
Es waren die Tage des 4. bis 6. April im Jahr 1945, als die letzten und besonders verheerenden Kämpfe um Gemünden im Zweiten Weltkrieg stattfanden. Tage, nach denen die Dreiflüssestadt in Trümmern, Schutt und Asche lag und Gemünden fast aufhörte zu existieren. An diese "Stunde null" und die Schrecken des Krieges erinnerte Bürgermeister Jürgen Lippert am "Wochenende des stillen Gedenkens" bei einer Gedenkfeier am Denkmal des historischen Rathauses auf dem heutigen Marktplatz.
"Wir stehen hier, um uns zu erinnern und um zu mahnen", sagte der Bürgermeister. Gerade in Zeiten neuer Spannungen und Unsicherheiten in der Welt sei die Mahnung wichtiger denn je: Krieg dürfe niemals wieder eine Option sein. Die Geschichte und ebenso die aktuellen Ereignisse zeigten, wie zerbrechlich der Frieden sei.
Gedenkstein an das verschwundene alte Rathaus
Der Gedenkstein des alten Rathauses erinnere an die friedliche Zeit, als das prägnante Gebäude noch das Herzstück der Stadt gebildet habe. Es erinnere aber auch an die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges, in denen fast die gesamte Altstadt zerstört wurde und viele Menschen ihr Zuhause, ihre Existenz und tragischerweise ihr Leben verloren.
Lippert erinnerte an den zeitlichen Ablauf der Stadtzerstörung innerhalb nur weniger Tage. So erwies sich der Luftangriff vom 26. März 1945 mit den schweren Bombardierungen nur als erster Höhepunkt des Untergangs. Am Folgetag geriet die Altstadt mit dem Anrücken der Panzer der Task Force Baum und den Kämpfen um die Saalebrücke erneut unter Beschuss.
Die Gemündener Altstadt brannte lichterloh, aber die Kämpfe gingen weiter
"Amerikanische Luftverbände setzten die Zerstörung Gemündens am 27. und 31. März sowie am 3. April fort", erinnerte der Bürgermeister an das große Leid vor 80 Jahren. Am 4. April stießen Panzerverbände mit Jagdbomberunterstützung nach Kleingemünden vor und besetzten es. Am östlichen Saaleufer brannte die Altstadt lichterloh. Erst im Laufe des nächsten Tages gelang es den amerikanischen Einheiten, über sie Saale in die Altstadt überzusetzen und den letzten Widerstand zu brechen. Am Abend war das, was von der Gemündener Altstadt noch übrig war, fest in amerikanischer Hand.

Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung fand ein Gedenkgottesdienst statt. Am Samstag gab es eine historische Stadtführung zu den geschichtsträchtigen Orten, am Huttenschloss eine Ausstellung historischer Militärfahrzeuge und ein Dokumentarfilm zu den letzten Kriegstagen Gemündens. Am Sonntag erinnerten Gedenkveranstaltungen in Seifriedsburg und Aschenroth an die Ereignisse des Krieges. Ein weiteres Zeichen des Gedenkens bildete das mehrfache Glockenläuten zu den unterschiedlichen Zeiten der schweren Luftangriffe.