
Von Personal- oder Finanzentscheidungen bis hin zur Gebäudeverwaltung, die Aufgaben von Ehrenamtlichen im Kirchenvorstand sind vielfältig. Sie arbeiten dabei gemeinsam mit Pfarrerinnen und Pfarrern auf Augenhöhe. Am 20. Oktober 2024 werden die Kirchenvorstände in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern neu gewählt. Die Gemeinden möchten dabei vor allem die Beteiligung junger Menschen fördern. Das kirchliche Leben aktiv mitgestalten, lautet die Devise.
Ab Mitte Juni werden die Kandidierenden in den Gemeinden vorgestellt. Wir haben mit vier von ihnen gesprochen und sie nach ihrer Motivation gefragt.
1. Ernst Henning (62) aus Mittelsinn

"Wir haben eine neue Pfarrerin, die möchte ich gerne unterstützen", erzählt Ernst Henning, der seit 2006 Mitglied des Kirchenvorstands und seit 2012 Vertrauensmann der evangelischen Kirchengemeinde Mittelsinn ist. Insbesondere nach der Zusammenlegung der Pfarreien Burgsinn und Mittelsinn sind laut Henning die Gemeinschaft und eine gute Zusammenarbeit in den Fokus gerückt. Herausforderungen sieht er in der Gewinnung junger Menschen für die Kirche, vor allem in ländlichen Gebieten.
Deshalb werden moderne Initiativen angeboten: "Wir haben einen Happy Hour-Gottesdienst mit Musik und einen Action-Samstag für Kinder, wo spielerisch die Bibel erklärt wird", so Henning. Höhepunkte in seiner bisherigen Amtszeit waren für ihn die Renovierung des Gemeindehauses 2016 und die Generalüberholung der historischen Orgel: "Es war spannend zu sehen, wie die Orgelpfeifen ausgebaut und neue Dichtungen eingebaut wurden", erzählt er stolz.
Henning sieht seine Rolle im Kirchenvorstand als wichtigen Beitrag zum Gemeindeleben und betont: "Ich möchte etwas bewegen und die Kirche mitgestalten."
2. Carolin Esgen (54) aus Lohr

Carolin Esgen ist seit November 2018 Mitglied des Kirchenvorstands. Ihre Motivation: "Ich möchte meinen Glauben an Jesus Christus in der Öffentlichkeit vertreten und auch anderen das Positive zeigen, das mir Kraft gibt", so die Lohrerin.
Esgen betont die Bedeutung vielfältiger Angebote für alle Alters- und Personengruppen, von Kinderaktionen bis hin zu Jugend- und Erwachsenenangeboten. Ein Gottesdienst, der auch andere Zielgruppen ansprechen soll, ist laut Esgen die sogenannte "Tankstelle" des CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) – mit moderner Musik und freier Predigt.
Die Corona-Pandemie stellte laut Esgen auch die Kirchengemeinden vor große Herausforderungen, doch die dadurch ins Leben gerufene Übertragung der Gottesdienste auf YouTube sei ein Gewinn. Sie betont: "Es ist wichtig, Gemeinde vor Ort zu leben und Menschen einzuladen, aktiv mitzuwirken."
Am 14. Juli 2024 stellen sich die Lohrer Kandidierenden nach dem Gottesdienst im Ulmer-Saal vor und laden zu einem offenen Austausch ein.
3. Diana Schreck (38) aus Marktheidenfeld

"Mein Vorbild ist mein Opa. Er war jahrelang im Kirchenvorstand aktiv und hat trotz seines vollen Alltags als Schmied immer Zeit für sein Engagement gefunden", sagt Diana Schreck, die sich für die kommende Wahlperiode aufstellen lassen möchte. Besonders die Kinder in der Gemeinde seien ihr ein Anliegen: "Es ist mir wichtig, dass die Kleinen von Anfang an erfahren, dass es noch eine andere Dimension gibt als das alltägliche Leben." Vor allem möchte sie eines: Kindern und ihren Eltern eine Möglichkeit bieten, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen, so die zweifache Mutter.
Das macht sie aktuell bereits in der Krabbelgruppe und dem Kids-Treff: "Die Angebote sind offen für alle und ohne Verpflichtungen. Eine einfache Kontaktmöglichkeit für neue Familien in Marktheidenfeld", erzählt sie.
Schreck beobachtet, dass sich viele von der Kirche distanzieren, doch sieht darin auch eine Chance: "Ich möchte junge Familien begeistern, wieder am Gottesdienst teilzunehmen und die Gemeinschaft, die wir haben, zu erleben," erzählt sie. Ein Highlight für dieses Jahr sei das geplante Gemeindefest im Juli.
4. Gerd Rauh (67) aus Marktheidenfeld

"Man sieht oft nicht, was für Arbeit dahintersteht und welche Hürden es zu überwinden gilt, aber ich habe die 24 Jahre bisher nicht bereut", erzählt Gerd Rauh, der nun für seine fünfte Wahlperiode kandidiert.
Rauh ist besonders stolz auf den Kreativgottesdienst, der alle zwei Wochen stattfindet und vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde, um Jugendliche und junge Familien anzusprechen. "Das Angebot ist niederschwellig, mit modernen Liedern und wenig Liturgie. Es ist keine Gegenveranstaltung zum Hauptgottesdienst, sondern eine Alternative", berichtet er.
Warum er weitermacht? "Es stehen noch Projekte an, die ich angefangen habe, wie unser Pfarrhaus", so Rauh. Zudem möchte er weiterhin daran arbeiten, die Gottesdienste attraktiver zu gestalten. Er ermutigt auch andere, sich für das Amt des Kirchenvorstands zu begeistern: "Es lohnt sich auf jeden Fall, weil ich die Möglichkeit habe, das Gemeindeleben mitzugestalten und meine Ideen einzubringen."