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Marktheidenfeld
Die Fachkräfte fehlen auch in Metzgereien: Warum will niemand mehr Metzger werden?
Auch die Metzgereien in Main-Spessart haben mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Die Metzgereibetreiber Monika Gerberich und Sven Pfister berichten aus dem Berufsalltag.
Sven Pfister in seiner Marktheidenfelder Filiale ist stolz auf sein Geschäft.
Foto: Dorothee May | Sven Pfister in seiner Marktheidenfelder Filiale ist stolz auf sein Geschäft.
Dorothee May
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Überall hört man vom Personalmangel bei Handwerkern. Teilweise ist es einfacher einen Termin beim Facharzt, als beim örtlichen Fliesenleger zu bekommen. Diese Trend beschränkt sich aber keinesfalls nur auf die Baubranche, auch Metzgereien klagen über Personalnot. Wir haben uns bei den Metzgern im Raum Marktheidenfeld umgehört und nach möglichen Gründen gefragt. Sven Pfister von der Metzgerei Pfister mit Filialen in Marktheidenfeld und Esselbach betreibt sein Geschäft in zweiter Generation.

"Mir war immer klar, dass ich Metzger lerne", berichtet der 46-Jährige. Er sei zwar in den Beruf hineingeboren, mache ihn aber sehr gern. Besonders den "Umgang mit Menschen" sehe er als positive Aspekt in seinem Job. Aktuell beschäftigt er zwölf Mitarbeiter, davon fünf Metzger.

In den vergangenen 15 Jahren habe er allerdings keinen neuen Metzger mehr einstellen können, einfach weil der Arbeitsmarkt so gut wie leer sei. Auch Fleischereifachverkäuferinnen finde er keine. Ohne seine Familie ginge es gar nicht mehr. Der Beruf hat laut Pfister ein schlechtes Image in der Gesellschaft. Das liegt seiner Meinung nach oft an Eltern, die ihren Kindern etwas vermeintlich "Besseres" wünschen. Für Pfister hat das ganze Handwerk mit diesem Problem zu kämpfen. Und es gebe keine wirkliche Lösung. Sven Pfister hofft zwar, dass das Ansehen seiner Zunft wieder besser wird, glaubt aber nicht wirklich daran.

Den Trend zu fleischloser Ernährung und größeres Mitgefühl mit Tieren sieht der Metzgerei-Chef hingegen nicht als Gründe dafür an, dass weniger Menschen in diesem Beruf arbeiten wollen.

Oftmals ist es Leuten egal, woher Lebensmittel kommen

Das Kaufverhalten der Menschen sei ein weiteres Problem für seine Branche, sagt Pfister. "Viele Menschen kaufen aus Bequemlichkeit im Supermarkt, dort bekommen sie alles auf einmal." Leider sei es dann auch oftmals egal, woher die Lebensmittel kommen. Mittlerweile kauft er seine Schweine lebend in der Umgebung ein, schlachtet jedoch nicht mehr selbst. In Esselbach habe er zwar seine Stammkundschaft, davon könne man aber nicht leben. 

In Marktheidenfeld hat er einen Bäcker und das Lotto-Geschäft in seinen Betrieb integriert. Außerdem versucht er immer wieder Veranstaltungen zu initiieren. Der Sommerbiergarten in Esselbach sei ein großer Erfolg gewesen, dennoch sei ein nachhaltiger Effekt im täglichen Geschäft kaum zu spüren.

Handwerk brauchen wir tagtäglich

Ähnlich sieht die Situation Monika Gerberich, die zusammen mit ihre Mann die Altfelder Metzgerei Gerberich betreibt: "Der Beruf ist einfach unattraktiv". Die Bezahlung sei geringer als in der Industrie und die Arbeitszeiten seien für junge Menschen nicht attraktiv. Sie selbst sieht aber auch die Vorteile des Jobs: "Ich gehe sehr gerne mit Menschen um und das kann ich in der Metzgerei." Sie möchte nicht mehr in ihren eigentlich erlernten Beruf der Industriekauffrau zurück. Allerdings suche sie schon sehr lange Personal und finde niemanden, der geeignet ist. Eine Lösung für dieses Problem sieht auch Gerberich nicht.

Wenn es kein Umdenken gibt in Sachen Berufswahl und niemand diese Arbeit machen will, könnte es also sein, dass zukünftig immer mehr Metzgereien verschwinden.

 
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Kommentare
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  • C. H.
    Ja die Bezahlung und der Umgang mit dem Personal scheint ein großes Problem zu sein. Liebe Metzger denkt mal darüber nach. Kenne mich in der Branche nach 40 Jahren ganz gut aus. Viele Metzger wechseln in andere Branchen müssen zu überleben.
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  • S. T.
    Ein Bekannter hat es neulich treffend formuliert: Die beiden großen Arbeitgeber sind wohl insbesondere ein Segen für MAR und toll für die Beschäftigten. Für den restlichen Arbeitsmarkt in und um MAR sind sie eine totale Katastrophe, weil sie alles vom Markt wegsaugen.
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  • B. S.
    Heutzutage will sich ja keiner mehr die Hände schmutzig machen und nicht früh aufstehen. Die meisten jungen Leute wollen studieren und vor dem Computer sitzen, meine Kinder sollen was Besseres sein und so weiter. Aber einen Sonntagsbraten will jeder auf dem Tisch stehen haben. Bei den Bäckern sieht es noch schlimmer aus.
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  • N. L.
    Es gibt auch noch Metzgereien die gehen mit den Angestellten um als wären sie Sklaven, selbst
    schon an der Theke erlebt.
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  • S. T.
    Das ist relativ einfach zu erklären. In Marktheidenfeld z.b in der der Firma die Zahnbürsten herstellt hat man in Vollkontischicht locker mal 3000 netto im Durchschnitt als Quereinsteiger mit 37.5 Wochenstunden. Als Metzger hat man das höchstens Brutto.
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  • F. W.
    tja.... aber mehr für Wurst bezahlen will auch keiner..... und jetzt?
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