Die Geburtshilfe im Kreiskrankenhaus Karlstadt ist nach Ansicht von Landrat Thomas Schiebel und den Kreisräten auf Dauer nicht zu halten. Sinkende Geburtenzahlen und steigende Anforderungen an das Haus sorgen für einen „schmerhaften, aber notwendigen Schlusspunkt“ zum Jahresende, erklärt Schiebel.
Nach dem Beschluss des Kreistags in nichtöffentlicher Sitzung am Montag trat der Landrat am Dienstag vor die Presse und vor das betroffene Personal, um die Gründe der Schließung zu erläutern. Die demografische Entwicklung und die geografische Lage der Geburtshilfe seien der Grund, warum immer weniger Frauen dort entbinden.
500 Geburten pro Jahr hatte sich der ehemalige Landrat Armin Grein gewünscht, als er im Rahmen der Krankenhausreform die Geburtshilfe im Juli 2006 von Lohr nach Karlstadt verlegte. Tatsächlich erreichte das „Gesundheitsportal“ in der Kreisstadt im Schnitt der vergangenen sechs Jahre nur noch 266 Geburten. 2011 könnten es weniger als 200 werden, befürchtet Schiebel (aktueller Stand: 175). Weitere 650 MSP-Babys kommen jedes Jahr außerhalb des Landkreises zur Welt – ein deutliches Votum der Eltern.
Landrat Thomas Schiebel
Während die Geburtenzahl sinkt, steigen die Anforderungen an die Geburtshilfe, verdeutlichte der Landrat. Berufsverbände und Fachgesellschaften erwarten inzwischen, dass rund um die Uhr Gynäkologe, Anästhesist und Geburtshilfeteam vor Ort seien. Das würde allein bei der Zahl der Gynäkologen eine Verdoppelung von derzeit drei auf dann sechs erfordern. Doch selbst wenn der Landkreis dazu bereit wäre, die Qualität der Betreuung zu verbessern – woher soll er die Ärzte nehmen? So muss Schiebel eingestehen, „dass wir auf Dauer unseren hohen Qualitätsanspruch nicht gewährleisten können“, den bislang Ärzte und Pflegepersonal erfüllt hätten.
Dafür brauche es mehr Geburten. Die Entscheidung zur Schließung falle daher „für die Sicherheit von Mutter und Kind“. Der Landrat: „Auch wir wollen nur das Beste für die Neugeborenen und ihre Mütter.“
Nicht von der Schließung betroffen ist die Gynäkologie (Frauenheilkunde), die mit der Chirurgie in Karlstadt eine Einheit bilden soll. Sie kooperiert weiter mit dem Klinikum Aschaffenburg und Prof. Alexander Teichmann. Die 20 Angestellten (zehn Vollzeitstellen) der Geburtshilfe werden nun über die drei Klinikumstandorte verteilt; die wenigsten werden wohl in Karlstadt bleiben können.
Die beiden angestellten Fachärzte und der Assistent bleiben in der Gynäkologie. Dagegen müssen sich die sechs Beleghebammen nach anderen Einsatzgebieten umsehen.
Werdenden Eltern wird die Kreispolitik keine Empfehlung mehr für ein Krankenhaus geben, so wie der Kreistag einst unter Grein für Karlstadt warb. Und auch eine Rückverlegung der Geburtshilfe ist für die Politik ausgeschlossen. Dass sich die Politiker vor fünf Jahren überhaupt für das am Landkreisrand gelegene und damit umstrittene Karlstadt entschieden hatten, als es um den Standort der Geburtshilfe ging, hatte laut Schiebel zwei Gründe: In Karlstadt kamen damals schon die meisten Kinder im Landkreis zur Welt, und man wollte das Kreiskrankenhaus dort insgesamt stützen.
Wie es nun mit dem Karlstadter Haus weitergeht und welche weiteren Verschiebungen und Umstrukturierungen es zwischen den drei Klinikstandorten im Landkreis geben könnte, damit befasst sich schon seit einem Vierteljahr eine Arbeitsgruppe des Kreistags. Ähnlich wie vor der Krankenhausreform 2004 soll sie auch dieses Mal Vorschläge zur Zukunft und zur Defizitreduzierung machen.
Aktuell, so Schiebel, gebe es keine Pläne für weitere Schließungen. Die Vorschläge der Arbeitsgruppe erwartet er im Frühjahr/Frühsommer 2012.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die angesprochene Qualität der Versorgung in der Entbindungsstation Karlstadt 1A ist und war.
Keine Klare Auskunft wie es mit karlstadt weitergeht, das jetzt wohl gar keinen Sinn mehr macht.
Effekt: Die Landkreisbürger bezahlen ein unzureichendes Angebot zu sehr hohen Kosten.