
Während erste Kinder schon vom Gemündener Florentini-Gymnasium ans staatliche Friedrich-List-Gymnasium gewechselt sind, kämpfen Eltern und Schüler des Florentini-Gymnasiums weiter für dessen Erhalt über das Schuljahr 2023/24 hinaus. Eine Online-Petition der Schülermitverwaltung (SMV) der Theodosius-Florentini-Schule an den Bischof haben über 1500 Personen unterschrieben. Derweil läuft in Abstimmung mit der Schule eine Abfrage an die Eltern der rund 490 Schülerinnen und Schülern, ob diese bereit wären, für den Erhalt des Gymnasiums neben dem Schulgeld eine monatliche Dauerspende zu leisten. So soll das Defizit in mittlerer sechsstelliger Höhe ausgeglichen werden.
Die Burgsinnerin Heidi Huller, die im Elternbeirat ist und deren jüngste Tochter gerade in die fünfte Klasse des Florentini-Gymnasiums geht, ist eine der Organisatorinnen der Abfrage. "Wir sammeln kein Geld, sondern fragen nur Spendenbereitschaft ab", sagt sie. Bis zum Wochenende hatte sie 290 Antworten bekommen, aus denen sie insgesamt eine Spendenbereitschaft von über 73 000 Euro abliest. Auch Ehemalige würden sich beteiligen, zudem liefen bei Firmen Anfragen. Die Provinzrätin der Kreuzschwestern, Petra Car, die lange in Gemünden wirkte, kommentierte den Zwischenstand auf Facebook mit den Worten: "Das ist genial – super."
Theoretisch 80 Euro mehr im Monat pro Schüler nötig
Das Schulgeld für das erste Kind beträgt an der Schule 45 Euro. "Die, die ihre Kinder ans Florentini schicken wollen, wären auch bereit mehr zu bezahlen", berichtet Heidi Huller. Andere schrecke das vielleicht ab. Von einer Alleinerziehenden habe sie gehört, dass diese leider nicht mehr als die 45 Euro zahlen könne. Deshalb sei die Idee monatlicher Dauerspenden entstanden. Um das Defizit auszugleichen, bräuchte es laut Huller theoretisch 80 Euro mehr im Monat für jeden Schüler. Zusätzliches Geld könnte auch von Firmen, dem Bistum oder dem Landkreis kommen, hofft sie.
Sie rechnet zudem vor: 60 Schülerinnen machen dieses Jahr Abschluss. Würden sich 80 Schüler neu fürs Gymnasium anmelden, hätte der Schulzweig also 20 mehr als bisher, würde das im Jahr 170 000 Euro Mehreinnahmen bedeuten, da der Freistaat jährlich pro Schüler 8500 Euro Zuschuss zahle.
Elternbeirätin schwärmt von der Florentini-Schule
Huller setzt sich aus Überzeugung für das Florentini-Gymnasium ein. "Wenn auf irgendeine Schule die Bezeichnung Schulfamilie zutrifft", sagt sie, "dann auf das Florentini." Sie schwärmt von der "qualifizierten Ausbildung" und der "tollen Atmosphäre" an der Schule – und christliche Werte würden obendrein vermittelt.
Sie fände es gut, wenn Eltern ihre Kinder jetzt nicht überstürzt auf staatliche Schulen schicken, und hofft, dass der Elternbeirat etwas mehr Zeit bekommt. "Solange noch irgendeine Möglichkeit besteht, dann probieren wir das." Gesamtelternbeiratsvorsitzender Klaus Bittner sekundiert: "Wir werden gemeinsam mit den Eltern alles versuchen, dass wir den gymnasialen Zweig vielleicht sogar über 2024 hinaus erhalten können."
Thema ist bei Bischof Jung angekommen
Bischof Franz Jung hat das Thema Florentini-Gymnasium schon mehrfach erreicht. Neben der Petition und einem offenen Brief der SMV habe sich bei einer Telefonaktion mit dem Bischof vor Weihnachten eine Mutter gemeldet und ihm geschildert, wie dramatisch für ihre Kinder die Schließung des Florentini-Gymnasiums in Gemünden durch die fehlende finanzielle Unterstützung des Bistums sei, berichtete er anschließend.
Ebenfalls bereits vor Weihnachten haben sich die Kreuzschwestern gemeinsam mit dem Elternbeirat und Schulleiter Carsten Klafke mit einem vierseitigen Brief an die Eltern gewandt. Darin wird noch einmal auf den vergeblichen Vorstoß des damaligen Mädchenbildungswerks zu einer Kooperation mit dem staatlichen FLG zurückgeblickt. Eine "strukturelle Unterstützung" in Form eines jährlichen Zuschusses des Landkreises oder der Stadt zu den laufenden Kosten, wie in anderen Regionen, hätten die Kreuzschwestern nie bekommen.
Weltliche Lehrkräfte statt lehrende Schwestern kosten Geld
Die Kreuzschwestern, so steht es im Schreiben, konnten die kleine einzügige Schule mit einer Klasse pro Jahrgang und teils sehr kleinen Klassen über viele Jahre nur finanzieren, "weil Schwestern im Schuldienst als Lehrkräfte arbeiteten und kein Gehalt ausgezahlt bekamen". Mit zunehmendem Alter der Schwestern übernahmen weltliche Lehrkräfte diese Tätigkeit, und die Kosten der Schule stiegen. "Schon jetzt müssen die Kreuzschwestern immer mehr ihrer Mitschwestern pflegen und versorgen", heißt es, und können das Gymnasium deshalb nicht mehr tragen.
In den fünf Jahren seit der Öffnung für Jungen habe sich die Zahl der Schüler und Schülerinnen an der Realschule positiv entwickelt, am Gymnasium bräuchte es aber mehr als doppelt so viele Anmeldungen wie bisher. Nach weiteren Gesprächen mit der Landrätin und der Diözese Würzburg im Frühjahr und Sommer diesen Jahres sei von der Provinzleitung des Ordens die Entscheidung für den Erhalt der Schule, aber auch die schmerzhafte Entscheidung für das Auslaufen des Gymnasiums getroffen worden.
Florentini-Gymnasium bis 2029?
In einem Brief des Elternbeirats im Januar heißt es: "Die Schule würde das Gymnasium sehr gerne weiterführen, wenn die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung stehen würden. In der jetzigen Form, mit der jetzigen Schülerzahl ist das Gymnasium aber für den Träger nicht mehr zu halten." Bis zum Schuljahr 2023/24 soll es jedoch fortgeführt werden, allerdings ohne den im Landkreis einzigarten sozialwissenschaftlichen Zweig, da dieser bei einem Wechsel auf keiner anderen Schule weiterverfolgt werden könne. Schulträger und -leitung würden aber nochmals nachfragen, ob nicht wenigstens die jetzige siebte Klasse diesen Zweig noch beginnen könne. Auf Anfrage von Eltern wollen die Kreuzschwestern offenbar auch versuchen zu ermitteln, welche finanziellen Mittel in den einzelnen Schuljahren notwendig wären, um allen aktuellen Schülern noch das Abitur im Jahr 2029 zu ermöglichen.
Gesamtelternbeiratsvorsitzender Klaus Bittner berichtet, dass sich Elternvertreter vor vier Wochen per Skype getroffen hätten, um einen Plan zu entwerfen. "Das war sehr konstruktiv." Er und die Elternbeiratsvorsitzende des Florentini-Gymnasiums, Zita Baur, stünden in engem Kontakt mit Schulleiter Carsten Klafke und dem kaufmännischen Leiter des Kreuzklosters, Marco Ruck, versichert er.