
Eine einschneidende Veränderung steht bei der Karlstadter Baumschule Müllerklein bevor: Nur noch bis Juni werden die Kunden und Kundinnen dort Bäume, Sträucher, Stauden und andere Pflanzen kaufen können. Dann schließt der Einzelhandel. Der Betrieb aber geht weiter. "Wir beschäftigen uns dann überwiegend mit Auftragsprodukten für den Großhandel", sagen Vater Gerhard und Sohn Dominik Rüb, die beiden Geschäftsführer und Teilhaber der Firma.
Gerhard Rüb erklärt, man habe sich schweren Herzens zu diesem Schritt durchgerungen und nennt als Gründe den Mangel an Mitarbeitern und das veränderte Kaufverhalten der Kundschaft. Für den Verkauf sei viel hochqualifiziertes Personal nötig. Freitags und samstags sei der Kundenstrom im Endverkauf am größten. "Da aber will keiner arbeiten", so Vater Rüb.
Manche Kunden lassen sich ausführlich beraten – kaufen dann aber woanders
Um weiterhin den Einzelverkauf zu bewältigen, wären eigentlich sieben Kräfte nötig. "Aktuell haben wir noch eine halbe Kraft." Die beiden Firmeninhaber wollen die Produktion so ausführen, wie sie diese selbst bewerkstelligen können. Die Umstellung wird also für niemanden einen Wechsel in die Arbeitslosigkeit bedeuten.
Groß ist die Konkurrenz der Baumärkte und des Internet-Handels. Gerhard Rüb schildert Extremfälle: "Manche 'Kunden' lassen sich eineinhalb Stunden vom Verkäufer erklären, wie bestimmte Pflanzen zu pflanzen, zu pflegen, zu düngen und zu gießen sind, fotografieren die Etiketten mit dem Smartphone und sagen, sie müssten sich das noch einmal überlegen." Gekauft werde dann woanders.
Karlstadt liegt in einem trocken-warmen Weinbaugebiet
Vor allem bei Massenartikeln wie Heckenpflanzen sei dieses Phänomen zu beobachten. Vorwiegend einzelne große Bäume würden dagegen noch in der Baumschule gekauft. "Beim Anliefern sehen wir dann die Etiketten von Baumärkten." Diese würden oft nur ein saisonspezifisches Sortiment bieten, das sich schnell unter die Leute bringen lässt. "Wir dagegen haben stets das Vollsortiment."
Gibt es ein bestimmtes Segment, auf das sich die Baumschule Müllerklein künftig spezialisieren wird? Da Karlstadt in einem trocken-warmen Weinbaugebiet liegt, bieten sich wärmebedürftige Pflanzen wie Walnussbäume oder Esskastanien an. Veredelungen zählen die Rübs zu ihren Spezialgebieten. Weitere Produkte können Klimabäume sein. Solche also, die mit den sich verändernden Bedingungen zurechtkommen. Dazu zählen etwa der Amberbaum oder der Ginkgo.
Rund um Karlstadt war die Baumschul-Dichte einst hoch
Der Großhandel soll mit Pflanzen beliefert werden, die drei bis fünf Jahre lang in Karlstadt gezogen werden. Dazu steht den Rübs eine bewässerbare Fläche von 3,5 Hektar zur Verfügung. 1990 hat die Baumschule Müllerklein einen neuen Brunnen gebohrt. Die Genehmigung für die Wasserentnahme ist alle zehn Jahre zu erneuern. Die beiden Geschäftsführer hoffen, dass dies auch künftig problemlos vonstatten gehen kann.
Die 1864 gegründete Baumschule Müllerklein zählt zu den ältesten Deutschlands. In der Gegend um Karlstadt war die Baumschul-Dichte einst außergewöhnlich hoch. Gerhard Rüb (62) hat selbst ab 1976 bei Müllerklein den Beruf des Gärtners gelernt, arbeitete im Rheinland und in Oldenburg, machte die Meisterprüfung und in Schleswig-Holstein die Fortbildung zum Gartenbautechniker. 1989 wurde er Teilhaber der Firma Müllerklein, indem er die Anteile von Marianne Müllerklein erwarb. Dominik Rüb (37) ist Diplom-Ingenieur für Gartenbau. Er hat 2010 die Anteile von Rosemarie Müllerklein erworben.
Können Sie es sich nicht noch mal überlegen? Die Nachricht heute zum Frühstück hat mich geschockt und traurig gemacht. Ich habe immer alles für den Garten bei Ihnen gekauft und insgesamt drei Gärten mit Ihren Pflanzen gestaltet. Und dafür umzugsbedingt sogar einen weiteren Weg auf mich genommen. Warum? Weil Ihre Pflanzen von unschlagbarer Qualität sind! Sehr, sehr schade.