
Im zeitaufwendigen Bewerbungsprozess in Richtung Unesco-Weltkulturerbe hat die Papiermühle Homburg, deren Träger der Landkreis Main-Spessart ist, den nächsten Schritt erreicht: Sie steht nun auf der deutschen Vorschlagsliste, informierte Sebastian Gehret von der Landkreisverwaltung den Ausschuss für Bildung, Sport und Kultur im Rahmen der jüngsten Sitzung.
Die sogenannte Tentativliste dient als Grundlage für künftige nationale Nominierungen. Von dieser Liste werden in den kommenden Jahren Vorschläge beim Unesco-Welterbezentrum in Paris zur Evaluierung eingereicht. Gehret erklärte, dass im weiteren Verfahren ausführlich zu begründen sei, dass die gemeinsam nominierten sechs europäischen Papiermühlen im internationalen Vergleich einen außergewöhnlichen universellen Wert besitzen und wie dieser Wert langfristig erhalten und geschützt wird.
Im September 2025 soll vorläufige Bewertung erfolgen
Neben dem Handwerks- und Industriedenkmal im Triefensteiner Ortsteil Homburg haben final die Papiermühlen Niederzwörnitz im Erzgbirge, Velké Losiny (Tschechien), Pescia (Italien), Duszniki-Zdrój (Polen) und Capellades (Spanien) ihre gemeinsame Bewerbung eingereicht. Jetzt können die vorbereitenden Arbeiten für den eigentlichen Antrag beginnen, erklärte Gehret. Federführend für die inhaltliche Ausarbeitung des transnationalen Antrags ist Polen.

Für die Unterlagen der Papiermühle Homburg arbeiten Museumsleiter Johannes Follmer, das Landratsamt Main-Spessart, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sowie das Auswärtige Amt zusammen. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass bis Sommer 2025 am gemeinsamen Dossier gearbeitet wird. Im September 2025 soll die vorläufige Bewertung bei der Unesco in Paris eingereicht werden.
Kulturelle Beratung für die Papiermühle Homburg
Seit Februar 2023 arbeitet das Beratungsbüro Kulturstrategen Fishberg unter Leitung des Marktheidenfelders Dr. Björn Johannsen für die Papiermühle Homburg. Ziel ist es, die Ausrichtung des Museums zu professionalisieren. Johannsen stellte dem Gremium in der Sitzung Analyseergebnisse und erste Maßnahmen vor.
Die Fishberg-Agentur untersuchte die bestehenden Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit, der Wissensvermittlung, des nachhaltigen Besuchsmanagements und des Tourismus der Papiermühle. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass insbesondere Fachbesucher die Papiermühle als Werk der Industriekultur und des Papierhandwerks schätzen. Um ihnen die Orientierung zu erleichtern und zusätzliches Wissen zu vermitteln, arbeiten Johannsen und Follmer unter anderem an einem Wegesystem sowie einem mehrsprachigen Audio-Guide-Konzept.
"Wilde 13": Woher die Versuchspapiermaschine ihren Namen hat
Im Anschluss an die theoretischen Ausführungen besichtigten die Ausschussmitglieder die erstmals in Betrieb genommene Versuchspapiermaschine. Viel Fingerspitzengefühl sei notwendig gewesen und viel Zeit vergangen, bis Ingenieure und Installateure die kleine Labormaschine zum Laufen gebracht hätten, so Gehret.
Auch bei der Vorführung wurde schnell klar, dass die Maschine wohl nicht geeignet ist, störungsfrei Papier "am laufenden Band" zu produzieren. Immer wieder mussten die Fachmänner einschreiten, und Walzen nachjustieren und Störungen beseitigen. Da ist es nur zu verständlich, dass sie die Maschine der Firma Kämmer aus Osnabrück mit der Seriennummer 13 liebevoll als ihre "wilde 13" bezeichnen.
Jetzt sei es möglich, so Johannes Follmer, alle geschichtlichen Zeitepochen der Papierfertigung in Homburg zu zeigen – von der manuellen Herstellung mit Sieb und Bütte über die vorindustrielle Pappenfabrik bis hin zur heutigen Produktion mit einer Langsiebmaschine.