Nach den Coronajahren gab es am Montagabend im Festsaal des Kreuzklosters wieder einmal eine Jahresschlusssitzung des Gemündener Stadtrats mit Partnerinnen und Partnern sowie Ehrengästen. Bürgermeister Jürgen Lippert (BfB) konnte Ehrenbürger Hubert Schuster und die Ehrenringträger Peter Hofmann, Gerhard Köhler und Irmgard Pröschl begrüßen. Ein Stadtrat und Ehrenbürgerin Hedwig Wiesmann waren wegen Glätte verhindert. Die von Harmonie geprägte Veranstaltung wurde musikalisch von der Musikschule Gemünden (Mathias Weis, Claudia Rothkegel-Risser und Martin Poth mit Schülerinnen und Schülern) begleitet.
Lippert warf einen Blick auf das Jahr zurück und nutzte die Gelegenheit, um allen ehrenamtlich Tätigen in Gemünden zu danken. "Ich bin immer wieder hoch erfreut von diesem tollen Engagement und davon, was mittlerweile das ganze Jahr über in ehrenamtlicher Arbeit bei uns passiert." Er zählte große Investitionsposten auf und sagte, dass die Planungen zur Generalsanierung der Scherenberghalle kurz vor dem Abschluss stünden und Anfang 2023 präsentiert würden. Neben der Erfüllung der Pflichtaufgaben und unabweisbaren freiwilligen Aufgaben sei die Erfüllung weiterer Wünsche schwierig.
Vor dem Hintergrund der steigenden Zinsen und der finanziellen Situation des Landkreises will Lippert weiterhin die Schulden der Stadt abbauen. "Wenig hilfreich" nannte Lippert es, dass von Bund und Land "gefühlt wöchentlich" ein neues Förderprogramm aufgelegt werde und dass "immense bürokratische Hürden" aufgebaut werden, die "Personalkapazitäten auf jeder Ebene" binden. "Viel hilfreicher wäre es, den Kommunen eine adäquate Finanzausstattung zur Erfüllung ihrer Aufgaben zur Verfügung zu stellen."
Lippert sagte, er empfinde die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat als "außerordentlich konstruktiv, sachlich und fair". Das bedeute nicht, dass nicht auch Kritik geübt werde oder geübt werden dürfe, sofern dies auf sachlicher Ebene erfolge. Er dankte außerdem seine Stellvertretern Werner Herrbach (FW-FB) und Jürgen Stich (CSU) für die "loyale, vertrauensvolle und respektvolle Zusammenarbeit" sowie dafür, dass sie ihn immer wieder vertreten.
Er dankte auch den Beschäftigten der Stadt und des Kommunalunternehmens (KU). Fast drei Jahre "im Krisenmodus" seien sowohl an den Bürgerinnen und Bürgern als auch am Personal im Rathaus nicht spurlos vorüber gegangen. "Insofern halte ich es für geboten, dass fair und sachlich mit den Beschäftigten der Stadt und des Kommunalunternehmens umgegangen wird." Nicht allen gelinge dies immer.
Nach Lippert hatte Zweiter Bürgermeister Herrbach das Wort. Er warf, wie gewohnt, auch einen Blick auf das Weltgeschehen, etwa auf den Tod der Queen oder den Angriff Russlands auf die Ukraine. Die von Scholz ausgerufene "Zeitenwende" bedeute für Gemünden, dass die Stadt "bewusster, sparsamer und nachhaltiger" mit Energie umgehen müsste und auf nachhaltige Energieträger setzen sollte. Die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED müsse "umgehend" angegangen werden. Es müsse zudem überdacht werden, ob die beim Neubaugebiet Mühlwiesen II gesetzten energetischen Anreize ausreichten. Die Stadt sollte energieautarker werden. "Auch bei der Nutzung der Windenergie sollten wir kommunal handeln", findet Herrbach. Er sieht hier das KU gefragt, der ebenfalls anwesende neue EVG-Geschäftsführer Michael Riek sieht die Stromerzeugung aber eher bei der Energieversorgung Gemünden (EVG), wie er der Redaktion sagte.
Kann sich die Stadt sowohl den neuen Kindergarten als auch die Scherenberghalle leisten?
Ob sich die Stadt die beiden Großprojekte neuer Kindergarten und Scherenberghalle zugleich leisten könne, bleibe abzuwarten. Wünschenswert wäre es. Herrbach liege besonders die Ansiedlung junger Fachärztinnen und Fachärzte am Herzen. In den vergangenen Jahren hätten im Stadtgebiet mehrere Arztpraxen geschlossen. "Die medizinische Versorgung wird sich in den kommenden Jahren sicherlich nicht verbessern, eher verschlechtern", prophezeite Herrbach. Das Rathaus und auch der Stadtrat seien hier gefordert.
Auch Herrbach betonte das "gute Betriebsklima" im Stadtrat. Er bedankte sich im Namen des Stadtrats bei Lippert für die "gute, ruhige, sachbezogene, kollegiale und vertrauensvolle Zusammenarbeit". "Kommunale Arbeit ohne zermürbende Auseinandersetzungen auf realistische Ziele ausgerichtet ist effektiv und erfolgreich", so Herrbach.
Lob für den "Schelch"
Die Eröffnung der Weinbar "Zum Schelch" durch den Stadtratskollegen Walter Volpert und weitere Ehrenamtliche nannte er "eine geniale Idee". Da Volpert das Lokal bei besonderen Anlässen gerne für den Stadtrat öffne, bestehe die Möglichkeit, dort Diskussionen in ungezwungener, lockerer Atmosphäre fortzuführen.
Anschließend beschenkten sich die zwei Bürgermeisterstellvertreter und Bürgermeister Lippert gegenseitig und es ging ans Büfett.