Überall hört man vom Personalmangel bei Handwerkern. Teilweise ist es einfacher einen Termin beim Facharzt, als beim örtlichen Fliesenleger zu bekommen. Diese Trend beschränkt sich aber keinesfalls nur auf die Baubranche, auch Metzgereien klagen über Personalnot. Wir haben uns bei den Metzgern im Raum Marktheidenfeld umgehört und nach möglichen Gründen gefragt. Sven Pfister von der Metzgerei Pfister mit Filialen in Marktheidenfeld und Esselbach betreibt sein Geschäft in zweiter Generation.
"Mir war immer klar, dass ich Metzger lerne", berichtet der 46-Jährige. Er sei zwar in den Beruf hineingeboren, mache ihn aber sehr gern. Besonders den "Umgang mit Menschen" sehe er als positive Aspekt in seinem Job. Aktuell beschäftigt er zwölf Mitarbeiter, davon fünf Metzger.
In den vergangenen 15 Jahren habe er allerdings keinen neuen Metzger mehr einstellen können, einfach weil der Arbeitsmarkt so gut wie leer sei. Auch Fleischereifachverkäuferinnen finde er keine. Ohne seine Familie ginge es gar nicht mehr. Der Beruf hat laut Pfister ein schlechtes Image in der Gesellschaft. Das liegt seiner Meinung nach oft an Eltern, die ihren Kindern etwas vermeintlich "Besseres" wünschen. Für Pfister hat das ganze Handwerk mit diesem Problem zu kämpfen. Und es gebe keine wirkliche Lösung. Sven Pfister hofft zwar, dass das Ansehen seiner Zunft wieder besser wird, glaubt aber nicht wirklich daran.
Den Trend zu fleischloser Ernährung und größeres Mitgefühl mit Tieren sieht der Metzgerei-Chef hingegen nicht als Gründe dafür an, dass weniger Menschen in diesem Beruf arbeiten wollen.
Oftmals ist es Leuten egal, woher Lebensmittel kommen
Das Kaufverhalten der Menschen sei ein weiteres Problem für seine Branche, sagt Pfister. "Viele Menschen kaufen aus Bequemlichkeit im Supermarkt, dort bekommen sie alles auf einmal." Leider sei es dann auch oftmals egal, woher die Lebensmittel kommen. Mittlerweile kauft er seine Schweine lebend in der Umgebung ein, schlachtet jedoch nicht mehr selbst. In Esselbach habe er zwar seine Stammkundschaft, davon könne man aber nicht leben.
In Marktheidenfeld hat er einen Bäcker und das Lotto-Geschäft in seinen Betrieb integriert. Außerdem versucht er immer wieder Veranstaltungen zu initiieren. Der Sommerbiergarten in Esselbach sei ein großer Erfolg gewesen, dennoch sei ein nachhaltiger Effekt im täglichen Geschäft kaum zu spüren.
Handwerk brauchen wir tagtäglich
Ähnlich sieht die Situation Monika Gerberich, die zusammen mit ihre Mann die Altfelder Metzgerei Gerberich betreibt: "Der Beruf ist einfach unattraktiv". Die Bezahlung sei geringer als in der Industrie und die Arbeitszeiten seien für junge Menschen nicht attraktiv. Sie selbst sieht aber auch die Vorteile des Jobs: "Ich gehe sehr gerne mit Menschen um und das kann ich in der Metzgerei." Sie möchte nicht mehr in ihren eigentlich erlernten Beruf der Industriekauffrau zurück. Allerdings suche sie schon sehr lange Personal und finde niemanden, der geeignet ist. Eine Lösung für dieses Problem sieht auch Gerberich nicht.
Wenn es kein Umdenken gibt in Sachen Berufswahl und niemand diese Arbeit machen will, könnte es also sein, dass zukünftig immer mehr Metzgereien verschwinden.
schon an der Theke erlebt.