Die lange Geschichte um die Brunnengalerie Hofstetten bekommt ein weiteres Kapitel. Wer dachte, dass mit dem Beschluss zum Rückbau, die Brunnen schon bald verschwinden könnten, der irrt. Der Zweckverband Fernwasserversorgung Mittelmain (FWM) hatte sich 2017 zwar selber die Frist gesetzt, bis 2020 die nötigen Mittel im Wirtschaftsplan vorzusehen. Nun ist jedoch die Zeit abgelaufen und das benötigte Geld fehlt. Es gebe andere wichtige Themen mit höherer Priorität, begründet Werkleiterin Eva von Vietinghoff-Scheel die Verzögerung. Die Verbandsversammlung hat daher nun beschlossen, bis auf weiteres auf die vom Landesamt für Umwelt (LfU) und dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg geforderte Verfüllung zu verzichten.
"Bei der FWM muss baulich und organisatorisch noch mehr gemacht werden, als wir ursprünglich gedacht haben", erklärte sie. Als größte Herausforderung nannte sie den Hochbehälter Zellingen. Aus einem vermeintlich kleinen Problem mit den Rohrleitungen sei eine aufwendige Generalsanierung geworden. Ein Störfall hatte 2018 die Trinkwasserversorgung von 50 000 Verbrauchern gefährdet. Auch habe man sich "innerlich", wie sie zugab, auch wegen der hohen Summen, die in das Projekt geflossen seien, "dagegen gesperrt".
15 Millionen Euro investiert, Brunnen nie genutzt
Die insgesamt sechs Brunnen wurden 1980 und 1981 gebohrt – für die stattliche Summe von 15 Millionen Euro, finanziert mit staatlichen Fördermitteln. Trinkwasser gefördert haben sie seither nicht. Zu groß waren die Zweifel an der Qualität des Trinkwassers und Bedenken gegenüber den Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel. Nach der Übernahme der Führung durch das Kommunalunternehmen Würzburg 2016 gab es dennoch Überlegungen des FWM, die Brunnen zumindest teilweise als Reserve beizubehalten.
Einen rechtskräftigen Bescheid, der das FWM zum Rückbau auffordert, gibt es bisher nicht. Die FWM wolle nicht in "vorauseilendem Gehorsam tätig werden", erklärte denn auch Professor Alexander Schraml, der zu Jahresanfang seinen Werkleiterposten an den jüngeren Nachfolger Alexander Pfenning abgegeben hat, die weitere Entwicklung kaufmännisch aber weiterhin begleitet. In Hofstetten seien "Millionen auch auf staatliche Veranlassung hin verbaut worden", stellte er fest. Die auf etwa 500 000 Euro geschätzte Summe sei dem Gebührenzahler nicht zu vermitteln. Es fehle derzeit an den nötigen "personellen und wirtschaftlichen Kapazitäten".
Landrat Eberth: Bestandsbrunnen, die nicht wehtun
Landrat Thomas Eberth, seit kurzem als Verbandsvorsitzender Nachfolger von Eberhard Nuß, bestätigte diese Einschätzung. Die Brunnen bedeuteten keine Belastung für die FWM. Es bestehe daher kein Handlungsbedarf. "Wir haben hier Bestandsbrunnen, die uns eigentlich nicht wehtun."
Voraussetzung für einen Aufschub ist jedoch, dass es auch bei einem Hochwasser zu keiner Vermischung des Überschwemmungs- oder Niederschlagswassers mit dem Grundwasser kommen kann. Eine Verunreinigung des Grundwassers ist auszuschließen. Wie dies gewährleistet werden kann, soll daher in Gesprächen mit dem Wasserwirtschaftsamt abgeklärt werden. Sollte dieses dennoch weiterhin auf einem raschen Rückbau bestehen, fordert das FWM als Voraussetzung für einen Rückbau einen rechtskräftigen Bescheid mit genaueren Angaben zu den Auflagen.