Büttner, Böttcher oder Küfer – der Beruf des Fassbindens trägt viele Namen, aber nur wenige Menschen erlernen dieses alte Handwerk heutzutage noch. Die Büttnerei Aßmann in Eußenheim ist eine der letzten ihrer Art. Genauer gesagt: die letzte Büttnerei Unterfrankens. Inmitten von Sägespänen, Spessarteiche und leeren Holzfässern findet man hier auch Fabian Schüler. Er ist nicht nur Büttner, sondern auch Deutscher Meister. Bei den "German Craft Skills" wurde der 22-Jährige als "Bundessieger im Beruf Böttcher" ausgezeichnet.
Ursprünglich stammt der 22-Jährige aus der Nähe von Gelnhausen in Hessen. Er arbeitet inzwischen seit drei Jahren in der Büttnerei Aßmann in Eußenheim – doch bis hier hin war der Weg beschwerlicher als gedacht. Bereits in der Schulzeit sei der Wunsch aufgekommen, einmal in diesem Handwerk zu arbeiten, so Schüler.
In der 8. Klasse habe er durch eine Dokumentation im Fernsehen erstmals von dem Beruf des Büttners erfahren und war von Anfang an hellauf begeistert, wie Schüler erzählt. Doch es gibt kaum noch Büttnereien in Deutschland und insbesondere keine im Umkreis von Schülers Heimatort in Hessen. Deshalb entschied er sich vorerst für die Lehre als Tischler in einem nahegelegenen Betrieb.
Vom Tischler zum Fassbinder
Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung als Tischler zog es den 22-Jährigen aber dann schließlich doch nach Unterfranken. Die Begeisterung für den Beruf sei einfach zu groß gewesen, so Schüler. Die Wahl fiel auf die Büttnerei Aßmann – nur knapp eine Stunde von Schülers Heimat entfernt. Hier angekommen, unterstütze man ihn aber tatkräftig. Chef Andreas Aßmann half bei der Wohnungssuche und die Kollegen nahmen ihn herzlich auf.
Neben dem Umzug nach Eußenheim brachte die Ausbildung zum Fassbinder aber allerlei weitere kleine Hürden mit sich. Denn wer im deutschsprachigen Raum eine Lehre zum Büttner anstrebt, wird sich wohl oder übel im gleichen Klassenzimmer wiederfinden – im schönen niederösterreichischen Pöchlarn. Hier befindet sich nämlich die Landesberufsschule für Holzberufe. Sie bildet alle angehenden Fassbinder aus Österreich, Südtirol, Deutschland und der Schweiz aus.
Dreimal für jeweils zehn Wochen besuchte Schüler die Schule in Österreich. Ein langer Zeitraum, in dem auch der Kontakt zum eigenen Betrieb schnell abreißt. Für Schüler ist das auch der Hauptgrund, warum viele vor der Lehre zurückschrecken.
In seinem Fall kam dann auch noch die Corona-Pandemie hinzu: Zwischenzeitlich durfte Schüler nicht einmal nach Österreich einreisen. Da hieß es dann: Homeschooling. Trotz aller Hindernisse ist der 22-Jährige heilfroh, sich für den Beruf des Fassbinders entschieden zu haben: "Man lernt die Möglichkeiten, die man mit dem Rohstoff Holz hat, komplett neu kennen".
An dem Beruf bewundert er vor allem die Komplexität und Vielseitigkeit: Wird das Holz einmal falsch aufgeschnitten, kann es nicht weiterverarbeitet werden. In Eußenheim verwendet man deshalb auch nur speziell ausgesuchte und gut biegsame Spessarteiche. Wie man aber die Eiche bearbeiten muss, damit später ein dichtes Holzfass entsteht, ist eine Kunst für sich – Geschick, Kraft und Kondition sind hier gefragt.
Ein unscheinbarer, aber wichtiger Beruf
Die Auszeichnung zum "Bundessieger im Beruf Böttcher" hat für Schüler persönlich keine sehr große Bedeutung, wie er zugibt. "Aber ich möchte auf den Beruf aufmerksam machen, der unscheinbar, aber wichtig ist", sagt Schüler. Seit einigen Jahren legen viele Winzer wieder mehr Wert auf die hochwertigen Holzfässer aus der regionalen Spessarteiche, so Schüler. Viele Büttnereien und Fassbinder, die diesen Wunsch erfüllen können, gibt es in Deutschland allerdings nicht mehr.
Für seine Zukunft kann sich der 22-Jährige vorstellen, seinen Meister in dem Handwerk zu machen. Durch seine Auszeichnung als Deutscher Meister winken ihm auch Weiterbildungsstipendien, die dieses Vorhaben finanziell unterstützen können. Sein großer Traum sei, irgendwann eine eigene Büttnerei zu leiten. Aber sich unter all den alteingesessenen Winzern einen Namen machen zu können, sei schwierig. Im Moment, so Schüler, fühle er sich aber mehr als wohl bei den Aßmanns – und in Eußenheim.