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Aura
Ende der Sozialstation Aura: Der neue hessische Pflegedienst startet mit plattem Reifen
Ein Großteil des Personals der Sozialstation Aura und etwa die Hälfte der Patienten sind zum "Pflegedienst im Jossgrund" gewechselt. Die Erleichterung im Sinngrund ist groß.
Wolfgang Hirschmann aus Burgsinn kümmert sich um seine Frau Elise und ist dabei auf die Unterstützung durch einen Pflegedienst angewiesen.
Foto: Björn Kohlhepp | Wolfgang Hirschmann aus Burgsinn kümmert sich um seine Frau Elise und ist dabei auf die Unterstützung durch einen Pflegedienst angewiesen.
Björn Kohlhepp
 |  aktualisiert: 10.05.2023 09:34 Uhr

Am Dienstag hat die Sozialstation Aura ihre Patientinnen und Patienten zum letzten Mal gepflegt und dann, wie einen Monat zuvor angekündigt, ihren Dienst eingestellt. Für knapp die Hälfte der rund 65 Betroffenen geht es seit Mittwoch nahtlos beim "Pflegedienst im Jossgrund" aus dem hessischen Lettgenbrunn weiter. Dessen Leiter Sven Imgram berichtet auf Anfrage, dass sie etwa 30 Betreute übernommen hätten.

Weil zudem fünf Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter jetzt für den hessischen Pflegedienst arbeiten, würden die Patientinnen und Patienten weiterhin vom ehemaligen Stammteam der Sozialstation Aura betreut. Die Freude und Erleichterung bei den Betroffenen sei riesig, berichtet Imgram. "So was hab ich noch nicht erlebt. Da hat nur noch gefehlt, dass sie uns um den Hals gefallen wären."

Einer derjenigen, der erleichtert ist, dass es nach dem Aus der Sozialstation Aura weitergeht, ist der Burgsinner Wolfgang Hirschmann. Seine bettlägerige Frau ist bei dem hessischen Pflegedienst untergekommen. Erst sei er sich nicht sicher gewesen, ob es klappt, habe lange auf Post gewartet. Schließlich sei Pflegedienstleiter Imgram am Sonntag vor einer Woche vorbeigekommen, um alles durchzusprechen. Der 89-jährige Hirschmann findet es gut, dass das Pflegepersonal weiterhin dasselbe sei. Dreimal am Tag komme nun der hessische Pflegedienst vorbei.

Viel Aufwand nötig, um auf die Schnelle 30 Patienten der Sozialstation Aura übernehmen zu können

Und auch dessen Leiter Sven Imgram wirkt erleichtert, dass es tatsächlich geklappt hat. "Wir hatten zehn Tage Zeit, das alles fertig zu machen." Er spricht von einer "Nacht-und-Nebel-Aktion" und durchgearbeiteten Wochenenden. Er und seine Frau, mit der er den Pflegedienst leitet, seien zu allen Klientinnen und Klienten persönlich hingefahren. Sämtliche Patientendaten mit Gesundheitszustand mussten erfasst werden, Versorgungsverträge mussten erstellt und unterschrieben, die Touren geplant und Dokumentationsmappen angelegt werden. Auf den letzten Drücker hätten sie am Dienstag vom Auraer Bürgermeister den Schlüssel für einen kleinen Raum, in dem früher die Post gewesen sei, bekommen, der den Mitarbeitern jetzt als Station diene.

Fahrzeuge des Pflegedienstes im Jossgrund, der jetzt auch eine Niederlassung in Aura hat.
Foto: Sven Imgram | Fahrzeuge des Pflegedienstes im Jossgrund, der jetzt auch eine Niederlassung in Aura hat.

Am Mittwoch ging es los. Die Klienten hätten sich gefreut, dass sie von ihnen bekannten Pflegekräften weiter betreut werden, so Imgram. Eine ehemalige Mitarbeiterin der Sozialstation Aura, die aus Rumänien stammt, hat im Internet ein Bild mit einem Fahrzeug des neuen Pflegedienstes geteilt. Imgrams Pflegedienst hat jetzt zwei Frühtouren und eine Abendtour und dafür zwei Fahrzeuge in Aura abgestellt.

Glücklicherweise habe man die Autos übrig gehabt, unter anderem weil eines ein Schaltgetriebe hat, eine Mitarbeiterin in Hessen aber nur Automatik fahren durfte. Gleich bei der ersten abendlichen Tour im Sinngrund habe jedoch ein Fahrzeug einen Platten gehabt. Er wisse nicht, wie es zuging, aber irgendwer, vielleicht Nachbarn, hätten beim Reifenwechsel geholfen, so dass es nach einer halben Stunde Pause weitergehen konnte, berichtet Imgram.

Etwas Luft nach oben hat der hessische Pflegedienst noch

Die zwei morgendlichen Touren seien etwa zwei Stunden kürzer als eine normale Frühtour. "Das ist für den Anfang auch in Ordnung." Es bedeute aber auch, dass sie noch Kapazitäten hätten, falls Bedarf bestehe. Er schätzt, dass sie noch zehn weitere Klienten aufnehmen könnten. Klar sei aber: "Irgendwann machen wir den Deckel drauf."

Das Handicap des Sinngrunds nach dem Aus der Sozialstation Aura sei, dass im Umkreis von 15 Kilometern keine Alternative da sei. Lettgenbrunn ist 19 Kilometer von Aura entfernt. Am Anfang hätten auch er und seine Frau überlegt: "Machen wir das? Lehnen wir uns so weit aus dem Fenster?" Als sie ihren Hut in den Ring geworfen hätten, sei es ein Riesenhype gewesen, die Leute hätten sich in Scharen bei ihnen gemeldet. "Wir haben uns das nicht vorstellen können." Jetzt hofften sie, dass es etwas ruhiger wird. Ein freies Wochenende wäre mal wieder schön, sagt Imgram.

 
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Kommentare
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  • kratz.obersinn@web.de
    Alles Gute an Herrn Hirschmann..Viel Kraft für die weitere Pflege seiner Frau..

    und Vielen Dank an den Pflegedienst im Jossgrund der so schnell aushalf und Leute wie Herrn Hirschmann nicht im " Regen" stehen ließen !!!
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