
Lenny Miguel Ferreira Rei will Dart-Weltmeister werden, nicht nur einmal, sondern mindestens fünffach. Der 18-Jährige aus Wertheim ist fest davon überzeugt, dass er das schafft. "Er hat Talent und Disziplin. Wir müssen schauen, wo es hinführt", sagt Manfred Herwig, Vorsitzender des Dart-Club Marktheidenfeld, zu den ambitionierten Zielen.
Im Dart-Sport ist geistige Stärke das Wichtigste. Herwig erklärt: "Selbst wenn der Gegner besser spielt, kann ich gewinnen, weil ich mental in einer besseren Verfassung bin." Das erfordere Konzentration und drücke man dadurch aus, dass man zum Beispiel fest auf beiden Beinen steht oder Augenkontakt hält. "Der Gegner muss merken, dass ich überzeugt bin, zu gewinnen."
Dart-Spieler trainieren Konzentration und Wurftechnik
Dieses Verhalten kann man trainieren, ebenso wie die Wurftechnik und die Fokussierung auf eine Zahlenfolge. Deshalb treffen sich die rund 25 aktiven Spieler des Dart-Club Woche für Woche zum Training. An diesem Abend sind etwa ein Dutzend im Vereinsheim an der Lengfurter Straße und werfen ihre Pfeile (Darts) auf die Scheiben, die an der Wand aufgereiht sind.

Zielscheibe, Pfeile, Punkte: Die Regeln beim Dart
Beim Dart hat jeder Spieler drei Würfe. Je nachdem in welche Felder der Dartscheibe er trifft, erhält er Punkte. Die Zahlen von eins bis 20 sind auf der Zielscheibe so angeordnet, dass sie vom Spieler genaue Treffsicherheit erfordern. Zusätzlich zu dem sogenannten Bulls-Eye (Mittelpunkt) gibt es Bereiche, in denen Punkte doppelt oder dreifach zählen.
Zwischen dem sogenannten Steeldart, bei dem die Pfeilspitzen aus Metall sind, und dem E-Dart mit seinen Kunststoffpfeilen gibt es einige weitere Unterschiede. E-Dart-Boards bestehen beispielsweise ebenfalls aus Kunststoff und beinhalten Elektronik. Die erreichten Punkte müssen die Spieler beim Steeldart, anders als beim E-Dart, selbst im Kopf ausrechnen. Je nachdem wohin der erste Pfeil trifft, muss ein Spieler unter Umständen kurzfristig eine neue Strategie verfolgen.
Bei der Turniervariante 501-Double-Out treten zwei Spieler gegeneinander an und werfen abwechselnd. Die Punkte werden von 501 abwärts gezählt. Wer zuerst bei null ankommt, gewinnt. Wie groß Zielscheibe, Felder oder Abstand zum Werfer sind, wie schwer die Darts sind und wie hoch die Scheibe hängt, gibt das Regelwerk vor.

"Die meisten Menschen kennen die Regeln aus den Fernsehübertragungen", ist Vereinsvorsitzender Manfred Herwig überzeugt. Spätestens seit dem Finale der Weltmeisterschaft (WM) im Januar, bei dem der Engländer Michael Smith 7:4 gegen den Niederländer Michael van Gerwen siegte, würden sich viele Menschen für den Sport interessieren.
Nur das eigene Können ist beim Dart entscheidend
Michael Warmuth (39) aus Hafenlohr hat 2007 das Dart-Fieber gepackt, nach einem Duell zwischen Raymond van Barneveld und Phil Taylor. Das sei in seiner Bedeutung vergleichbar mit einem Fußball-WM-Finale zwischen Holland und Deutschland, soll Taylor einmal gesagt haben.
Er kaufte sich ein Dartboard, trainierte alleine zu Hause, bevor er sich 2018 dem Marktheidenfelder Verein anschloss. Rückblickend sagt er, es sei ihm ergangen wie vielen anderen auch: Er habe geglaubt, er sei nicht gut genug, um im Verein mitzuhalten.

Wie erfolgreich ein Spieler ist, hängt vom eigenen Können ab, erklärt Warmuth. Selbst wenn man mit anderen gemeinsam in einer Mannschaft spielt, werfe man seine Darts doch alleine. Den Marktheidenfelder Michael Väth begeistert, dass Dart ein körperloser Sport ist. Das heißt, anders als etwa beim Fußball, gibt es keine Fouls. Egal ob Mann oder Frau, jung oder alt, groß oder klein – jeder kann auf vergleichbarem Niveau gegen jeden spielen.
Fairness und Freundschaft im Dart-Sport
Herwig ergänzt: "Es gibt keine strittigen Entscheidungen. Entweder ein Dart steckt in der Scheibe, oder nicht." Für Warmuth sind es auch die Werte, die in seinem Sport gelebt werden: "Wir pflegen eine langjährige Freundschaft zu unseren Gegnern und loben sie auch mal, wenn sie gut gespielt haben." Für viele der 70 Mitglieder ist der Verein ein sozialer Treffpunkt.
Einer der Fußball-Stammtischbrüder brachte 1982 die ersten Darts mit nach Marktheidenfeld. Im früheren Gasthaus "Eiche" in der Friedenstraße wurde fortan geworfen, erinnert sich Manfred Herwig. Im Jahr drauf gründeten er und sechs seiner Freunde den Verein. Zwei Jahre später zogen sie ins eigene Vereinsheim, die früheren Umkleideräume des Freibads am Mainufer.

Im Viertelfinale der Bayerischen Dart-Meisterschaften
Auch Lenny Miguel Ferreira Rei hat die Begeisterung für den Sport gepackt, als er zum ersten Mal die Dart-Weltmeisterschaft im Fernsehen verfolgt hat. Das alte elektronische Dart Board seines Vaters war schnell aus dem Keller gekramt und die beiden haben regelmäßig zu Hause trainiert. "Mein Vater war ziemlich bald kein ernst zu nehmender Gegner mehr für mich", sagt der Schüler überzeugt. Er suchte nach neuen Herausforderungen und ist mit einem Freund zum Dart-Training nach Marktheidenfeld gekommen.
Immerhin hat es Ferreira Rei im ersten Anlauf bei den Bayerischen Meisterschaften bis ins Viertelfinale geschafft und ist dort nur knapp an seinem Gegner gescheitert. Enttäuscht war der Schüler dennoch. Für ihn zählt nicht, dabei zu sein, sondern er will gewinnen. Deshalb nutzt er die Zeit zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn am 1. September, um "jede Sekunde zu trainieren".