Am Freitag wurde Paul Justice, Geschäftsführer des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung in Würzburg, darüber informiert, dass die Intensivstation der insolventen Rotkreuzklinik in Wertheim zunächst bis Samstagmorgen um acht Uhr geschlossen bleibt. Auch die Neurologie soll bis zu diesem Zeitpunkt abgemeldet bleiben. Die Notfallversorgung für Patienten in übrigen Bereichen soll aber weiterhin gewährleistet bleiben. Das teilte die Integrierte Leitstelle Main-Tauber Justice mit.
Wie eine Sprecherin der Rotkreuzklinik in Wertheim erklärt, habe die temporäre Schließung personelle Gründe. "Wir haben mehrere kurzfristige Krankmeldungen und andere ungeplante Ausfälle von Mitarbeitern", sagt sie. Sie stellt auf Anfrage der Redaktion die zeitliche Dimension der Abmeldung drastischer dar. Ob sich die Situation in der kommenden Woche ändern wird, sei ihr zufolge unklar. "Montagfrüh wird anhand der dann vorliegenden personellen Situation entschieden, ob die Intensivstation wieder geöffnet werden kann", so die Sprecherin. Dementsprechend wäre die Intensivstation mindestens das gesamte Wochenende außer Betrieb.
Erst kürzlich wurde bekannt gegeben, dass die Klinik den Status eines allgemeinen Krankenhauses verlieren und künftig als Fachklinik für Amputationsnachsorge und Schmerztherapie genutzt wird. Wie eine integrierte Notanlaufstelle potenziell funktionieren könnte, blieb vorerst offen.
Höheres Einsatzaufkommen muss bewältigt werden
Vor allem eine Schließung der Intensivstation über mehrere Tage wäre für Justice eine Nachricht mit Tragweite. Seine Aufgabe ist es, auch in den Landkreisen Main-Spessart und Kitzingen dafür zu sorgen, dass immer ausreichend Rettungswägen zur Verfügung stehen, um das Einsatzaufkommen zu bewältigen. Die sehr kurzfristige Nachricht aus Wertheim kam für ihn überraschend. "Wir rechnen mit einem erhöhten Einsatzaufkommen und vor allem längeren Fahrzeiten der Rettungswägen", erklärt Justice.
"Die Rettungsdienste in Wertheim stehen in dieser Zeit nicht mehr im gewohnten Umfang zur Verfügung, also müssen wir mit den Fahrzeugen aus anderen Standorten länger und mehr unterwegs sein", so Paul Justice. Das Rote Kreuz Main-Spessart hat bereits angekündigt, zur Unterstützung einen weiteren Rettungswagen aus Marktheidenfeld zu stellen.
Mehr Notfallpatienten in Lohr zu erwarten
"Egal, ob man einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt hat – für viele Notfallpatienten ist Wertheim die nächste Klinik", so Justice. Ein Krankenhaus, das laut ihm in den kommenden Tagen mit mehr Patienten rechnen müsste, ist das Klinikum in Lohr. Komme ein Patient aber zum Beispiel aus Uettingen, wäre die Anfahrt nach Würzburg am kürzesten.
Um die Konsequenzen einer zukünftigen Abmeldung des Rettungsdienstes in Wertheim abzuwägen, wurde vor mehreren Wochen ein Gutachten beauftragt. Es wird am Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement der LMU München erstellt und soll mithilfe retrospektiver Daten des Rettungsdienstes eine Prognose erstellen. "Die soll uns zeigen, was wir an zusätzlichen Strukturen brauchen, um eine Situation wie diese beherrschen zu können", sagt Justice.