
Die Grünen in Karlstadt haben die Katze schon aus dem Sack gelassen. "Er ist jung, er ist engagiert und er hat Migrationshintergrund." Mit diesen Worten moderierte die Ortsverbandsvorsitzende Anja Baier am Dienstag den neuen Kandidaten für die Kommunalwahlen 2026 an. Das mit dem Migrationshintergrund stimmt allerdings nicht so ganz. Den hat der 27-Jährige – und außerhalb der Fraktion für viele überraschende – Kandidat höchstens im Hinblick auf seine heutige Wahlheimat in Main-Spessart. Rodi kommt eigentlich von der oberschwäbischen Grenze zum Allgäu.
Bei den Kommunalwahlen 2014 und 2020 hatte Stadtratsmitglied Armin Beck für das Amt des Bürgermeisters kandidiert. Mit Jonas Rodi soll nun ein jüngeres Mitglied des Karlstadter Ortsverbands in den Wahlkampf gehen. Darauf einigten sich die 18 Stimmberechtigten im Hotel Mainpromenade bei der Nominierungsversammlung am Dienstagabend mit 17 Ja-Stimmen und einer Enthaltung. Rodi trat den Grünen in Karlstadt 2020 bei und übernimmt seit 2022 die Funktion des Schriftführers im Ortsvorstand. "Er steht für die Zukunft und für das, was wir gerade brauchen", sagte Baier, bevor der Stettener selbst das Wort ergriff.
Wie im Laufe der Veranstaltung mehrfach betont wurde, ist Jonas Rodi mal wieder ein Kandidat aus einem Ortsteil von Karlstadt. Seit 2016 wohnt er in Stetten, wo er heute auch Fußball und die Tuba spielt, erzählt er in seiner Vorstellungsrede. In der Session 2019/2020 war er dort auch Faschingsprinz. Die Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik verschaffte ihm vor neun Jahren einen Job in einer Stettener Forschungsabteilung. Rodi machte einen Bachelor in physikalischer Technik und arbeitet heute in dem von der Firma Liebherr gegründeten Start-up "TerraVac" in Stetten. "Durch den Fußball habe ich mich hier schnell integriert und auch meine Frau kennengelernt", so Rodi.
Jonas Rodi mit erster Kampfansage an Hombach
Wie aber sieht sein politischer Antrieb aus? An diesem Punkt seiner Rede fiel auch der viel zitierte Satz: "Ich will Karlstadt gestalten und nicht nur verwalten." Sowohl den Ortsteilen als auch der Kernstadt bescheinigt der 27-Jährige großes verborgenes Potenzial, das es auszuschöpfen gelte. Er spricht in diesem Zusammenhang Herausforderungen wie die Vorbereitung auf Extremwetterereignisse, den Anschub dezentraler, erneuerbarer Energien, eine Karlstadter Mobilitätswende, aber auch die Vorbereitung auf Zuwanderung an.
Im Hinblick auf die bundespolitischen Bemühungen der Grünen, Klimaneutralität bis 2045 im Grundgesetz zu verankern, sagt Rodi, dass ihm dieses Datum zu spät komme. "Es ist die Rede von einer Mammut-Aufgabe und einer enormen Kraftanstrengung. Traue ich mir das zu? Ja! Traue ich das Herrn Hombach zu...?", lässt er offen. Er betont, dass das Karlstadter Klimaschutzkonzept und das Radverkehrskonzept nicht aus der Überzeugung des amtierenden Karlstadter Bürgermeisters Michael Hombach (CSU) angestoßen wurden, sondern die Initiative von den Grünen und engagierten Bürgern kam.
Auch Wirtschaft, Infrastruktur und Wohnen auf der Agenda
Um die Wirtschaft zu stärken, wolle er mit vielen Unternehmen in Kontakt sein, um Karlstadt attraktiv für die bestehenden Firmen sowie Neugründungen zu machen. "Dies natürlich nicht zu jedem Preis, zum Beispiel müssen unnötige Flächenversiegelungen verhindert werden", meint er.
Auch will der Bürgermeisterkandidat das "Zusammenleben fair gestalten". Dazu gehöre, sich für mehr Barrierefreiheit im Stadtgebiet starkzumachen und die Integration von neuen Mitbürgern aktiv zu fördern. Rodi, der mit vier Geschwistern aufgewachsen ist, stellt auch klar: "Wir müssen für junge Menschen und Familien Wohnraum schaffen, auch ohne mehr und mehr Flächen zu versiegeln." Mit seiner Nominierung sprach der Karlstadter Ortsverband Rodi nun sein Vertrauen aus, diese Themen anzugehen und den Kommunalwahlkampf 2026 zu führen.
Die Frage ist , ob sein Programm der Grünen , die Politik ist welche die Allgemeinheit will.
Es sind zuviele Allgemeinsätze z. Bsp. Wohnraum schaffen statt Versiegelung . Nicht jeder
hat zur Zeit soviel Geld übrig sich überhaupt neuen Wohnraum leisten zu können .
Zuwanderung - möchten diese viele Bürger aktuell überhaupt und nur mit der Industrie reden schafft noch lange keine neuen Arbeitsplätze .
Die Frage, ob die Allgemeinheit meine “grün” ausgerichtete Politik will, wird sich am 8. März 2026 zeigen.
Hinter den "vielen" Allgemeinsätzen stehen genaue Vorstellungen, welche ich hoffentlich bis zur Wahl an die Bürger vermitteln kann.
Es gibt genügend Familien, welche neuen Wohnraum benötigen, weil Ihre Wohnung zu klein wird, oder junge Menschen, welche eigenständig leben wollen und nicht mehr bei den Eltern. Da stellt sich die Frage, ob es für diese Menschen bezahlbaren Wohnraum gibt. Hier kann die Stadt Karlstadt z.B. über die Wohnbaugesellschaft WSK den sozialen Wohnungsbau forcieren. Gerade auf den Dörfern gibt es viele Leerstände oder große Häuser, welche nur noch von einzelnen Personen bewohnt werden. Diese "unbenutzten" Wohnfläche muss verhindert werden.
Ich möchte mit Unternehmen in Kontakt sein, um die richtigen Rahmenbedingungen für Wachstum und neue Arbeitsplätze schaffen zu können.
ob Er da nicht einer in seiner Blase lebt?
Wie ist wirklich die Stimmung in der Bevölkerung zu diesem Thema?
Noch etwas "grün" hinter den Ohren?
Bis 2045 Klimaneutralität geht ihm zu langsam.
Mittlerweilen macht der Düker zu....
Mein Vorredner stellt hier die richtigen Fragen.
ich lebe nicht in einer Blase und nehme die Bedenken der Bevölkerung ernst. Jedoch vertraue ich auch der Wissenschaft, welche zum einen Zuwanderung als eine Lösung des Fachkräftemangels sieht und zum anderen vor immer mehr Flüchtlingen durch die Folgen des Klimawandels warnt. Eine gute Integration bringt Vorteile für alle.
In dem oberschwäbische Dorf aus dem ich stamme, konnte ich vor 15 Jahren noch 1-2 Monate ohne Probleme Schlittenfahren. Die Kinder meiner Geschwister hatten dieses Jahr vielleicht 1 Woche genügend Schnee um Schlitten zu fahren. Wir haben nun seit Anfang März schon frühlinghaftes Wetter. Der Klimawandel ist jetzt schon deutlich spürbar! Es ist vorbei mit "Das regeln die Technologien der Zukunft"!
Mir ist bewusst, dass es Energie intensive Unternehmen auch in Karlstadt gibt für welche Klimaneutralität mit Investitionen verbunden ist. Das darf uns aber nicht vor ambitionierten Zielen abschrecken! Investitionen in die Zukunft sichert Arbeitsplätze!
vielen Dank für Ihre Fragen. Und ich vermute Sie kennen die ein oder andere Antwort schon.
Da ich noch kein Mandat hatte, bin ich noch nicht intensiv in Verwaltungsvorgänge involviert gewesen. Dies sehe ich als Vorteilhaft, so kann ich Prozesse noch kritisch hinterfragen und "frischen Wind" in die Verwaltung bringen.
Da ich mich seit 2020 intensiv mit Politik beschäftige und seit 2022 Schriftführer des OV Karlstadt bin, habe ich schon viele Einblicke in das "politische Leben" bekommen.
Als erster Angestellter eines Start-Up's habe ich in den letzten Jahren tiefe Einblicke in die Betriebswirtschaft erhalten. Eine Stadt ist allerdings kein Unternehmen im klassischen Sinn und kann nur bedingt so geführt werden. Es gibt Pflichtaufgaben wie z.B. Grund- und Mittelschulen, sowie Kitas, da können keine rein betriebswirtschaftlichen Maßstäbe angelegt werden. Das nennt man kommunale Daseinsvorsorge. Es gibt eben Pflichtaufgaben, die nicht kostendeckend sind.