Eine Kirche lebt von den Menschen, die sich für sie engagieren. Skandale, Finanzierungsprobleme und neue Organisationsstrukturen haben in den letzten Jahren viele Ehrenamtliche demotiviert. Zu den Osterfeiertagen haben wir sechs Menschen, von der Oberministrantin bis zum Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, gefragt: Warum engagieren Sie sich heute in der Kirche?
Dieter Heim aus Esselbach: Glaube kann nicht durch Vertuschung und Prunk zerstört werden
Dieter Heim ist bereits seit 1998 Pfarrgemeinderatsvorsitzender in seiner Heimatgemeinde. Er engagiert sich gerne lokal, weil er hier vor Ort etwas verändern kann. "Ich bin durchaus nicht immer mit allem einverstanden, was von oben so kommt, aber hier vor Ort bringe ich mich gerne ein." Außerdem ist ihm der soziale Halt wichtig, den ein solches Ehrenamt mit sich bringt. "Mein Ziel ist es, den Menschen die Möglichkeit offenzuhalten, ihren Glauben und ihre Beziehung zu Gott nach ihren Bedürfnissen zu erleben. Wir wollen durch unser Auftreten in der Öffentlichkeit bei Prozessionen und Veranstaltungen den Menschen zeigen, dass es in unserer Gemeinschaft schön ist." Er ist sich sicher, dass sein Team nach allen Kräften daran arbeitet, dieses Ziel zu erreichen. Möglicherweise engagiert sich Dieter Heim gerade wegen der Skandale in Köln, Limburg und Rom. "Unser Glaube ist nämlich zu wertvoll, als dass er durch Vertuschung, Prunk und halbe Wahrheiten zerstört werden kann. Ich sehe unsere Arbeit hier in der Pfarrei und der Pfarreiengemeinschaft lokal. Die Aufgaben müssen wahrhaftig, transparent und mit Blick auf das Wesentliche ausgeführt werden", sagt der Esselbacher.
Lea Hock aus Esselbach: Spaß an der Ministranten-Gemeinschaft
Die 16-jährige Lea Hock ministriert schon seit 8 Jahren und ist mittlerweile sogar Oberministrantin der Gemeinde Esselbach. Da ihre beiden älteren Geschwister auch schon ministriert haben, war ihr klar, dass sie das auch machen möchte. "Mir macht es besonders Spaß, mit den anderen Jugendlichen zu ministrieren und Gemeinschaft zu erfahren", ist sich Hock sicher. Dazu gehören auch die Mitorganisation des jährlichen Zeltlagers oder der Ausflug zum Schlittschuhfahren. In der Pfarrei organisiert sie zusammen mit den anderen Oberministranten das Anlernen und die Einteilung der Ministranten für normale Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen. Im Gottesdienst selber unterstützt sie den Pfarrer zum Beispiel beim Vorlesen von Meditationen. Hock ist sich sicher, dass sie ihr Ehrenamt noch nie aufgeben wollte, obwohl es manchmal neben der Schule schon stressig sei. "Wir freuen uns übrigens immer über gutgelaunten Zuwachs bei den Ministranten, egal ob Alt oder Jung", sagt sie lachend.
Doris Moser aus Marktheidenfeld: Weitergeben, was sie von Gott bekommen hat
Doris Moser ist 47 Jahre alt und bereits seit 1996 in der evangelischen Kirche in Marktheidenfeld engagiert. Dort ist sie in der Konfirmandenarbeit tätig, wo sie den Konfirmantenunterricht und die Freizeiten mitgestaltet. "Früher habe ich auch aktiv Jugendarbeit gemacht, die ich jetzt aufgrund meines Alters eher im Hintergrund organisatorisch und praktisch unterstütze", sagt sie. Darüber hinaus ist sie Mitglied des Kirchenvorstandes und im Redaktionsteam des Gemeindebriefes. Der Hauptgrund für ihr Engagement in der Kirche sei, dass sie in ihrem Leben so viel Gutes von Gott geschenkt bekommen habe, dass sie davon etwas weitergeben möchte. Das sieht sie auch als ihre Aufgabe als Christ an. "Nicht nur für mich zu leben, sondern auch etwas für andere zu tun", ist ihr Motto. Ein besonderes Anliegen ist ihr, für junge Leute da zu sein, sie auf ihrem Weg zu begleiten und sie zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. "Ee ist unheimlich schön und erfüllend, wenn man seine Gaben und Fähigkeiten für etwas Gutes einsetzen kann und anderen damit hilft", so Moser.
Birgit und Wilfried Abel aus Marktheidenfeld: Gemeinschaft trägt durch schwierige Zeiten
Die Ehepartner Birgit und Wilfried Abel engagieren sich beide in der evangelischen Kirchengemeinde Marktheidenfeld. Die 54-jährige Birgit Abel ist bereits die zweite Wahlperiode im Kirchenvorstand und zusätzlich im Bauausschuss, da das Pfarramt umgebaut und das Pfarrhaus saniert werden muss. "Jeder Christ braucht die Gemeinschaft mit anderen Christen", sagt sie. Am meisten Spaß mache ihr, wenn sie Angebote machen kann, die bei anderen Menschen Anklang finden. So organisierte sie einige Jahre ein Singprojekt mit professionellen Musikern. Zwischendurch sei sie aber auch einmal nahe daran gewesen, aus "ihrer" Kirche auszutreten. Und trotzdem ist die Gemeinschaft für sie das wichtigste und trägt sie auch durch schwierige Zeiten.
Ihr 71-jähriger Ehemann Wilfried Abel ist seit seinem 40. Lebensjahr in der Kirche aktiv dabei. Er war schon in der Jugendarbeit tätig, hat Familienfreizeiten mitorganisiert und in verschiedenen Posaunenchören mitgewirkt. Mittlerweile hält er sogar als Ehrenamtlicher Gottesdienste, denn er ist ausgebildeter Lektor und Prädikant. "Ich bin gläubiger Christ und möchte die frohe Botschaft von Jesus weitersagen. Das finde ich sehr wichtig in einer Zeit, wo Menschen Halt für ihr Leben suchen", so Wilfried Abel. Als sehr kommunikativer Mensch liebe er die Gemeinschaft und empfinde diese als sehr bereichernd. "Ich empfehle jedem, den Ruhestand nicht zu vergammeln, sondern sich ehrenamtlich einzusetzen. Es gibt für jeden ein Betätigungsfeld", so die Empfehlung des Seniors.
Waltraud Reinstein aus Esselbach: Möchte den Menschen helfen
Die 69-jährige Waltraud Reinstein aus Esselbach ist in ihrer Pfarrei als Seniorenbeauftragte viel gefragt. Sie organisiert und gestaltet Besuchsdienste, wenn jemand Gesprächsbedarf hat. Mittlerweile gibt es in der Pfarreiengemeinschaft Heilig Geist im Spessartgrund drei Personen, die für insgesamt ungefähr 70 Senioren zuständig sind. Jeden Monat findet in einem anderen Ort eine Veranstaltung statt, die sehr gut angenommen wird. Seit über 13 Jahren ist Waltraud Reinstein schon im Dienst der Senioren unterwegs. "Ich mache es unheimlich gerne und helfe den Leuten damit", freut sich die Seniorin. So stand auch ein Besuch des Böhmenstadls in Trennfeld auf dem Programm. Außerdem war Waltraud Reinstein Mitgründerin der Nachbarschaftshilfe und ist Mitorganisatorin der Hessentalwallfahrt.