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Karlburg
Geburtshilfe in MSP: "Hier läuft etwas gewaltig schief"
Die Sprecherin der Mother-Hood-Bewegung  kritisiert den Unwillen, im Landkreis wieder eine Geburtshilfe zu etablieren. Hebammen empfiehlt sie: Geht auf die Barrikaden.
Isabel Frohnapfel aus Karlburg ist Regionalsprecherin für Main Spessart/Unterfranken von Mother Hood e.V., einer Bundeselterninitiative zum Schutz von Mutter und Kind während der Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Lebensjahr.
Foto: Lucia Lenzen | Isabel Frohnapfel aus Karlburg ist Regionalsprecherin für Main Spessart/Unterfranken von Mother Hood e.V., einer Bundeselterninitiative zum Schutz von Mutter und Kind während der Schwangerschaft, Geburt und dem ...
Lucia Lenzen
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:21 Uhr

Isabel Frohnapfel aus Karlburg ist Regionalsprecherin für Mainfrankenbei Mother Hood e.V., einer Bundeselterninitiative zum Schutz von Mutter und Kind während der Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Lebensjahr. Die Diskussion rund um eine Geburtshilfe im Landkreis brachte Isabel Frohnapfel dazu, sich bei der Redaktion zu melden. Denn eine der ersten Forderungen der Vereinigung ist die wohnortnahe Versorgung mit Kliniken, Geburtshäuser und Hausgeburtshebammen.

Frau Frohnapfel, wie sind Sie zu Mother Hood gekommen? 

Isabel Frohnapfel: Durch mein eigenes Erlebnis bei der Geburt meines ersten Kindes. Wir sind da beide nicht gut raus gegangen. Ich selbst hatte eine posttraumatische Belastungsstörung und körperliche Beschwerden. Um Hilfe zu bekommen, habe ich in der Zeit viel in Büchern und im Netz recherchiert. Dabei bin ich auf Mother Hood gestoßen. 

Was macht die Vereingung? 

Frohnapfel: Mother Hood gibt es seit fünf Jahren. Wir setzen uns für eine bessere Versorgung von Familien während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett ein. Um dieses Ziel zu erreichen, sind wir in politischen und fachlichen Gremien mit drin und bringen die Elternsicht ein. Wir zeigen Missstände auf und erklären, was das für die Familien bedeuten, etwa wenn Frauen keine Hebammen für die Wochenbettbetreuung finden können. Auslöser für die Gründung war der drohende Mangel an freiberuflichen Hebammen 2015. Dem wollten sich die Eltern entgegenstellen.

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Wie stark ist die Vereinigung in der Region?

Frohnapfel: In Unterfranken sind wir noch dünn besetzt. Die meisten Unterstützer gibt es rund um die Großstädte wie München. Aber es geht voran: Im Laufe des Frühjahrs soll auch ein Beratungstelefon etabliert werden. 

Ihr Wunsch als Mother Hood Sprecherin ist auch, wieder eine Geburtshilfe im Landkreis Main-Spessart zu etablieren. Warum? 

Frohnapfel: Weil den Frauen und den Familien durch den Wegfall der Geburtshilfe im Landkreis der Wahlmodus, den Hebammen ihr Job genommen wurde. Und wenn man sich umschaut: In Würzburg sind die Geburts-Kliniken am Limit und die Hausgeburten-Hebammen nehmen auch nur noch Premium-Schwangere. Also die, bei denen alles 150-prozentig in Ordnung ist. Hier läuft etwas gewaltig schief. Dazu gehört auch der Unwille, wieder eine Geburtshilfe zu etablieren.    

Ein Grund für die Schließung der Geburtshilfe 2011 war auch das erhöhte Sicherheitsbedürfnis der Frauen. Ist das den Frauen mittlerweile nicht mehr so wichtig?

Frohnapfel: Das Argument "die Frauen wollen ja nur High-Class", das nervt. Ist doch kein Wunder, wenn Frauen denken, sie wären am besten in einer Klinik der sogenannten Maximalversorgung aufgehoben. Ihnen wird ja bereits in der Schwangerschaft erklärt, eine Geburt wäre für sie und das Kind per se lebensgefährlich.

Eine weitere Forderung von Mother Hood dreht sich um die häusliche Wochenbettbetreuung. Was steckt dahinter? 

Frohnapfel: Dem Wochenbett sollte wieder mehr Respekt eingeräumt werden, denn die Wochenbett-Kultur geht verloren. Der Mann nimmt sich mittlerweile Elternzeit, um dann den Garten umzugraben. Dazu kommt, dass die Frau in der Schwangerschaft wie eine Art Container gesehen wird. Hauptsache sie pflegt ihren Körper gut, damit das Kind gesund gut rauskommt. Das setzt sich nach der Geburt fort. Kaum jemanden interessiert, wie es der Frau geht. Einer Hebamme kann sie sich auch oft nicht anvertrauen, denn immer weniger Frauen haben eine Betreuung für die Zeit des Wochenbetts. In ländlichen Gebieten, aber auch in Großstädten wie München oder Köln herrscht Unterversorgung. Deshalb werden wir ab Frühjahr auch ein Hilfetelefon für Frauen mit schwieriger Geburtserfahrung anbieten.

Was muss passieren? 

Frohnapfel: Hebammen, Eltern, Kinderärzte, Gynäkologen, alle sollten sich zusammentun und auf die schwierige Lage der Familien hier in der Region aufmerksam machen. Nur gemeinsam können wir die Politik bewegen, sich für Verbesserungen einzusetzen. Vor allem die Hebammen selbst müssen aktiver werden. Wenn sie wieder arbeiten wollen, wie sie sich das wünschen, müssen sie auf die Barrikaden gehen. Unsere Unterstützung haben sie.

Wer Kontakt zu Mother-Hood aufnehmen möchte kann sich per Email an Isabel Frohnapfel wenden unter i.frohnapfel@mother-hood.de
 

 
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