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Karlstadt
Drei Jahre nach dem Umzug in die Hauptstraße: Läuft der Stadtladen in Karlstadt?
Tante-Emma-Läden hießen früher die Geschäfte, in denen es irgendwie alles zu kaufen gab. Mit Warmuths Stadtladen gibt es so etwas in der Art in Karlstadt wieder. Geht das Konzept auf?
Ingrid und Armin Warmuth führen den Stadtladen in der Karlstadter Innenstadt. Eine Zwischenbilanz, drei Jahre nach dem Umzug in die Hauptstraße.
Foto: Tabea Goppelt | Ingrid und Armin Warmuth führen den Stadtladen in der Karlstadter Innenstadt. Eine Zwischenbilanz, drei Jahre nach dem Umzug in die Hauptstraße.
Tabea Goppelt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:23 Uhr

Seit dem Umzug von der Alten Bahnhofstraße in die Hauptstraße ist in Warmuths Stadtladen viel passiert. Die größte Veränderung waren die Lebensmittel, die wenige Wochen später mit eingezogen sind. Ingrid Warmuth (57) und ihr Mann Armin Warmuth (62) stemmten das alles in Eigenregie, inklusive der Sanierung des Gebäudes. Im Gespräch erzählen sie, was sich in den vergangenen drei Jahren getan hat – und wie sie die Zukunft des Stadtladens sehen.

Den Laden in der Hauptstraße haben Sie 2020 gekauft, saniert und eingerichtet. Eine große Investition, die sich gelohnt hat?

Ingrid Warmuth: Ja. Eigentlich wollten wir ja nichts mehr kaufen in unserem Alter. Aber wir haben uns dann doch noch durchgerungen.

Seit Sie in den Laden umgezogen sind, gab es einige Herausforderungen zu meistern. Viele Supermärkte hatten während Corona und dem Ukrainekrieg teils Lücken in den Regalen. Wie haben Sie diese Engpässe erlebt?

Armin Warmuth: Dass wir kein Material für den Umbau hatten, war eigentlich das größte Problem.

Haben Sie bemerkt, dass sich das Kaufverhalten durch die Krisen verändert hat, kaufen die Leute anders ein?

Ingrid Warmuth: Ja, coronamäßig schon. Sie wissen jetzt auch: Wenn es nichts gibt, gibt es nichts. Mit Corona hat man eigentlich gelernt, dass man auch mit anderen Artikeln, anderen Marken, zufrieden sein muss.

Hatten Sie vor der Pandemie vermehrt Kundenwünsche?

Ingrid Warmuth: Ich habe mich auf die Kundenwünsche eingestimmt. Ich musste auch erst einmal herausfinden, was gefragt wird. Mittlerweile weiß ich, worauf ich achten muss. Ich bestelle es dann auch mal mit – und wenn der Artikel nicht läuft, lasse ich ihn wieder auslaufen.

Schon zu Beginn hatten Sie einige regionale Artikel im Sortiment. Sind über die Jahre weitere Kooperationen dazugekommen?

Armin Warmuth: Wir haben Bier von einer Ein-Mann-Brauerei aus Stadelhofen. Bäcker haben wir – keine Großbäckerei, die backen noch selbst. Wir haben einen Hausmetzger, der uns beliefert. Viele regionale Winzer.

Ingrid Warmuth: Honig aus Eußenheim, Eier und Nudeln aus Arnstein, Pesto aus Steinfeld, Gemündener Pizza. Die kommen rein und fragen, ob sie mal Produkte zum Ausprobieren ausgeben dürfen. Oder ich sage: Ich habe noch Platz, ich lasse euch rein und wir gucken, wie es anläuft. Mir war es wichtig, dass ich auch die Kleinen unterstützen kann, wenn es angenommen wird.

Mittlerweile sind die Lebensmittel vom hinteren Teil des Ladens nach vorne gewandert – entwickeln Sie sich immer weiter zum Lebensmittelgeschäft?

Ingrid Warmuth: Als wir mit den Lebensmitteln hinten waren, durften wir die heiße Theke auch nur hinten einrichten. Das war ein Anstoß. Weil: Lebensmittel laufen besser. Schreibwaren zwar auch, aber nicht so. Ich denke, die Schreibwaren gehen zurück. Klar hat die erste Klasse ihre Listen. Aber die höheren Klassen machen jetzt schon alles auf dem Laptop. Ich lasse meine Schreibwaren, ich habe auch alles da – aber ich reduziere.

Vorne stehen nun die Lebensmittel; Schreibwaren und Schulranzen sind in den Hintergrund gerückt.
Foto: Tabea Goppelt | Vorne stehen nun die Lebensmittel; Schreibwaren und Schulranzen sind in den Hintergrund gerückt.
Wäre es dann besser, nur noch auf die Lebensmittel zu setzen?

Ingrid Warmuth: Nein. Ich habe so viele Touristen, die sagen mir immer: So einen Laden haben sie noch nie gesehen – wo alles in einem ist. Ich habe jetzt auch noch Haushaltsartikel aufgenommen; ich bin noch nicht fertig mit meinem Umkrempeln. Neue Ideen habe ich gerade keine, sonst kriegt mein Mann die Krise (lacht).

Und welche Produkte kommen am besten an?

Ingrid Warmuth: Mein Bäcker und mein Metzger. Das sind die zwei besten Argumente. Metzger gibt es ja hier keine, leider.

"Ich habe so viele Touristen, die sagen mir immer: So einen Laden haben sie noch nie gesehen."
Ingrid Warmuth führt den Stadtladen in Karlstadt
Die Wohnung über dem Laden wollten Sie im Anschluss sanieren – hat der Einzug mittlerweile geklappt?

Armin Warmuth: Da oben waren Sozialräume. Damen- und Herrentoiletten, Umkleideräume, alles zwei Meter hoch gefließt. Im Januar 2021 sind wir eingezogen.

Ingrid Warmuth: Das wurde komplett saniert. Mein Mann ist Handwerker, der kann das. Sonst könnte man solche Objekte gar nicht machen. 

Wie ist es, direkt über der Arbeit zu wohnen? Lässt sich das Privatleben gut davon trennen und ist Feierabend wirklich Feierabend?

Ingrid Warmuth: Wir haben keine Klingel (lacht). Wer unsere Handynummer hat, kann anrufen. Es kommt schon vor, dass jemand anruft: Mir ist das oder das ausgegangen, kann ich kurz vorbeikommen? Da sage ich immer ja, eigentlich. Aber wir haben keine Klingel. Auch meine Kinder kommen nur per Handy rein. 

Ein kleiner Zukunftsausblick zum Abschluss: Was planen Sie in den nächsten Jahren für den Laden?

Ingrid Warmuth: Ich will den Laden noch optimieren. Man darf nicht stehen bleiben. Es muss immer wieder etwas Neues dabei sein. Wenn es langweilig wird, dann wird es mir auch langweilig. Ich brauche immer wieder einmal Veränderung, wenn ich den ganzen Tag hier stehe.

Pläne für einen frühen Renteneintritt gibt es also keine?

Ingrid Warmuth: Nein, das bin ich auch gar nicht. Ich brauche meine Arbeit.

Armin Warmuth: Sie will bis 70 machen (beide lachen herzlich).

 
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  • A. Sazyma
    Ein großartiger Laden von großartigen Menschen!
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