
Bei Rohrbach, entlang der Bahnstrecke und bis zum Aussiedlerhof Endres, soll eine Photovoltaik-Freiflächenanlage in der Größenordnung von 26 Hektar entstehen. Zumindest beantragte der regionale Energieversorger Die Energie die Änderung des Flächennutzungsplans auf diesem Gebiet. In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses Karlstadt gab es kritische Nachfragen zu dem Vorhaben.
Niklas Müller, Prokurist und Technischer Leiter Netze bei Die Energie, stellte den Ausschussmitgliedern die Pläne vor. Von der Entwicklung bis zum Betrieb soll alles in der Hand des Versorgers bleiben, auch wenn sich das Unternehmen den Projektpartner "Thüga - Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG" ins Boot holen will.
Die private Flächensicherung sei bereits abgeschlossen und durch Pachtverträge fixiert. Dort könnten 47.000 Module aufgestellt werden, mit einer Stromerzeugung von 30.000 Megawattstunden pro Jahr. Das wären mehr als 10 Prozent der Energie, die in Karlstadt im gesamten Stromnetzgebiet im Jahr fließt, so Müller. Die Investitionskosten würden bei 22,5 Millionen liegen, die technische Nutzungsdauer bei 40 Jahren, die Abschreibung bei 25 Jahren. Eine Inbetriebnahme im Jahr 2027 sieht er als realistisch an.
Eventuell neues Umspannwerk bei Waldzell als Einspeisepunkt
Als Einspeisepunkt müsste ein Umspannwerk bei Waldzell entstehen oder das Umspannwerk der Bahn genutzt werden. Für eine Fläche von rund sieben Hektar hatte der Stadtrat im September 2021 bereits einstimmig beschlossen, den Flächennutzungsplan zu ändern. Dieses Vorhaben wurde jedoch nie umgesetzt. Nun geht es um einen deutlich größeren Bereich. Die grundsätzlichen Vorgaben des Stadtrates an den Standort und das Vorhaben werden laut der Stadtverwaltung eingehalten.
Zum einen grenze der Standort unmittelbar an die Bahnstrecke Würzburg-Fulda und der Eingriff in das natürliche Landschaftsbild sei hier bereits vorhanden. Zur freien Landschaft hin sei der Standort wenig einsehbar, da er östlich des Bahndamms zum Karlburger Grund hingeneigt liegt.

Zu den Vorgaben "geringe Bonität der landwirtschaftlichen Flächen" und "Bürgerbeteiligung" folgte dann eine kleinere Diskussion im Ausschuss. Besonders Stadtrat Armin Beck (Bündnis 90 / Die Grünen) zeigte sich enttäuscht darüber, dass einige Bereiche über dem vorab abgestimmten Richtwert, einer Bonität von maximal 40, liegen. Er sehe es mehr als kritisch, dass Flächen mit höherer Bonität für die PV-Anlage genutzt werden sollen.
"Das gilt es, im weiteren Verfahren zu diskutieren und abzuwägen", schaltete sich Stadtrat Gunter Müller (Freie Wähler) ein. Die richtige Vorgehensweise sei seiner Meinung nach, die gesamte Fläche zu prüfen und zu schauen, was landwirtschaftlich noch zu nutzen wäre. Niklas Müller von Die Energie erläuterte, dass die Werte aus dem Jahr 1972 stammen würden und dass das Unternehmen die Flächen vom Finanzamt Aschaffenburg neu einschätzen lassen habe. Die durchschnittliche Bodenschätzung liege für den geplanten Bereich bei rund 43.
Marco Amrhein, Fachbereichsleiter Bauwesen und Stadtentwicklung der Stadt Karlstadt, erklärte, dass die Stadtverwaltung die Pläne so akzeptieren würde und die Reaktion der Landesbehörden abwarten wolle. Etwa 3,6 Hektar würden über dem Bodenwert von 40 liegen.
Hombach: Bürgerbeteiligung habe man "auf dem Schirm"
"Ein Landwirt kann auch gut einschätzen, wie gut der Boden ist", sagte Bürgermeister Michael Hombach. Ein Großteil der Fläche sei durch Aufschüttungen im Zuge des Trassenbaus entstanden und habe daher eine heterogene Bodenzusammensetzung sowie sehr eingeschränkten Ertrag, fügte Müller an.
Stadtrat Stefan Rümmer (SPD) sprach das Thema Bürgerbeteiligung an, welche Pläne es dafür gebe. Die finale Entscheidung dazu werde mit dem Stadtrat gemeinsam getroffen, erklärte Müller. Ein Bürgersparbrief von regionalen Banken würde sich etwa anbieten. "Wir haben es auf dem Schirm", sagte Bürgermeister Michael Hombach.
Die Verwaltung befürwortet die Einleitung der Bauleitplanverfahren und will mit dem Vorhabensträger vor den weiteren Verfahrensschritten einen städtebaulichen Vertrag zur Regelung der Zusammenarbeit schließen.
Der Bauausschuss beschloss letztlich einstimmig, dem Stadtrat die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des Bebauungsplans "Solarpark Rohrbach 2" zu empfehlen.