Eine Stadt lebt von ihren Menschen. Herausragende Persönlichkeiten prägen dabei in besonderer Weise das Zusammenleben, etwa als Politiker, Sportler, Künstler, durch ihr ehrenamtliches Engagement oder ihren Einsatz im Beruf. Der Marktheidenfelder Fotograf Christian Schwab (53 Jahre) hat auf Wunsch der Stadt Marktheidenfeld seit 2020 insgesamt 50 Persönlichkeiten fotografiert, darunter zum Beispiel die Brauereichefin Maria Martin, der frühere Altfelder Bürgermeister Georg Fertig oder die Mesnerin Margret Menig.
Die Motive, so Schwab, seien vom Stil her an die Fotoserie von Christian Schmid aus dem Jahr 1998 angelehnt: Schwarz-Weiß-Fotografien, die Menschen in für sie typischen Situationen, Kleidung und Posen zeigen, etwa die "Tante" Anna Eckert aus dem Cafè Nägler mit einem Kuchengedeck. Generationen von Jugendlichen ließen sich von ihr verköstigen.
Willy und Christoph Schleunung: Wie der Vater so der Sohn
Willy Schleunung, der die gleichnamige Druckerei gründete, lehnte für Schmids Foto lässig an einer Druckmaschine. Vor kurzem hat es ihm sein Sohn Christoph Schleunung gleichgetan, als er für Christian Schwab posierte. "Mit den Fotos werden Erinnerungen an diese Menschen wach gehalten", so Schwab bei einem Rundgang durch die Ausstellung im Franck-Haus, die am Freitagabend eröffnet wird.
Wen hätte der Fotograf sonst noch gerne vor der Linse gehabt? Bedauerlich findet Schwab, dass er keine Gelegenheit hatte, die Brüder Manfred und Thomas Stamm gemeinsam zu porträtieren. Auch wenn sich der Ältere, der frühere stellvertretende Bürgermeister von Marktheidenfeld, der 2018 gestorben ist, und das aktuelle Stadtoberhaupt äußerlich nicht ähnlich sahen, verfolgten sie doch beide das gleiche Ziel, so Schwab.
"Ich würde es sehr schätzen, wenn diese Fotoserie, ein kleiner Schatz von Marktheidenfeld, auch in Zukunft fortgeführt werden würde – gerne auch von einem anderen Fotografen, der seinen Stil miteinbringt", sagt Schwab.
Schwabs Lieblingsstück hat klare Strukturen, nichts ist retuschiert
Am besten gefällt ihm selbst das Foto des Elektroinstallateurs Christian Knittel am Marktheidenfelder Mainkai im Schatten der alten Brücke. "Er wirkt sehr authentisch mit seiner Zigarre in der Hand, dem karierten Hemd und den Hosenträgern", beschreibt Schwab. Gleichzeitig schätze er die Klarheit des Bildes, das Strukturen, wie etwa die Falten in Knittels Gesicht, hervorhebt. An den Bildern hab er nichts retuschiert, höchstens mal einen temporären Pickel.
Besonders beeindruckend findet Schwab die Komposition des Bildes mit Helga Schmidt-Neder: die strenge Architektur des Baumhof-Kindergartens im Hintergrund im Kontrast zu den filigranen Blüten und Gräsern im Vordergrund – dazwischen eine "adrette" Frau im schwarzen Hosenanzug, die sich locker an eine Holzstütze anlehnt. "Das Foto haben wir kurz nach dem Ende ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin aufgenommen", erinnert sich Schwab.
Tipps des Fotografen Christian Schwabs für die Hobbyfotografie
- Manchen Menschen ist es unangenehm, wenn sie fotografiert werden und sie schauen vielleicht verkniffen. Dann hilft es, mit ihnen zu reden, um die Stimmung zu lockern.
- Statt eine Ganzkörperaufnahme von Kopf bis Fuß zu machen, ist es besser, nur den Oberkörper im Bildausschnitt abzubilden.
- Christian Schwab arbeitet gerne mit Tiefenschärfe. Das heißt, der Fokus des Bildes liegt auf dem Mensch im Vordergrund, der Hintergrund wird unscharf dargestellt.
- Es ist wichtig, das Hauptmotiv im Fokus in den goldenen Schnitt zu rücken, anstatt es mittig zu platzieren. Der Mensch sollte sich in einem Drittel des Bildes befinden. Dadurch gelingt es, die Aufmerksamkeit des Betrachtenden auf das Motiv zu ziehen und ein Foto wirkt ästhetisch.
- Der Fotograf empfiehlt, auch mal ungewöhnliche Hintergründe und Lichtverhältnisse zu wählen, etwa in Gegenlicht zu fotografieren, um Schatten stärker wirken zu lassen.