Orten im Landkreis Main-Spessart.
Wer als Ernteteiler an einer der beiden SoLaWis interessiert ist, kann sich an den Verein "Ernte reich" wenden unter E-Mail: info@erntereich.com; die Anfragen werden an die SoLaWi-Betriebe weitergeleitet. Ein weiterer Infoabend findet am Donnerstag, 26. Januar, ab 18.30 Uhr im convenARTIS Kunstverein in Wertheim, Mühlenstraße 23, statt.
Wie viel Solidarität soll denn noch sein? Es gibt doch schon zig Subventionen.
Nun wird ein Ertrag verkauft von dem keiner weiss ob es den überhaupt geben wird. Erinnert an die geschickte Finanzierung der sogenannten Blühfelder die findige Landwirte seinerzeit ins Leben riefen als die Bienen und Insekten das vorherrschende Thema waren.
Alles andere ist Kokolores, so wie dieses Projekt auch.