Am Weltfrauentag vor einem Jahr verteilten Frauen des Kreisverbands von Bündnis 90/Die Grünen in Main-Spessart Primeln in Lohr, um vor allem auf die Gehaltsunterschiede bei Männern und Frauen aufmerksam zu machen. Den Passanten und Passantinnen seien die Ungerechtigkeiten, die Frauen betreffen, teils gar nicht bewusst gewesen, erzählt Verena Frey. Sie ist aktives Mitglied der Grünen im Landkreis. Den Frauen sei dann klar gewesen: Sie wollen aktiv werden und sich für die Gleichstellung von Frauen einsetzen.
Zunächst gründeten sie den Arbeitskreis Gleichstellung innerhalb des Kreisverbands der Grünen. Um Veränderungen zu erreichen, kam die Idee eines parteiübergreifenden Frauennetzwerks auf. Die Lesung der Spiegel-Bestseller-Autorin Alexandra Zykunov, die der Arbeitskreis Gleichstellung der Grünen in Kooperation mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Arbeiterwohlfahrt organisierte, sollte eine Art Pilotveranstaltung werden. "Wir wollten erst einmal wissen: Wie ist das Interesse für das Thema?", sagt Frey.
Workshops, Infoabende und Austausch-Treffen
Der Andrang bei der Lesung war so groß, dass sogar auf der Bühne noch Platz für Zuschauerinnen und Zuschauer geschaffen wurde. Für Frey ist wichtig, auch Männer ins Boot zu holen. Sie selbst ist Mutter von drei Söhnen und wünscht sich, dass sie in Zukunft zum Beispiel auch Teilzeit arbeiten können für die Familie, wenn sie das möchten, ohne "blöd angeredet" zu werden.
Bei dem zukünftigen Frauennetzwerk sollen aber zunächst keine Männer zugelassen werden. Die ersten Ideen seien eine Veranstaltungsreihe, etwa mit Workshops zur Finanzberatung, Infoabenden für Frauengesundheit oder mit einem Austauschtreffen für Frauen im Stammtischformat. Noch nichts davon steht fest, alles soll erst einmal beim Auftakttreffen am Weltfrauentag, 8. März, besprochen werden.
Eine Bühne für die Themen von Frauen
"Wir wollen Frauen eine Bühne geben für ihre Themen", sagt Frey. Damit meint sie auch ihre Parteikollegin Kathrin Hartmann, die Mitorganisatorin des Frauennetzwerks ist. Auf welche Weise das Netzwerk aktiv werden wird, macht Frey von den mitwirkenden Frauen abhängig, nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel". Wer Teil des Netzwerks werden möchte, müsse aber nicht automatisch Aufgaben übernehmen.
Es soll nicht ausschließlich ein politisches Netzwerk werden – Frey hofft, dass andere demokratische Parteien und Verbände wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die Arbeiterwohlfahrt mitmachen. Wichtig ist ihr auch, dass sich unterschiedliche Generationen und Berufsgruppen angesprochen fühlen sollen. "Wir sehen unsere Stärke in der Vielfalt", so Frey.
Sich austauschen, Alltagsballast abwerfen und ein Netzwerk bilden, diese Ziele sieht Frey für das Frauennetzwerk. Sie denkt, dass das Männer durch ihre Hobbys vielleicht leichter haben. Gleichzeitig soll das Netzwerk ein geschützter Raum sein, um Themen wie Sexismus und Diskriminierung anzusprechen. Und sie sieht es als "demokratieschützende Maßnahme" gegen rechtsextreme Positionen und ein überholtes Frauenbild.
Das Auftakt-Treffen findet am Weltfrauentag, 8. März, ab 18.30 Uhr im Hotel Eisenbahn, Neue Bahnhofstraße 19, in Karlstadt statt. Anmeldungen an kh@gruenemsp.de