Alle Jahre wieder ist die Aufregung groß, wenn die Stadt Gemünden ausdrücklich auf das hinweist, was auch Schilder am künstlich angelegten Sindersbachsee seit Jahrzehnten verkünden: Baden verboten! Tausende Besucher in der Saison halten das für einen Witz und lassen sich den Spaß nicht vermiesen. In der Stadtratssitzung am Dienstagabend war das kuriose Verbot Thema.
"Verschärfte Rechtsprechung"
Stadtrat Ferdinand Heilgenthal hatte eine Klarstellung des Bürgermeisters zu dem Thema verlangt und gleich den eigentlichen Grund für das Verbot genannt: eine "verschärfte Rechtsprechung zur Haftungsfrage". Zu Deutsch: Nur so ist die Stadt aus dem Schneider, wenn sich an oder in dem auf ihrem Gebiet liegenden Gewässer ein Unfall ereignet. Das Verbot war 1981 nach einem Unglück mit tödlichem Ausgang erlassen worden, gilt im Übrigen auch für das Eislaufen sowie für die Fischteiche im Stadtgebiet.
Bürgermeister Jürgen Lippert antwortete Heilgenthal: "Das komplette Rückhaltebecken (des oberhalb liegenden Pumpspeicherkraftwerks) ist voll im Eigentum von Uniper (vormals RMD, Rhein-Main-Donau AG), die Stadt ist raus aus dem Thema!" Die frühere Regelung, wonach die Stadt die Verantwortung für das als Erholungsanlage konzipierte Gelände hatte, sei gekündigt. Die Verkehrssicherungspflicht für den See und für den herum führenden asphaltierten Weg zu übernehmen, lehne er ab, schon wegen der Konkurrenz zum städtischen Freibad.
Offizielles EU-Badegewässer
Zum Umstand, dass die Europäische Union und das Landratsamt Main-Spessart den Sindersbachsee als offizielles Badegewässer führen, und dass die Behörde regelmäßig Wasserproben nimmt und ihre Ergebnisse veröffentlicht, sagte Lippert, der See sei bei der EU einmal angemeldet worden und die Rücknahme dessen nicht einfach. Die Firma Uniper, die aktuell die Verkehrssicherungspflicht habe, bemühe sich um die Löschung des EU-Eintrags.
Dann wurde Lippert deutlich: "Es ist also eindeutig geregelt. Wir könnten auch dagegen (gegen den Badebetrieb) vorgehen: Mal am Wochenende mit der Polizei da rausgehen und 25 Euro kassieren." Noch habe die Stadt einen Vertrag mit Uniper zur Pflege des Geländes und zur Abfallentsorgung dort, aber: "Wir werden im nächsten Jahr das Gelände (die große Spiel- und Liegewiese) nicht mehr mähen, um deutlich zu machen: Es handelt sich hier nicht um einen Badesee."