
Die im Landkreis Main-Spessart aufgewachsene Autorin Stefanie Gregg hat vor kurzem ihren neuen Roman "Das Glaskind" veröffentlicht und sich damit erneut mit dem Thema Traumabewältigung auseinandergesetzt. Die inzwischen in München lebende Berufsautorin sprach mit dieser Redaktion über den bewegenden Hintergrund des Romans und ihre Recherche.
Die 54-Jährige wurde in Erlangen geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Lohr am Main. Noch im Schulalter hat sie als Freie Mitarbeiterin bei der Main-Post erste Schreiberfahrungen gesammelt. Mit 18 Jahren ging es für Gregg dann zum Studieren in die weite Welt hinaus. Spricht sie heute von "zu Hause", meint sie allerdings immer noch die Ausläufer des Spessarts.
Obwohl die Autorin bereits in jungen Jahren ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckt hatte, arbeitete sie zunächst für einen Verlag und später in einer Unternehmensberatung. 2011 erschien mit "Bienentod" schließlich ihr erster Roman. Seitdem arbeitete sie mit verschiedenen Verlagen zusammen, diesmal allerdings als Autorin. Ihre letzten Bücher, etwa die "Nebelkinder"-Romantrilogie, wurden im Aufbau-Verlag veröffentlicht, wo sie mittlerweile nach eigener Aussage zu den "Stamm-Autorinnen" gehört.
Das Trauma des Übersehenwerdens
In ihrem nun erschienenen Roman "Das Glaskind" befasst sie sich mit dem gleichnamigen psychologischen Phänomen. Ein "Glaskind" wird von Elternteilen oft übersehen, als wäre es durchsichtig – aus Glas eben. Das liegt in der Regel daran, dass die Geschwister der "Glaskinder" aufgrund einer Krankheit, einer Behinderung oder durch Probleme, zum Beispiel Kriminalität, die ganze Aufmerksamkeit in der Erziehung auf sich ziehen. Nicht selten kämpfen diese übersehenen Geschwisterkinder ein Leben lang mit den Spätfolgen des Erlebten.
Maya, die Protagonistin der Geschichte, ist ein typisches Beispiel. Durch einen Zwischenfall in der Familie muss sie sich im Erwachsenenalter um ihren autistischen Bruder kümmern, was sie immer tiefer in eine mentale Krise stürzen lässt. "Das Leid, das entsteht, wenn man seine eigenen Bedürfnisse immer hinten anstellt, ist ein wichtiges Motiv", erklärt die Autorin. In einer zweiten Zeitebene wird Mayas Kindheit und damit der Ursprung des zentralen Konflikts beleuchtet. "Ich finde, es ist ein sehr faszinierendes und ergreifendes Thema, das zwar langsam auch in der Psychologie ankommt, aber in der breiten Bevölkerung einfach immer noch nicht bekannt ist", erzählt Stefanie Gregg.
Nicht autobiografisch, aber...
Die Problematik ist für die Autorin weit mehr als nur ein Story-Aufhänger. "Ich habe mit Betroffenen gesprochen. Man darf inzwischen über das 'Glaskindsein' reden und auch aussprechen, dass man unter einer solchen Situation leidet oder gelitten hat. Es ist mir wichtig gewesen, die Probleme der 'Glaskinder' noch weiter in der Öffentlichkeit präsent zu machen", so Gregg. Inwiefern das Thema im Leben der Autorin selbst eine Rolle gespielt hat, ließ sie auf Nachfrage weitestgehend offen. Erfahrungen aus dem "engeren familiären Kreis" sollen aber einen Einfluss auf die Geschichte gehabt haben.
Zum jetzigen Stand ist "Das Glaskind" ein eigenständiger Roman und Gregg plant nicht mit Fortsetzungen. Als Zielgruppe sieht sie Leserinnen und Leser ab 16 Jahren. Obwohl ihre Leserschaft aus Erfahrung eher weiblich und über 30 Jahre alt ist, betont Gregg die übergreifende Relevanz. "In den Gesprächen, die ich geführt habe, kannte fast jeder in seinem unmittelbaren Umfeld ein 'Glaskind'. Es ist ein Thema, an das jeder andocken kann und deshalb würde ich mir wünschen, dass der Roman von möglichst vielen Menschen gelesen wird."
"Das Glaskind" kann sowohl als Taschenbuch als auch in E-Book-Form erworben werden. Dazu wird eine Hörbuch-Fassung angeboten. Der Roman ist in der Printfassung 351 Seiten stark und kostet 13 Euro.