Man muss kein gläubiger Katholik, nicht einmal Christ sein, um von der stillen Wucht der traditionsreichen Lohrer Karfreitagsprozession in den Bann gezogen zu werden. Das tiefe Schweigen der Menge und das dumpfe langsame Wummern der Trommel haben eine starke hypnotische Wirkung, die Ernst und Innigkeit schaffen, vor allem aber die Umstehenden auf begrenzte Zeit zu einer tief empfundenen Gemeinschaft verschweißen.
Derzeit laufen intensive Bemühungen der Lohrer Prozession die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe zu verschaffen. Dieses zu Recht, denn das unmittelbare Erleben des Zuges, mit seinen 13 durch die gesäumten Straßen getragenen Figuren, ist einzigartig.
Pfarrer Sven Johannsen und Joachim Salzmann aus dem Förderverein der Prozession hatten sich im Vorfeld Sorgen darüber gemacht, wie die jahrhundertealte Prozession durch die Corona-Pause gekommen sein mag – das zu Unrecht. Laut der Feuerwehr, die den Zug sicherte, waren es Tausende Menschen, die dabei sein wollten. "Mindestens so viele wie vor Corona, für mein Gefühl sind es sogar mehr Menschen als sonst und das trotz des schlechten Wetters", so sagte es einer der Verantwortlichen aus der Wehr. Fürs Erleben war das Regenwetter fast gleichgültig.
"Ich bin schon als Kind mitgelaufen", sagt Karin Heilgental. Die Prozession habe für sie einen starken religiösen Aspekt, sei aber gleichzeitig ein ganz besonderes Stück Lohr. Dabei zu sein schaffe eine einzigartige Verbundenheit. "Es ist sehr ergreifend, wenn die ganze Stadt schweigt, während die Trommel langsam und getragen geschlagen wird", sagt Heilgenthal.
Last im Gleichklang tragen
Der Tag der Prozession markiere einen regelmäßigen Wendepunkt im Jahr, vieles werde auf einen Punkt hin destilliert und es werde deutlich: "Jeder trägt sein Kreuz". Besonders schön und symbolisch sei dabei das Tragen jener Männer und der wenigen Frauen, die die Figuren durch die Straßen führten. "Keiner schultert so eine Figur allein, diese Last zu tragen, gelingt nur im Gleichklang mit anderen", das habe große Symbolik, sagt sie.
Erstmals in diesem Jahr ist nun auch die jüngste ihrer drei Kinder Teil der Prozession. "Mir ist es wichtig, dieses Stück Lohr weiterzugeben. Nur wer bei der Prozession mitmacht, der ist auch ein Teil der Stadt".
Emil Rausch (77) ist so einer, der dazugehört. Bald 15 Jahre lang war er einer der Träger – seine Figur: "Das Kreuz unserer Zeit". Es ist die bislang letzte hinzugefügte Figur. Pfadfinder und KAB tragen dieses schlichte Kreuz, das gegen Hass, Hunger, Lauheit und Spaltung gerichtet ist. Für den 77-Jährigen stehen an diesem Karfreitag die religiöse Erbauung und die Empfindung für das Vergängliche im Mittelpunkt. "Die Totenstille, wenn die Figuren vorbeigetragen werden und die Gemeinschaft des Moments, das alles macht die ungeheure Attraktivität unserer Prozession aus", sagt Rausch.
Ehre, Teil der Tradition zu sein
Isabelle Kraus ist auch ein Lohrer Gewächs, gehört zur Feuerwehr und schmückte in diesem Jahr Jona und den Wal. Die Kameraden der Wehr tragen seit jeher die schwere Figur. Immer vier Personen schultern sie. Fünfmal wird bis zum Ende des Zuges gewechselt. Die 40-jährige Kraus ist seit 35 Jahren dabei. Eine Ehre sei es, Teil dieser großen Tradition zu sein: "Aber eigentlich macht man das ganz für sich", sagt sie.
Für Lohr gehöre die Prozession seit Jahrhunderten zum Karfreitag und stelle einen eindrücklichen Moment großer Sammlung dar, sagt der Lohrer Pfarrer Sven Johannsen. "Da geht es entschieden auch um Inhaltliches." Das Leiden Christi werde annähernd greifbar. Auch das Leiden anderer komme den Prozedanten näher. Johannsen weist darauf hin, dass die Stationen der Prozession den Tätern bewusst keinerlei Raum schenkten. "Man sieht immer nur Jesus in der Position des Opfers und Opferns". Dahin lenke die Prozession den Blick.
Aber es war (leider) klar, daß wieder Kommentare wie der von guugelfisch und king_pansen aufkommen würden, die alles verächtlich machen, um sich selbst in den Vordergrund zu spielen.
Aha. Liebe Nicht-Christen, ihr seid wohl kein Teil von Lohr
Im Übrigen finde ich dieses martialische Gehabe eher furchteregend
Im Übrigen: die aufgeführte Aussage ist so die Kategorie "Wer den Karneval nicht liebt, kann kein echter Kölner sein" . So reden Eingefleischte (und gut, dass es die gibt), und der Rest weiß es einzuordnen. Der kluge Rest jedenfalls .
Im Zusammenhang mit Religion gab es schon immer die Frommen, die Fundamentalisten, die Interessierten und die Distanzierten. Nichts Neues unter der Sonne...
Und auch ansonsten erscheint Lohr ziemlich normal. Jedes Thema hat seine Fans und seine Hater und alles dazwischen. Vielleicht mal klären, was Ihr Verhältnis zu Religion ist..?
Finde ich auch ausgrenzend. Na die Katholische Kirche ist da gut darin auszugrenzen. Ist ja bekannt. Grund warum mich Kirche nicht die Bohne interessiert.
Danke für dieses lebendige Zeugnis für den Glauben!