Von außen sieht es aus wie ein Smart, innen ebenfalls wie ein ganz normales Auto. Selbst eine Klimaanlage und Bluetooth zum Musikhören stecken in dem kleinen Gefährt. Der große Unterschied prangt als Sticker hinten auf der Kofferraumtür: Die Zahl 45 steht in schwarzen Ziffern auf weißem Hintergrund. Das heißt, dass dieses Auto nur 45 Stundenkilometer fährt, "Mopedauto" werden solche Fahrzeuge auch genannt. Am Steuer sitzt normalerweise Marie-Sophie Görtler. Die Schülerin aus Seifriedsburg brauchte ein verlässliches Verkehrsmittel für den Schulweg.
Zu der Entscheidung für ein Mopedauto führten mehrere Gründe, ihr Fall ist komplex: Schon mit 15 Jahren und einem Führerschein der Klasse AM für Moped und Roller darf man ein solches Auto fahren. In diesem Alter wollte Görtler von der Realschule in Gemünden auf das Gymnasium wechseln. Ohne Französisch in der Realschule war es ihr allerdings nicht möglich, das Gemündener Gymnasium zu besuchen; in Karlstadt konnte sie mit Spanisch einsteigen. Das bedeutete einen Schulweg von über 20 Kilometern; mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist einmal Umsteigen inklusive.
Die Busverbindung ist "komplett unzureichend"
Die Busverbindung nach Seifriedsburg bezeichnet die Schülerin als "komplett unzureichend". Wenn sie um 13 Uhr Schulschluss hat, ist sie um 13.30 Uhr in Gemünden. "Da ist der Bus nach Seifriedsburg aber schon fünf Minuten weg", so Görtler. Erst zwei oder drei Stunden später würde wieder ein Bus fahren. "Ich müsste eher aus der Schule raus und nichts dürfte Verspätung haben." Also fährt sie jeden Tag von Seifriedsburg nach Gemünden und dort mit dem Bus oder Zug weiter. Ein- bis zweimal pro Woche, wenn der Unterricht bis spätnachmittags geht, fährt sie sogar bis Karlstadt.
Für die gut 20 Kilometer braucht Görtler auch mit Tempo 45 nur etwa 30 Minuten. "Das geht relativ flott, weil ich ja auch selten bremsen muss. Ich bin die ganze Zeit Vollgas unterwegs", sagt Görtler und lacht. Gegen einen Roller habe gesprochen, dass bei Kälte und Regen wieder keine Lösung für den Schulweg da gewesen wäre. Froh ist sie über die Automatik-Schaltung: "Das ist ziemlich gut. Man lernt auf dem Roller das Fahren. Wenn ich jetzt auch noch eine Schaltung gehabt hätte – ich glaube, ich wäre da gar nicht klargekommen."
Mit ihrer Mutter sei sie zur Übung im Dorf herumgefahren und anschließend zunächst nur auf der Strecke nach Gemünden unterwegs gewesen. "Irgendwann habe ich mich dann auch getraut, nach Karlstadt zu fahren. Am Anfang hatte ich schon Angst, dass jemand hinten reinfährt. Man sieht es ja auch nicht gleich, dass es kein Smart ist." Von Gemünden nach Karlstadt muss sie auf der B26 fahren, auf der schnelle Autos und Laster unterwegs sind.
Die begrenzte Geschwindigkeit sieht der ADAC als Sicherheitsrisiko der Mopedautos an. Leichtmobile würden beim Thema Crashsicherheit außerdem keinen gesetzlichen Sicherheitsanforderungen unterliegen, wie sie für Pkw gelten. Verglichen mit einem 45 km/h schnellen Roller oder Moped ist das Schutzpotenzial eines Leichtfahrzeugs immer noch besser, schreibt der ADAC allerdings weiter und empfiehlt, den Einsatz auf den Stadtverkehr zu begrenzen.
"Wenn es hell ist und nicht neblig, fühle ich mich eigentlich schon sicher", sagt Görtler. Dann würden die anderen Autofahrer sehen, dass sie langsamer ist und könnten leichter überholen. Im Winter komme es vor, dass es dunkel ist, wenn sie zur Schule fährt. Dafür hat sie sich mittlerweile eine Strategie überlegt: "Wenn Fahrzeuge sehr schnell von hinten ankommen, mache ich kurz das Warnblinklicht an."
Sich der Gefahren bewusst sein
Eine brenzlige Situation erlebte die Schülerin bereits: Als die Bundesstraße wegen Bauarbeiten gesperrt war, fuhr sie über Eußenheim. Dort habe ein Laster so knapp überholt, dass er beinahe ihren Außenspiegel gestreift hätte. "Das hat mich richtig schockiert. Ich hatte echt Angst, dass der mich irgendwie mitnimmt."
Durch den Artikel der Main-Post hofft sie, dass Verkehrsteilnehmer sich der langsamen Autos bewusst werden. Die mittlerweile 18-Jährige hat nun selbst den Autoführerschein in der Hand und sieht so den Straßenverkehr anders: "Ich habe auch schon überlegt, ob ich auf mein Auto vorbereitet wäre und ich glaube fast, ich wäre es nicht."
Ein Schritt in die Selbstständigkeit auf dem Land
Ein großer Vorteil für die Jugendliche war es, nicht mehr auf die Fahrdienste der Eltern angewiesen zu sein: "Damals war das schon cool, weil ich wirklich selbstständig war", sagt die 18-Jährige. Der weiteste Ausflug führte sie und ihre Freundin zum Frühstücken nach Bad Kissingen. Mit Zwischenstopps waren sie etwa ein bis eineinhalb Stunden unterwegs. "Damals hatte sie noch keinen Führerschein und ich noch keinen 'richtigen'. Da sind wir einfach überall mit meinem Auto hingefahren", sagt Görtler. Das macht sich auch beim Kilometerstand bemerkbar, der schon bei mehr als 12.000 Kilometern liegt.
Wer so argumentiert ist sicher auch der Meinung, alles,was kleiner als SUV ist, hat gefälligst auf der Straße nix zu suchen.
Im Straßenverkehr wie auch anderswo kommt es allerdings NICHT auf die Größe an.
Und Rücksichtnahme ist in erster Linie von den Stärkeren den Schwächeren gegenüber geboten und einzufordern.
So machen Sie sicher ALLES richtig und die allgemeinen Lebensrisiken sind für Sie und die Ihrigen auf ein Mindestmaß reduziert.
Ich persönlich halte trotzdem einiges davon,mit Rücksichtnahme und Verständnis für schwächere Verkehrsteilnehmende umsichtig und vorausschauend am gesellschaftlichen Leben und den sich dadurch bedingenden öffentlichen Verkehrsbewegungen teilzunehmen.
Das kann ja jeder Mensch nach freiem Willen für sich selbst entscheiden.
die zuckeln mit 60 über die Landstraße
die sind genauso ein Verkehrshindernis
wenn man sich im Straßenverkehr bewegt, sollte man die Vorschriften schon weitgehend kennen. Einige Fahrschulen bieten hierfür sogar Kurse an.
§16 StVO: Im Übrigen darf außer beim Liegenbleiben (§ 15) und beim Abschleppen von Fahrzeugen (§ 15a) Warnblinklicht nur einschalten, wer Andere durch sein Fahrzeug gefährdet oder Andere vor Gefahren warnen will, zum Beispiel bei Annäherung an einen Stau oder bei besonders langsamer Fahrgeschwindigkeit auf Autobahnen und anderen schnell befahrenen Straßen.