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Lohr
Dreirad mit Augen, Blumenschmuck und Ferrari-Esel: Warum Frank Hoffmann mit einer Ape durch Lohr tuckert
Das italienische Tuk Tuk bezeichnet Hoffmann als sein "Spaßmobil". In seiner Sammlung hat er noch anderen ungewöhnliche Fahrzeuge.
Der Lohrer Frank Hoffmann hat ein Faible für ungewöhnliche Fahrzeuge. Eines davon ist eine Ape Calession, ein dreirädriges Kleinfahrzeug des Herstellers Piaggio.
Foto: Johannes Ungemach | Der Lohrer Frank Hoffmann hat ein Faible für ungewöhnliche Fahrzeuge. Eines davon ist eine Ape Calession, ein dreirädriges Kleinfahrzeug des Herstellers Piaggio.
Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 11.08.2024 02:34 Uhr

Keine Frage: Dieses Fahrzeug, das da auf der Lohrer Mainlände parkt, erweckt Aufsehen. Es dauert nicht lange, da ist das dreirädrige Vehikel umringt von einer aus Rentnern bestehenden Reisegruppe. Es wird gestaunt, gelacht und fotografiert. Frank Hoffmann kennt solche Reaktionen. Der 50-jährige Lohrer sitzt einige Meter weiter. Ihm gehört das Fahrzeug, das es seiner Einschätzung nach in Lohr nur einmal gibt: eine Ape Calessino.

Die Ape ist nur eines von etlichen ausgefallenen Vehikeln, die Hoffmann besitzt. "Ich mag keine Windkanalautos. Das Leben ist normal genug, da muss nicht jeder das gleiche fahren", lautet seine Begründung dafür, dass er eine Sammelleidenschaft für eher ungewöhnliche Fahrzeuge entwickelt hat.

Regelmäßig wird das Dreirad von Passanten bestaunt, wie hier von einer Rentner-Reisegruppe.
Foto: Johannes Ungemach | Regelmäßig wird das Dreirad von Passanten bestaunt, wie hier von einer Rentner-Reisegruppe.

Dabei, so sagt Hoffmann, hätte er sich noch vor einigen Jahren nicht vorstellen können, je einen solch ausgeprägten Hang zu ausgefallenen Fahrzeugen zu entwickeln, zu einem – wie er selbst sagt – "Messi in Sachen Fahrzeuge" zu werden. Zwar habe er sich bereits mit Anfang 20 ein altes Motorrad der Marke Harley Davidson gekauft, doch sein Auto sei lange ein schlichter VW Golf gewesen, "zugemüllt bis oben, das war mir völlig wurst", erzählt Hoffmann.

Mit einem britischen Sportwagen begann die Sammelleidenschaft

Doch dann hat ihn das Fieber gepackt. Es war 2009. Damals lebte Hoffmann, der beruflich als Vertriebler bei der Bosch Rexroth AG arbeitet, in der Schweiz. In seiner Freizeit besuchte er den Genfer Autosalon, eine der großen Automobilmessen der Welt. Dort entdeckte er einen offenen Sportwagen des britischen Herstellers Morgan – und war spontan wild entschlossen, sich einen der in Handarbeit und auf einem Holzrahmen gebauten Exoten zu kaufen.

Hoffmann telefonierte sich die Finger wund, quer durch Europa, bis er in England einen Händler fand, bei dem durch Zufall einer der nur limitiert verkauften Morgans frei geworden war. Über Nacht flog er dorthin und machte am nächsten Morgen den Kauf klar. Die Jungfernfahrt mit der Neuanschaffung führte wenig später von England nach Lohr.

Auch die Anschaffung der dreirädrigen Ape Calessino hat mit einem Auslandsaufenthalt Hoffmanns zu tun. Denn fünf Jahre lebte der Lohrer ebenfalls beruflich bedingt in China. Während der Zeit in Asien verbrachte er etliche Urlaube in Thailand. Und verliebte sich dort in die Tuk Tuks. Die dreirädrigen Motorrikschas sind dort weit verbreitetes Transportmittel.

Tuk Tuk kommt aus Italien statt Thailand

Eigentlich wollte Hoffmann sich ein solches Tuk Tuk in Thailand kaufen und nach Deutschland bringen. Doch das, so sagt der 50-Jährige, hätten TÜV- und Abgasregelungen nahezu unmöglich gemacht. Im Internet stieß Hoffmann schließlich auf die Alternative: die Ape Calessino, ein Produkt des italienischen Herstellers Piaggio. Bei einem Händler in Hammelburg schlug Hoffmann kurz entschlossen zu. Das sei im Jahr 2020 gewesen und gerade noch rechtzeitig. Denn wenig später, so erzählt er, sei der Verkauf der Gefährte eingestellt worden.

"Das Leben ist hart genug, da kann man auch mal Unfug machen."
Frank Hoffmann über seine dekorierte Ape

Rund 7000 Euro habe ihn das Dreirad bei der Anschaffung im Jahr 2020 gekostet. Seither habe die Ape deutlich an Wert zugelegt, schildert Hoffmann: "Unter 12.000 Euro findet man keine in diesem Zustand."

Doch der finanzielle Aspekt sei nicht die Triebfeder seiner Sammelleidenschaft. "Das ist ein Spaßmobil. Keiner braucht es – außer ich", macht Hoffmann keinen Hehl daraus, dass er sich an der Bewegung in ungewöhnlichen Fahrzeugen erfreuen kann wie ein Kind. Ihm gehe es nicht um das Schaulaufen und das bestaunt werden, sondern alleine "um Spaß an der Freud". Den hat er merklich, wenn er mit seiner Ape durch Stadt und Land rollt und der Fahrtwind in die Kabine weht.

Im Straßenverkehr braucht es Selbstbewusstsein

"Man darf sich selbst nicht so ernst nehmen", lautet da Credo Hoffmanns. Das zeigt sich auch an der Deko, die er seiner Ape verpasst hat: bunte Blümchen, aufgeklebte Augen, eine Veräppelung des Ferrari-Logos, ein Taxischild auf dem Dach, Lichterketten in der Weihnachtszeit. Ja, er mache sich "auch mal gern zum Affen", sagt Hoffmann über sich.

Jedenfalls wisse er nicht, ob die Leute am Straßenrand beim Anblick der vorbeifahrenden Ape Calessino aus Freude über den Anblick lachten – oder über ihn. Man merkt Hoffmann an, dass ihm das auch völlig egal ist. "Das Leben ist hart genug, da kann man auch mal Unfug machen."

Seine Freundin freilich schäme sich mitunter etwas für die automobilen Neigungen ihres Partners. Sie sei auch schon mal in der Ape mitgefahren, erzählt Hoffmann, hätte sich dabei jedoch "am liebsten einen Sack über den Kopf gezogen". Und ja, sagt der 50-Jährige, man müsse schon ein ordentliches Maß an Selbstbewusstsein haben, um sich mit einem solchen Vehikel in den Straßenverkehr zu trauen.

Ein Tripp zum Gardasee ist in Planung

Hoffmann indes strahlt nicht nur innerlich, wenn er am Steuer der Ape durch Stadt und Land rollt. Damit, das Kind im Manne auszuleben, hat er merklich kein Problem. Überhaupt: die Kinder. Bei ihnen, so erzählt Hoffmann, wecke der Anblick der Ape ehrliche Begeisterung. "Ein Ferrari würde bei Kindern nicht mehr Aufsehen erwecken", freut sich Hoffmann über deren regelmäßiges Winken. Allerdings ist die Fahrzeit begrenzt. Das liegt zum einen daran, dass Hoffmann seine motorisierten Raritäten – darunter unter anderem einen zweiten Morgan sowie acht durchweg exotischere Motorräder mit Baujahren bis zurück zu 1938 – nur bei gutem Wetter bewegt. Zum anderen sei er beruflich viel unterwegs, auch im Ausland, weswegen es ein bisschen an der Zeit für Ausfahrten fehle. So kämen auch bei der Ape pro Jahr nur wenige hundert Kilometer auf den Tacho.

Die Verzierung mit Blumen und Aufklebern stammt von Hoffmann selbst.
Foto: Johannes Ungemach | Die Verzierung mit Blumen und Aufklebern stammt von Hoffmann selbst.

Ab und an fährt Hoffmann mit seinem motorisierten Dreirad mal nach Würzburg oder durch den Spessart. Irgendwann jedoch wolle er damit auch mal bis an den Gardasee knattern, schildert er seine Pläne. Doch zumeist rollt die Ape durch Lohr. Kleinere Reparaturen an seinen Fahrzeugen erledigt er übrigens selbst. Doch insgesamt, so sagt Hoffmann, sei er "ein besserer Fahrer als Schrauber".

Das nächste Gefährt soll ein Oldtimer werden

Und wie geht es weiter mit Hoffmanns automobiler Sammelleidenschaft? Er habe bereits ein nächstes Objekt im Blick, sagt er, getreu seinem Motto "Beschenke dich selbst, dann weißt du, dass es gut wird". Details will Hoffmann noch keine verraten. Nur so viel: ein echter Oldtimer. Er spare bereits darauf und warte, bis er irgendwo ein vernünftiges Fahrzeug des Typs finde.

Bis dahin freut sich Hoffmann weiter an dem, was er hat. Mitunter, so sagt er, gehe er auch einfach in eine seiner Garagen, ein Glas Rotwein in der Hand, und genieße den Anblick seiner Fahrzeuge.

Nur ein Problem gibt es: So langsam wird der Platz knapp. Sechs Garagen habe er, sagt Hoffmann, für weitere Anschaffungen wäre eine siebte hilfreich. Er hoffe daher darauf, so lacht der 50-Jährige, dass er seine Mutter davon überzeugen könne, altersbedingt auf ihren Wagen und die dazugehörige Garage zu verzichten – um Platz für das Ausleben seiner Sammelleidenschaft zu schaffen.

 
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