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Langenprozelten
Gemünden: Angler wollen keine Stehpaddler mehr auf Sindersbachsee
Seit einigen Wochen stehen neue Verbotsschilder am See bei Langenprozelten. An den Wochenenden weisen Angler die Besucher auch auf die Regeln hin. Was hat sich geändert?
Am Sindersbachsee bei Langenprozelten hat der Anglerverein neue Schilder aufgehängt. Laut diesen ist dort nicht nur das Baden verboten, sondern auch andere Wassersportarten. 
Foto: Corbinian Wildmeister | Am Sindersbachsee bei Langenprozelten hat der Anglerverein neue Schilder aufgehängt. Laut diesen ist dort nicht nur das Baden verboten, sondern auch andere Wassersportarten. 
Corbinian Wildmeister
Corbinian Wildmeister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:32 Uhr

Im Sommer sind kühle Gewässer beliebte Ausflugsziele – so auch der idyllische Sindersbachsee bei Langenprozelten. Dass das Baden dort seit 1981 eigentlich verboten ist, hielt viele der Besucherinnen und Besucher in der Vergangenheit nicht davon ab. „Ich gehe seit fast 30 Jahren regelmäßig zu dem See", berichtet Uwe Drutschmann aus Gemünden. Früher verbrachte er dort gerne seine Freizeit mit Freunden, heute eher mit seiner Frau und seinen Kindern. Entspannen und Stand-Up-Paddling stehen dann auf dem Programm des 43-Jährigen und seiner Familie. 

Was das Badeverbot und dessen Missachtung betrifft, habe es "anscheinend immer ein stillschweigendes Einverständnis" gegeben, so Drutschmann. So sei die Polizei zwar öfter mal dort vorbeigefahren. Dass diese eingegriffen hätten, wenn jemand im See war, habe er aber nie mitbekommen. 

"Massentourismus" am Sindersbachsee

Nicht so glücklich über die Beliebtheit des Sindersbachsees ist der Angelsportverein Langenprozelten, der seit diesem Jahr das von Bäumen gesäumte Gewässer pachtet. Auf neuen Schildern, die der Verein vor einigen Wochen aufgehängt hat, heißt es: "Achtung Fischwasser. Baden, Stand-Up Paddling und Bootfahren verboten." Anlass für die Schilder war nach Angaben des Vereins das große Besucheraufkommen im vergangenen Sommer. Was er gesehen habe, erinnerte ihn an "Massentourismus", sagt der erste Vorsitzende des Vereins, Konrad Krautschneider, gegenüber der Redaktion. Allein an lediglich einem Tag seien "ungefähr 27 Stand-Up-Paddler und zig Gummiboote" auf dem See unterwegs waren, berichtet er.

Doch wieso stört das den Verein überhaupt? Die Fischer befürchten zum Beispiel, dass die Paddler in ihre Angelschnüre reinfahren könnten, sie ihrer Freizeitaktivität also nicht ungestört nachgehen können. Auch hätten die Fische im See laut Krautschneider keinen Rückzugsort mehr, wenn dort so viel los ist. Das sei nicht gut für die Tiere. Zu viele parkende Autos an der Straße, Lagerfeuer und große Mengen Müll nennt Krautschneider als weitere störende Faktoren. Zumal der See auch im Landschaftsschutzgebiet liege und auf die Natur entsprechend Acht gegeben werden müsse.

Angler wollen kein Wassersport mehr auf dem See

Bei den Verbotsschildern belassen es die Angler nicht. In den vergangenen Wochen haben sie Besucher des Sees auch direkt angesprochen, um sie auf die Regeln hinzuweisen. Das erlebte auch Uwe Drutschmann: „Vor ein paar Wochen war ich mit meiner Tochter zum Stand-Up-Paddeln dort. Beim Einpacken unseres Equipments kam ein Herr vom Anglerverein auf uns zu und meinte, dass wir kein Recht hätten, hier zu sein.“ Er sei dann mit dem Angler ins Gespräch gekommen und dieser habe teilweise eingelenkt, so Drutschmann. "Er meinte, es gehe vor allem darum, dass nicht so viele Menschen gleichzeitig an den See kommen sollen. Wenn nicht viel los sei, dürften wir den See weiterhin besuchen.“ Also kein Totalverbot für die Seeliebhaber? 

Der Sindersbachsee ist ein beliebtes Ausflugsziel. Seit diesem Jahr pachtet ihn der Angelsportverein Langenprozelten.
Foto: Corbinian Wildmeister | Der Sindersbachsee ist ein beliebtes Ausflugsziel. Seit diesem Jahr pachtet ihn der Angelsportverein Langenprozelten.

Es soll schön und ruhig bleiben, sagt Krautschneider. Wenn zu viele Leute zum See kämen, ginge das aber nicht. Kühlt sich zum Beispiel nur jemand kurz ab und schwimmt eine kleine Runde, dann spreche er diesen gar nicht an. Das sei im Rahmen. Auch wenn sich Leute ans Ufer legen, habe er da nichts dagegen. Was der Verein aber nicht mehr will ist Wassersport auf dem 400 Meter langen und 60 Meter breiten See. Das bringe bei dieser Größe ohnehin nicht so viel, meint Krautschneider. Und mit dem Stehpaddel oder dem Schlauboot könne man schließlich auch gut auf dem Main oder der Saale fahren.

Polizei musste noch nicht gerufen werden 

„Fürs Stand-Up-Paddeln eignet sich der See, weil er am Rand nicht so tief ist und natürlich keine Strömungen hat. Da kann ich auch gut mit meiner Tochter üben", erklärt Uwe Drutschmann den Reiz des Sees für ihn als Stehpaddler. "Wir fahren zwar mittlerweile auch auf der Saale, aber der See ist eine schöne Abwechslung.“

Ein Großteil der Leute hätte im Gespräch mit ihm Einsehen gehabt, sagt der Vorsitzende des Angelsportverein. Die Polizei habe man bislang noch nicht gerufen. "Das war nicht nötig." Seit man die Menschen direkt anspreche, habe die Frequentierung des See auch nachgelassen. 

Der Sindersbachsee

Der Sindersbachsee gehört zum Betriebsgelände von Uniper. "Baden ist dort nicht erlaubt. Und Baden heißt auch Wassersport", betont Unternehmenssprecher Theodoros Reumschüssel. Das habe auch schon gegolten, bevor der Angelsportverein den See pachtete. Der See wurde in den Siebzigerjahren als Ausgleichsbecken des Pumpspeicherkraftwerks künstlich angelegt.
Das Badeverbot hat die Stadt 1981 nach einem Unglück mit tödlichem Ausgang erlassen. Wer gegen die Verordnung verstößt, könnte theoretisch mit einem Bußgeld belegt werden. Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert ist jedoch bislang kein Fall bekannt, in dem ein solches tatsächlich verhängt wurde. 
Quelle: cwi
 
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  • W. M.
    Was ist das für eine Erholung, wenn das Areal zugemüllt, die Parkplätze überfüllt und die unterschiedlichen Nutzer (Paddler, Badegäste) sich im See übermengen? Nein, "Erholung" am Wochenende ist inzwischen Stress, weil allgemein alles zu belebt ist. Dann doch lieber so, wie das Konrad Krautschneider sagt. Und für uns Grünökoumweltspezialisten und -egoisten, wenn es um unsere eigene Interessen geht: Denke, der Umwelt tut es wirklich gut und für die Fische ist ein bisschen Rücksicht, auch einmal erkennen, wenn der See zu belebt ist, nur artgerecht. Sonst wollen wir doch auch die Gutmenschen sein...
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  • C. M.
    Da ist ein Badegewässer in der näheren Umgebung zur Erholung und Entspannung und darf dazu aber nicht wirklich genutzt werden. Weil der Anglerverein etwas dagegen hat, weil die "armen" Fische leiden.
    Warum eigentlich? Haben die keinen Platz mehr im Wasser zum Schwimmen? Der See ist doch tief genug.
    Dieser See ist für alle da. Nicht nur für die Angler. Auch für die, die mal eine Runde auf dem Stehbrett fahren wollen. Und nicht die Fische haben da Vorrang, sondern der Mensch mit seinem Bedürfnis nach Erholung und Entspannung in der Natur.

    Alles lassen wir uns auch nicht verbieten. Da können die Schilder aufstellen, wie sie wollen. Irgendwann ist Schluss mit Lustig. Es reicht!
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  • G. B.
    Da fahren wir am Wochenende auch mal hin. Hab ich noch gar nicht gekannt, den See. Auf unsere 2 SUP kommt es dann ja wohl nicht mehr an.
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  • G. F.
    Wieder mal typisch...die Erholung suchende Mehrheit an Bürgern wird von einer Minderheit in die Schranken gewiesen. Es gibt zudem ein Recht dass jedem Bürger sowohl den Wald wie auch Gewässer zur Verfügung stehen, ungeachtet der Besitzverhältnisse.
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  • K. H.
    Verfassung des Freistates Bayern, Art. 141 (3): "Der Genuß der Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur, insbesondere das Betreten von Wald und Bergweide, das Befahren der Gewässer und die Aneignung wildwachsender Waldfrüchte in ortsüblichem Umfang ist jedermann gestattet. Dabei ist jedermann verpflichtet, mit Natur und Landschaft pfleglich umzugehen. Staat und Gemeinde sind berechtigt und verpflichtet, der Allgemeinheit die Zugänge zu Bergen, Seen, Flüssen und sonstigen landschaftlichen Schönheiten freizuhalten und allenfalls durch Einschränkungen des Eigentumsrechtes freizumachen sowie Wanderwege und Erholungsparks anzulegen."

    Sollte es wirklich Privatgelände oder Firmengelände sein: Zaun rum, dann ist alles klar. Ansonsten: s.o.
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  • B. G.
    Naja, hab eh keine Lust dort zu baden, wo Tiere zum Spaß getötet werden.
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  • C. L.
    Wer haftet im Schadensfall?
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  • J. N.
    Ich vermute, das ist der Hauptgrund für das seit Jahrzehnten bestehende Badeverbot am Sinderbachsee. Denn wer es trotzdem tut, tut es auf eigene Gefahr, kann also hinterher niemanden haftbar machen.
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