Es war ein Aufregerthema vor vier Jahren. Sollen ein Seminarzentrum ("Eichenzentrum") im Hofgut Erlenfurt und eine Naturbegegnungsstätte beim Bischborner Hof gebaut werden? Dies hatte die damalige CSU-Regierung im Kabinett 2018 beschlossen, doch die geschätzten Kosten alleine für das "Eichenzentrum" in Erlenfurt liefen schnell aus dem Ruder – sie wurden schon damals auf 26,5 Millionen Euro geschätzt. Seit zwei Jahren ist es ruhig geworden um diese Projekte, man hört nichts mehr von offizieller Seite. Sind sie leise beerdigt worden?
Eine Anfrage dieser Redaktion beim von der CSU geführten Bayerischen Forstministerium ergab, dass das Eichenzentrum grundsätzlich und auch am Standort in Erlenfurt nach wie vor geplant ist. "Wir sind vom Konzept einer waldbezogenen Bildungseinrichtung überzeugt", erklärt die Presseabteilung. Allerdings müssten noch Fragen von Wasser und Abwasser am Standort Erlenfurt geklärt werden.
Das Forstministerium geht aber davon aus, dass sich diese Fragen lösen lassen, denn ein von der Regierung von Unterfranken vorgelegtes hydrologisches Gutachten sehe dies als grundsätzlich möglich an, heißt es in der Antwort auf die Anfrage. Es gebe noch wasserrechtliche Unwägbarkeiten, die hinsichtlich ihrer finanziellen Auswirkungen beurteilt werden müssen. Dies würde noch weitere Zeit in Anspruch nehmen.
Ist das Eichenzentrum noch gewollt?
Es ist also wohl möglich, das Hofgut Erlenfurt zum Seminarzentrum auszubauen, aber viel wichtiger ist die Frage, ist es überhaupt gewollt? Der ehemalige Landtagsabgeordnete Peter Winter aus Waldaschaff (Lkr. Aschaffenburg) hatte den Standort Erlenfurt für ein "Eichenzentrum", vereinfacht gesagt eine Bildungsstätte für den Wald, ins Gespräch gebracht. Das Bayerische Forst- und Landwirtschaftsministerium hatte diesen Vorschlag vorangetrieben.
Allerdings hält der CSU-Stimmkreisabgeordnete Thorsten Schwab das Hofgut Erlenfurt als Seminarzentrum im östlichsten Zipfel des Nachbarlandkreises Aschaffenburg gelegen für nicht geeignet. Der Standort sei zu abgeschieden, es fehle die Anbindung, meint er. Auch die hohen Baukosten würden gegen Erlenfurt sprechen. Was aber Schwab vor allem fehlt, ist eine Begeisterung in der Bevölkerung. Es habe viele kontroverse Diskussionen gegeben. "Wenn man so etwas baut, muss es heißen, toll, dass es kommt." Das sei nicht der Fall.
Schwab schlägt daher vor, nach einem Alternativstandort in der Region zu suchen und er deutet an, dass man da auf einem guten Weg sei. Es würde schon Vorschläge geben, über die er zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen dürfe. Weiter festhalten will Schwab an dem Plan einer Naturbegegnungsstätte am Bischborner Hof. "Das war schließlich meine Idee", sagt er und er drängt drauf, dass diese weiterverfolgt werde.
Dieses Zentrum mit Aussichtsturm und Waldspielplatz, das 2019 mit elf Millionen Euro veranschlagt worden war, soll allerdings vom Bayerischen Umweltministerium verwirklicht werden – so der Plan. Aber richtig vorangeht es auch dort nicht. Immer wieder hatte Schwab den schleppenden Verlauf der Planungen für die Begegnungsstätte im von den Freien Wählern geführten Umweltministerium kritisiert, obwohl es doch einen Kabinettsbeschluss gibt.
Auch jetzt ist man mit den Planungen nicht weiter. Auf eine aktuelle Anfrage antwortet die Presseabteilung im Umweltministerium: "Erst wenn ein von allen Beteiligten getragenes gemeinsames Gesamtkonzept für den Spessart entwickelt wurde, können auch die Kosten für eine Naturbegegnungsstätte abgeschätzt und weitere Schritte eingeleitet werden." Die Planungen müssten "von der Region getragen werden", so die Presseabteilung weiter. Beides fehlt aber offensichtlich. Es gibt weder ein Gesamtkonzept, noch Einigkeit in der Region.
Petition gegen das Eichenzentrum
Denn Anfang 2020 hatte der Verein "Freunde des Spessarts" mit einer Petition an die Staatsregierung seine Ablehnung für das Eichenzentrum im Hafenlohrtal deutlich gemacht. Die Petition lehnt "eine millionenschwere Bauinvestition aus Finanz- und Umweltschutzgründen" ab. Dies gilt auch für eine abgespeckte Form. Die Einrichtung wirklicher Waldschutzgebiete müsse Priorität haben. Auch die Aktionsgemeinschaft Hafenlohrtal hat das Aus für das Eichenzentrum gefordert.
Unterstützt werden die Umweltverbände von der SPD-Landtagsabgeordneten Martina Fehlner aus Aschaffenburg. Sie habe den Eindruck, erklärt sie auf Anfrage, "dass die Ministerien die Lust an beiden Projekten verloren haben". Wichtig ist für sie, dass das für diese Projekte vorgesehene Geld in der Region bleibt und nicht beispielsweise nach Oberbayern abfließt.