
Im Sommer sind kühle Gewässer beliebte Ausflugsziele – so auch der idyllische Sindersbachsee bei Langenprozelten. Dass das Baden dort seit 1981 eigentlich verboten ist, hielt viele der Besucherinnen und Besucher in der Vergangenheit nicht davon ab. „Ich gehe seit fast 30 Jahren regelmäßig zu dem See", berichtet Uwe Drutschmann aus Gemünden. Früher verbrachte er dort gerne seine Freizeit mit Freunden, heute eher mit seiner Frau und seinen Kindern. Entspannen und Stand-Up-Paddling stehen dann auf dem Programm des 43-Jährigen und seiner Familie.
Was das Badeverbot und dessen Missachtung betrifft, habe es "anscheinend immer ein stillschweigendes Einverständnis" gegeben, so Drutschmann. So sei die Polizei zwar öfter mal dort vorbeigefahren. Dass diese eingegriffen hätten, wenn jemand im See war, habe er aber nie mitbekommen.
"Massentourismus" am Sindersbachsee
Nicht so glücklich über die Beliebtheit des Sindersbachsees ist der Angelsportverein Langenprozelten, der seit diesem Jahr das von Bäumen gesäumte Gewässer pachtet. Auf neuen Schildern, die der Verein vor einigen Wochen aufgehängt hat, heißt es: "Achtung Fischwasser. Baden, Stand-Up Paddling und Bootfahren verboten." Anlass für die Schilder war nach Angaben des Vereins das große Besucheraufkommen im vergangenen Sommer. Was er gesehen habe, erinnerte ihn an "Massentourismus", sagt der erste Vorsitzende des Vereins, Konrad Krautschneider, gegenüber der Redaktion. Allein an lediglich einem Tag seien "ungefähr 27 Stand-Up-Paddler und zig Gummiboote" auf dem See unterwegs waren, berichtet er.
Doch wieso stört das den Verein überhaupt? Die Fischer befürchten zum Beispiel, dass die Paddler in ihre Angelschnüre reinfahren könnten, sie ihrer Freizeitaktivität also nicht ungestört nachgehen können. Auch hätten die Fische im See laut Krautschneider keinen Rückzugsort mehr, wenn dort so viel los ist. Das sei nicht gut für die Tiere. Zu viele parkende Autos an der Straße, Lagerfeuer und große Mengen Müll nennt Krautschneider als weitere störende Faktoren. Zumal der See auch im Landschaftsschutzgebiet liege und auf die Natur entsprechend Acht gegeben werden müsse.
Angler wollen kein Wassersport mehr auf dem See
Bei den Verbotsschildern belassen es die Angler nicht. In den vergangenen Wochen haben sie Besucher des Sees auch direkt angesprochen, um sie auf die Regeln hinzuweisen. Das erlebte auch Uwe Drutschmann: „Vor ein paar Wochen war ich mit meiner Tochter zum Stand-Up-Paddeln dort. Beim Einpacken unseres Equipments kam ein Herr vom Anglerverein auf uns zu und meinte, dass wir kein Recht hätten, hier zu sein.“ Er sei dann mit dem Angler ins Gespräch gekommen und dieser habe teilweise eingelenkt, so Drutschmann. "Er meinte, es gehe vor allem darum, dass nicht so viele Menschen gleichzeitig an den See kommen sollen. Wenn nicht viel los sei, dürften wir den See weiterhin besuchen.“ Also kein Totalverbot für die Seeliebhaber?

Es soll schön und ruhig bleiben, sagt Krautschneider. Wenn zu viele Leute zum See kämen, ginge das aber nicht. Kühlt sich zum Beispiel nur jemand kurz ab und schwimmt eine kleine Runde, dann spreche er diesen gar nicht an. Das sei im Rahmen. Auch wenn sich Leute ans Ufer legen, habe er da nichts dagegen. Was der Verein aber nicht mehr will ist Wassersport auf dem 400 Meter langen und 60 Meter breiten See. Das bringe bei dieser Größe ohnehin nicht so viel, meint Krautschneider. Und mit dem Stehpaddel oder dem Schlauboot könne man schließlich auch gut auf dem Main oder der Saale fahren.
Polizei musste noch nicht gerufen werden
„Fürs Stand-Up-Paddeln eignet sich der See, weil er am Rand nicht so tief ist und natürlich keine Strömungen hat. Da kann ich auch gut mit meiner Tochter üben", erklärt Uwe Drutschmann den Reiz des Sees für ihn als Stehpaddler. "Wir fahren zwar mittlerweile auch auf der Saale, aber der See ist eine schöne Abwechslung.“
Ein Großteil der Leute hätte im Gespräch mit ihm Einsehen gehabt, sagt der Vorsitzende des Angelsportverein. Die Polizei habe man bislang noch nicht gerufen. "Das war nicht nötig." Seit man die Menschen direkt anspreche, habe die Frequentierung des See auch nachgelassen.
Warum eigentlich? Haben die keinen Platz mehr im Wasser zum Schwimmen? Der See ist doch tief genug.
Dieser See ist für alle da. Nicht nur für die Angler. Auch für die, die mal eine Runde auf dem Stehbrett fahren wollen. Und nicht die Fische haben da Vorrang, sondern der Mensch mit seinem Bedürfnis nach Erholung und Entspannung in der Natur.
Alles lassen wir uns auch nicht verbieten. Da können die Schilder aufstellen, wie sie wollen. Irgendwann ist Schluss mit Lustig. Es reicht!
Sollte es wirklich Privatgelände oder Firmengelände sein: Zaun rum, dann ist alles klar. Ansonsten: s.o.