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Zellingen
Fehlende Auszubildende in Main-Spessart: 6 Betriebe erzählen, wie schwierig es ist, Ausbildungsplätze zu besetzen
Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber: Viele Firmen schaffen es nicht mehr, genügend Auszubildende zu finden. Sechs Betriebe berichten wie die Lage bei Ihnen ist.
Wir haben sechs Betriebe aus Main-Spessart gefragt, wie schwierig es für sie ist, Azubis zu finden. Das Bild zeigt (oben von links) Lukas van Venrooy und Jana Hack, Britta Ohnesorge, Milena Steinbiss, (unten von links) Svenja Engstler und Barbara Amrhein, Markus Scheuring, Gerhard Steinmetz und Kevin Markert.
Foto: Greta Nagel | Wir haben sechs Betriebe aus Main-Spessart gefragt, wie schwierig es für sie ist, Azubis zu finden. Das Bild zeigt (oben von links) Lukas van Venrooy und Jana Hack, Britta Ohnesorge, Milena Steinbiss, (unten von ...
Greta Nagel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:46 Uhr

Seit Jahren ist die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge rückläufig. Betrieben fällt es zunehmend schwer, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Um dem entgegenzuwirken und den Schülern und Schülerinnen ihre Möglichkeiten nach dem Abschluss aufzuzeigen, veranstaltet die Mittelschule Zellingen seit 2014 alle zwei Jahre eine Ausbildungsbörse. Seit 2019 organisiert Ann-Christin Rabe, zuständig für Sozialarbeit an Schulen, diesen Tag.

Ziel der Veranstaltung sei, Schulen und Betriebe miteinander zu verzahnen und für eine zukunftsfähige Entwicklung zu sorgen, so Retzstadts Bürgermeister Karl Gerhard vom Schulverband Zellingen. In diesem Jahr stellten sich 22 Betriebe in Zellingen vor. Wir haben sechs von ihnen gefragt, wie schwierig es gerade für sie ist, Auszubildende zu finden.

1. Jana Hack und Lukas van Verooy von Die Energie: "Es geht wieder bergauf"

Lukas van Venrooy und Jana Hack vertreten 'Die Energie' bei der Ausbildungsbörse in der Mittelschule Zellingen.
Foto: Greta Nagel | Lukas van Venrooy und Jana Hack vertreten "Die Energie" bei der Ausbildungsbörse in der Mittelschule Zellingen.

"Die letzten Jahre war es wegen Corona schwer Auszubildende zu finden. Die Praktika fielen weg und dadurch haben viele Schüler nicht den nötigen Zugang gefunden. Jetzt geht es aber wieder bergauf. Es machen wieder mehr Schüler ein Praktikum bei uns und es gibt auch wieder mehr Bewerber für eine Ausbildung. Wir gehen aber auch aktiv auf potenzielle Auszubildende zu. Dafür sind solche Messen wie heute super. Wir waren zum Beispiel auch auf den Berufsinformationstagen in Gambach und machen Werbung auf Instagram und unserer Website. Für die nächsten Jahre erhoffen wir uns, viele neue Auszubildende zu bekommen und dass auch viele Schüler Lust haben, ein Praktikum bei uns zu machen."

2. Svenja Engstler und Barbara Amrhein von Maxl Bäck: "Wir bieten Schnuppertage an"

'Maxl Bäck' sucht viele Auszubildende. Svenja Engstler (links), Personalreferentin, und Barbara Amrhein, Bezirksleitung, vertraten den Betrieb bei der Ausbildungsbörse in Zellingen.
Foto: Greta Nagel | "Maxl Bäck" sucht viele Auszubildende. Svenja Engstler (links), Personalreferentin, und Barbara Amrhein, Bezirksleitung, vertraten den Betrieb bei der Ausbildungsbörse in Zellingen.

"Aktuell ist es herausfordernd. Jeder sucht nach Auszubildenden. Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Auszubildende. Wir versuchen auf Messen wie heute auf uns aufmerksam zu machen, aber auch durch Social Media. Auch auf YouTube haben wir einige Videos hochgeladen und bespielen eigentlich jede Plattform. Außerdem sind wir immer offen für Praktika. Wie bieten auch Kurzpraktika und Schnuppertage an. Für Auszubildende zahlen wir ein übertarifliches Ausbildungsgehalt und machen Ausflüge mit den Auszubildenden."

3. Milena Steinbiss von Koenig & Bauer: "Der persönliche Kontakt ist uns besonders wichtig"

Für 'Koenig & Bauer' ist der persönliche Kontakt besonders wichtig, erzählt Milena Steinbiss.
Foto: Greta Nagel | Für "Koenig & Bauer" ist der persönliche Kontakt besonders wichtig, erzählt Milena Steinbiss.

"Es ist schon sehr schwierig. Wir suchen viele Auszubildende, aber bekommen wenige Bewerbungen. Deshalb versuchen wir bei solchen Messen Präsenz zu zeigen. Der persönliche Kontakt ist uns besonders wichtig, aber auch online sind wir vertreten und machen auf unsere Ausbildungsplätze aufmerksam. Dadurch, dass wir nicht genug Bewerbungen bekommen, kommt auch weniger Nachwuchs nach, als Angestellte den Betrieb aus Altersgründen verlassen. Dadurch wird der Betrieb insgesamt älter."

4. Markus Scheuring vom Autohaus Keller: "Momentan können wir unseren Bedarf noch decken"

Markus Scheuring vertritt als Werkstattmeister und stellvertretende Werkstattleitung das 'Autohaus Keller' bei der Ausbildungsbörse.
Foto: Greta Nagel | Markus Scheuring vertritt als Werkstattmeister und stellvertretende Werkstattleitung das "Autohaus Keller" bei der Ausbildungsbörse.

"Momentan können wir unseren Bedarf noch decken. Aber man merkt, dass weniger Bewerbungen reinkommen als früher. Deshalb gehen wir aktiv auf Berufsinformationsmessen, um geeignete Bewerber zu finden. Außerdem bieten wir Praktika an. Wenn es aber immer weniger Bewerber gibt, fehlen uns irgendwann die ausgebildeten Fachkräfte. Auch die Praktikanten werden weniger. Ob das auch mit der Corona-Pandemie zusammenhängt, kann ich so nicht sagen. Wenn wir geeignete Bewerber haben, dann versuchen wir sie unterzubekommen, manchmal empfehlen wir sie dann auch an einen anderen Betrieb."

5. Britta Ohnesorge von Grampp: "Wir haben das Glück, dass wir alle Ausbildungsplätze besetzen können"

Britta Ohnesorge kümmert sich um die Auszubildenden bei Grampp.
Foto: Greta Nagel | Britta Ohnesorge kümmert sich um die Auszubildenden bei Grampp.

"Es ist nicht einfacher geworden, geeignete Auszubildende zu finden. Aber wir haben zurzeit noch das Glück, dass wir alle Ausbildungsplätze bei uns besetzen können. Auch die Berufsschule ist anspruchsvoller geworden. Ich habe das Gefühl, dass die Jugend bemüht ist, aber die Unternehmen noch einiges tun müssen, um die Leute ranzubekommen. Mit 14, 15 oder 16 Jahren weiß man oft noch nicht, was man nach dem Schulabschluss machen soll.

Deshalb haben wir einen Erlebnistag ins Leben gerufen. Hier stellen wir unseren Betrieb und die Berufe vor. Die Schüler können selbst ausprobieren, was wir so machen. Gerne kann man bei uns auch ein Praktikum machen. Ich glaube, oft ist den Schülern nicht bewusst, dass sie im Prinzip die freie Wahl haben, was sie machen und dass die meisten Betriebe dringen Auszubildende suchen. Ich merke auch, dass das Bewerbersystem generell schwerer in Gang kommt und die Schüler sich erst später im Jahr bewerben."

6. Kevin Markert und Gerhard Steinmetz bei MIWE: "Verkehrsanbindung ist ein Problem"

Gerhard Steinmetz (links) und Kevin Markert von 'MIWE' freuen sich über den Kontakt mit den Schülern bei der Ausbildungsbörse in Zellingen.
Foto: Greta Nagel | Gerhard Steinmetz (links) und Kevin Markert von "MIWE" freuen sich über den Kontakt mit den Schülern bei der Ausbildungsbörse in Zellingen.

"Es wird von Jahr zu Jahr schwerer. Wir können unsere Ausbildungsplätze oft nicht besetzen. Ein Problem bei uns ist dabei vor allem die Verkehrsanbindung. Wir sitzen in Arnstein und wenn jemand aus der anderen Ecke des Landkreises auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist, um zu uns zu kommen, ist das sehr schwer – man ist lange unterwegs. Dadurch, dass nicht genug junge Leute nachkommen, wird der Betrieb immer älter. Viele wollen auch studieren, statt eine Ausbildung zu machen. Bei uns sind die Aufstiegschancen nach der Ausbildung aber gegeben.

Um die Ausbildung attraktiv zu machen, tun wir viel für die Auszubildenden. Jeder bekommt zu Beginn einen eigenen Laptop, den sie zum Beispiel auch für die Berufsschule verwenden können. Am Anfang gibt es außerdem Kennenlerntage, um das Eis zwischen Azubis und Ausbildern zu brechen und wir veranstalten ein Azubisommerfest. Außerdem haben wir in vielen Abteilungen Gleitzeit und es gibt keine Nachtschicht."

 
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